Generationenwechsel im Oldtimer-Markt: Wohin geht die Reise?
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Von TILL WAITZINGER
Die Saison 2025 ist eröffnet! Draußen mag es noch kalt und ungemütlich sein, doch die ersten großen Oldtimer-Messen des Jahres haben bereits stattgefunden. Traditionell startete die Szene mit der Bremen Classic Motorshow, gefolgt von der Retromobile in Paris – zwei Veranstaltungen, die unterschiedlicher kaum sein könnten.
Während Bremen mit Bodenständigkeit, frostigen Temperaturen im Parkhaus und einem regen Handel bei Händlern und Privatverkäufern punktet, ist Paris das glanzvolle Gegenstück: international, hochpreisig, voller automobiler Schätze, die oft erst nach der Messe einen neuen Besitzer finden. Dieses Jahr wurde dort das Le-Mans-Siegerauto von Jochen Rindt und Masten Gregory, ein Ferrari 250LM von 1965, für stolze 35 Millionen Euro versteigert. In Stuttgart wechselte ein Mercedes W196, einst gefahren von Fangio und Moss, für über 51 Millionen Euro den Besitzer – kein schlechter Auftakt für 2025.
Doch abseits der beeindruckenden Auktionsergebnisse stellt sich die Frage: Wie entwickelt sich der Markt für klassische Fahrzeuge weiter? Die gute Nachricht: Die Szene ist lebendig. Die weniger gute: Der Markt verändert sich – und das spürbar.
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Gefragtes Sammlerstück und definitiv nichts für den schmalen Geldbeutel: ein 1954er Ferrari 375 Plus, der in Le Mans und an der Mille Miglia teilnahm
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Die wichtigsten Markttrends 2025: Das erwartet uns
1. Wirtschaftliche Unsicherheit beeinflusst den Klassiker-Markt
Die allgemeine wirtschaftliche Lage und steigende Lebenshaltungskosten hinterlassen Spuren. Viele halten sich mit Käufen zurück oder lassen ihre Fahrzeuge vorerst in der Garage stehen.
2. Der Zuwachs an H-Kennzeichen verlangsamt sich
Zwar werden weiterhin Fahrzeuge über 30 Jahre als Oldtimer zugelassen, doch das Wachstum stagniert. Die Gründe sind vielschichtig – von strengeren Umweltauflagen bis hin zu steigenden Unterhaltskosten.
3. Spekulanten ziehen sich zurück – echtes Interesse bleibt
Die Zeiten von günstigen Finanzierungen sind vorbei, Kredite kosten wieder Geld. Das bedeutet: Fahrzeuge werden seltener aus reiner Spekulation gekauft, sondern eher von Enthusiasten, die wirklich einen Oldtimer besitzen möchten.
4. Werkstätten boomen, doch es fehlt an Nachwuchs
Oldtimer-Werkstätten haben volle Auftragsbücher, doch qualifizierte Fachkräfte sind rar. Junge Menschen, die bereit sind, sich auf die Technik klassischer Fahrzeuge einzulassen oder am Wochenende bei Events zu arbeiten, sind schwer zu finden.
5. Der Generationswechsel verändert den Markt
„Vom Vater zum Sohn“ – was lange galt, ist nicht mehr selbstverständlich. Viele langjährige Sammler lösen ihre Garagen auf, doch die nachkommende Generation hat andere Interessen. Besonders Fahrzeuge aus der Vorkriegszeit, den 50ern und 60ern verlieren an Wert. Britische Klassiker wie Austin Healey, Triumph, MG und sogar Jaguar sind schwerer zu verkaufen, und auch ein Mercedes Pagode oder Porsche 356 findet nicht mehr so leicht einen neuen Besitzer.
Dafür gewinnen andere Fahrzeuge an Bedeutung: Youngtimer und Newtimer, die „fahrbar“ sind, stehen hoch im Kurs. In Bremen war das gut zu beobachten – ein BMW E36 Cabrio war sofort verkauft, während ein Mercedes Ponton kaum Beachtung fand.
6. Neue Enthusiasten schaffen neue Marktsegmente
Der Markt passt sich an: Fahrzeuge, die früher als reine Gebrauchtwagen galten, tauchen vermehrt bei Auktionen auf und erzielen Höchstpreise. Neue Käufer setzen damit Trends – und Preise.
Auch wir bei OCC erkennen diesen Wandel und freuen uns, neue Partner wie den Heizr Club oder Emils Garage mit ihrem „Sundowner“ an unserer Seite zu haben. Es ist spannend zu sehen, was die Generation Z in der Szene aufbaut!
7. Technik-Skepsis verändert das Kaufverhalten
Selbst schrauben? Fehlanzeige! Viele junge Käufer scheuen sich vor aufwendigen Restaurierungen. Hohe Ersatzteilpreise und steigende Stundensätze in den Werkstätten führen dazu, dass nur noch Fahrzeuge in gutem bis sehr gutem Zustand gefragt sind. Das drückt die Preise im unteren Segment, während Spitzenfahrzeuge weiter hohe Summen erzielen.
8. Online-Auktionen gewinnen an Bedeutung
2024 war das Jahr der Online-Auktionen – und der Trend setzt sich fort. Erstmals wurden weltweit mehr Fahrzeuge online als auf klassischen Live-Auktionen versteigert, mit einem Anteil von 72 Prozent. Plattformen wie Bring a Trailer expandieren nach Europa, und auch Classic Trader ist inzwischen auf den Zug aufgesprungen.
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Ist er als künftiger Klassiker interessant für Sammler? Der neue Mini Cooper S wurde unter der Federführung von BMW konstruiert und 2001 vorgestellt
Welche Fahrzeuge könnten 2025 im Wert steigen?
Einige Segmente könnten in den kommenden Monaten besonders gefragt sein:
✅ JDM-Klassiker: Fahrzeuge aus dem Japanese Domestic Market erfreuen sich wachsender Beliebtheit.
✅ Kleine, schnelle Coupés: Modelle wie der Mini Cooper S (2002–2006), Renault Clio Williams/V6 oder Golf III VR6 sind gefragt.
✅ Audi R8 (erste Generation, Schaltgetriebe): Mit dem Produktionsende des Modells könnte sich der Wert steigern. Gleiches gilt für den Lamborghini Gallardo (ab 2003).
✅ Ferraris der 90er: Der F355 hat bereits angezogen – folgt der 348 als Nächstes?
Fazit: Ein spannendes Jahr liegt vor uns
Die Oldtimer-Szene ist im Wandel. Während klassische Vorkriegsfahrzeuge zunehmend an Wert verlieren, gewinnen gut erhaltene Youngtimer und Newtimer an Bedeutung. Wer den richtigen Riecher hat, kann sich jetzt Fahrzeuge sichern, die in den kommenden Jahren stark im Wert steigen könnten.
Mit steigenden Umweltauflagen und dem drohenden Aus für Verbrennungsmotoren rückt eine ganz neue Fahrzeuggeneration ins Rampenlicht: Autos aus den frühen 2000ern mit Saugmotor, Handschaltung und wenigen elektronischen Fahrhilfen. Wer einen solchen Klassiker sichern will, sollte jetzt genau hinschauen.
Eins steht fest: 2025 wird für den Oldtimer-Markt ein Jahr voller Veränderungen – und Chancen. Wir freuen uns auf die kommende Saison!
Fotos: Till Waitzinger | BMW AG
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