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Wischer, Knöllchen, Weltrekord:
10 starke Frauen, die Automobil-
Geschichte schrieben

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Wussten Sie eigentlich, dass es ohne Frauen keine Heizung und keine Scheibenwischer im Auto geben würde? Das weibliche Geschlecht war maßgeblich an bahnbrechenden Erfindungen rund ums Fahrzeug beteiligt. Sie schufen Rekorde, erlebten Abenteuer, waren Pioniere. Vom ersten Raser-Knöllchen bis zur Entdeckung des Rückspiegels. Und sie waren Auslöser für die Erfindung des Führerscheins. Wir erinnern an 10 starke Frauen, die Automobilgeschichte geschrieben haben.


Anne d’Uzès: die erste Frau mit Führerschein und Knöllchen

Anne d’Uzès (1847 – 1933), Herzogin aus der Champagner-Dynastie Veuve Clicquot, entdeckte zur Jahrhundertwende das Autofahren für sich. Als sie sich einen Delahaye Typ 1 zulegte, sorgte das in der Männerwelt für Stirnrunzeln. Gemein: Sie musste extra ein „Premier Certificat de Capacité féminin“ ablegen – und war damit die erste Frau weltweit mit Führerschein. Leider auch die erste Frau weltweit mit Knöllchen, als sie ein Bußgeld von 5 Franc kassierte. Ihr Vergehen: Sie „brauste“ mit ihrem Delahaye mit 13 km/h (!) durch den berühmten Pariser Park Bois de Bologne.

491px Duchesse d Uzès quadrat

Margaret Wilcox: Ohne sie wäre es im Auto immer noch kalt

Am 28. November 1893 patentierte Margaret Wilcox (geboren 1838 in Chicago, Sterbejahr unbekannt) das weltweit erste Heizsystem im Auto (siehe Foto). Ihre Idee: eine Brennkammer unter dem Auto und ein Rohrsystem, durch das erhitztes Wasser unter dem Fahrgastraum geleitet wurde. Ergebnis: warme Luft im Inneren des Fahrzeugs. Die in Chicago geborene Ingenieurin soll auch den ersten Geschirrspüler und die Waschmaschine erfunden haben.


Patent Google

Dorothy Levitt: Sie erfand den Rückspiegel

Die britische Rennfahrerin Dorothy Levitt (1882 – 1922) erkannte als erste Pilotin, wie wichtig es ist, beim Fahren auch nach hinten zu sehen. In ihrem 1909 veröffentlichten Handbuch für Fahranfängerinnen „The Women and the Car“ empfahl sie nicht nur, öfter nach hinten zu schauen, sondern dafür auch einen Handspiegel zu nutzen. Die Idee wurde von Ford adaptiert, der Hersteller montierte ab 1927 Rückspiegel serienmäßig in seine Modelle.

Dorothy Levitt YT Creative Mind

Dorothée Pullinger: Sie baute das erste Auto nur für Frauen

Dorothée Pullinger (1894 – 1986), britische Ingenieurin mit französischen Wurzeln arbeitet zunächst als Chefin einer Munitionsfabrik im Nordwesten Englands. Nach Ende des 1. Weltkrieges wurde sie Direktorin einer Munitionsfabrik in Schottland, die wieder auf zivile Autoproduktion umstellte. Hier entwickelte sie aus einem Fiat Tipa 501 den Galloway 10/20 (20 PS) – das erste Auto nur für Frauen. Der Sitz war höher, das Armaturenbrett abgesenkt und das Lenkrad kleiner. 4000 Exemplare mit verschiedenen Motorisierungen verließen das Werk bis 1923.


Dorohee Pullinger BBC

Mary Anderson: Sie sorgte für klare Sicht im Auto

Mary Anderson (1866 – 1953) war Bauunternehmerin und betrieb eine Ranch in Kalifornien. Im Dezember 1902 sah Mary Anderson in New York, wie ein Straßenbahnfahrer bei geöffneter Windschutzscheibe fuhr, um beim plötzlich einsetzenden Eisregen überhaupt etwas zu sehen. Das Erlebnis beeindruckte sie nachhaltig, zu Hause skizzierte sie eine handbetriebene Maschine, Andersons Vorrichtung bestand aus einem in Lenkradnähe angebrachten Hebel, mit dem der Fahrer bei Bedarf auf der Windschutzscheibe einen gefederten Schwingarm mit einem Gummiblatt in Bewegung setzen konnte, der anschließend wieder in die Ausgangsposition zurückkehrte. Ihr Patent brachte nur wenig Geld und lief 1920 ab.


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Bertha Benz: die erste Langstreckenfahrt der Automobilgeschichte

Bertha Benz (1849 – 1944) war die deutsche Pionierin des Automobils. Sie ließ sich ihre Mitgift auszahlen, mit dem Geld konnte ihr Mann Carl Benz den Motorwagen konstruieren. 1888 unternahm sie von Mannheim nach Pforzheim und wieder zurück (106 km) die erste Langstreckenfahrt mit dem Patent-Motorwagen Nummer 3, um Werbung für das Fahrzeug zu machen. Sie war damit die erste Frau am Steuer weltweit und der erste Mensch, der eine Langstreckenfahrt mit dem Automobil unternahm.


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Odette Siko: Die erste Frau, die Le Mans fuhr

Odette Siko (1899 – 1984) war eine französische Rennfahrerin und die erste Frau, die in Le Mans an den Start ging. 1937 nahm sie als Chefin eines vierköpfigen Frauenteams an den Yacco Oil Speed Trials in Montlhéry teil. In zehn Tagen brachen die Damen mit ihrem Mathis „Matford“ mit 3,6-Liter-V8 Motor insgesamt Geschwindigkeitsrekorde, zehn davon waren Ausdauer-Weltrekorde, fünfzehn internationale Rekorde der Gruppe C. Einige der Leistungen haben bis heute bestand. Der 2. Weltkrieg beendete Odette Sikos Karriere.


Odette siko

Suzanne Vanderbilt: die amerikanische Designkönigin

Suzanne Vanderbilt gehörten in den 50er Jahren in den USA zu den "Damsels of Design" - den "Fräulein der Formgestaltung" bei General Motors. Die Gruppe sollte Fahrzeuge speziell für Frauen entwerfen - aus der Sicht des weiblichen Geschlechts. Vanderbilt galt als Kopf der Gruppe und führte Komponenten wie aufrollbare Sicherheitsgurte in die Entwürfe ein. Lohn: Sie wurde später zur Chefdesignerin von Chevrolet ernannt.

Suzanne vanderbilt

Edith M. Flanigen: Sie erforschte sauberen Kraftstoff

Die amerikanische Chemikerin Edith M. Flanigen (*1929) forschte mit mineralischen Katalysatoren, die den Treibstoff für Autos sauberer und sicherer gemacht haben. Flanigen ist Inhaberin von mehr als 100 US-amerikanischen Patenten. Schon als 21-Jährige erwarb sie am D’Youville College in Buffalo, New York einen Bachelor in Chemie und 1952 an der Syracuse University in Syracuse, New York einen Master in anorganischer Chemie.



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Clärenore Stinnes: als erster Mensch mit dem Auto einmal um die Welt

Clärenore Stinnes (1901 – 1990), die Tochter des Großindustriellen Hugo Stinnes nahm 1925, mit 24 Jahren, zum ersten Mal an einem Autorennen teil. Nach 17 Rennsiegen galt sie als erfolgreichste Rennfahrerin Europas. Ab Mai 1927 brach sie mit einem Adler Standard 6 und ihren zwei Drahthaar-Terriern Billy und Lilly zu einer zweijährigen Weltreise auf. Die 46.000 km lange Route führte sie über den Balkan, Russland, China, Japan, die USA bis nach Chile. (dr)

Fotos: Real Fiction Filmverleih | Courtesy of General Motors Design Archives and Special Collections | National Inventors Hall of Fame | Daimler AG | By Dorothy Levitt / Autodidactyl at en.wikipedia - The Woman and the Car, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=25316772

Fraeulein stinnes faehrt um die welt orig stinnes portrait press Kopie

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