Fabrik in Chile produziert E-Fuel für Deutschland
Dieser neue Kraftstoff ist derzeit Zeit in aller Munde: E-Fuel, der synthetische Sprit, der klimaneutral mittels Strom aus Wasser und Kohlenstoffdioxid (CO2) hergestellt werden kann. Aber wie wird er überhaupt produziert, welche Technologien werden dabei genutzt und was haben Oldtimer-Fahrer davon? Deutsche Firmen liegen im Rennen um die Produktion des Öko-Kraftstoffs ganz weit vorn.
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Am anderen Ende der Welt, in der Provinz Magallenes (der südlichsten Region Chiles) entsteht derzeit die Fabrik der Zukunft. Siemens Energy und die Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG bauen hier am Pilot-Projekt „Haru Oni“, offizieller Spatenstich soll im Juli sein.
„Haru Oni“ bedeutet in der indigenen Sprache der Ureinwohner Chiles „Starker Wind“. Denn die Bedingungen vor Ort sind ideal. Starke Luftströmungen, die spezielle Gamesa-Turbinen von Siemens antreiben soll. Schon 2022 sollen hier 130.000 Liter E-Fuel (englisch für electrofuels: Elektro-Kraftstoffe) produziert werden. 2024 erhöht sich die Produktion auf 55 Millionen Liter pro Jahr, im Jahr 2026 sollen schließlich 550 Millionen Liter des Öko-Kraftstoffs hergestellt werden. Das solle reichen, um 1 Million Autofahrer ein Jahr lang mit Kraftstoff zu versorgen, so Siemens.
Porsche ist der Abnehmer des synthetischen Treibstoffs. Das Bundeswirtschaftsministerium fördert das Pilotprojekt mit 8,23 Millionen Euro. „Deutsche Unternehmen nehmen bei Wasserstofftechnologien weltweit eine Spitzenposition ein. Dafür ist das Projekt ‚Haru Oni‘ ein gutes Beispiel. Mit dem Projekt zeigen wir, dass grüner Wasserstoff und dessen Folgeprodukte mit modernsten Technologien ‚Made in Germany‘ nachhaltig produziert werden können, zum Beispiel in Chile. Bei dem PtX-Projekt ‚Haru Oni‘ kommen innovative Technologien und Verfahren aus dem Labor direkt in die Anwendung. Ziel ist eine Umsetzung im industriellen Maßstab. Mit der Förderung des Projektes tragen wir deshalb zur Stärkung des Industrie- und Exportstandorts Deutschlands bei“, sagt Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU).
Wie funktioniert „Haru Oni“?
Um zunächst grünen Wasserstoff zu erzeugen, spalten Elektrolyseure mittels Windstrom Wasser in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff. Anschließend wird CO2 aus der Luft gefiltert und mit dem grünen Wasserstoff zu synthetischem Methanol kombiniert. In einem weiteren Schritt wird das erneuerbare Methanol durch die von Exxon Mobil lizenzierte MTG-Technologie (Methanol to Gasoline) in umweltfreundlichen Kraftstoff für den Export und die lokale Nutzung umgewandelt.
Porsche will das in Chile gewonnene E-Fuel zunächst in Fahrzeugen des Porsche Motorsports einsetzen, später dann auch in Seriensportwagen.
Vorteil: Kein Fahrzeug muss für den neuen Kraftstoff umgerüstet werden.
„eFuels sind das Schweizer Taschenmesser der Energiewende. Für Oldtimer oder Langstrecken-Fahrer, für Lkws, Schiffe oder Flugzeuge, für energieintensive Industrie oder als Speichertechnologie stellen eFuels eine Lösung dar“, sagt Ingenieur Dr. Tobias Block, Leiter Strategie und Content bei der eFuel Alliance (einem Zusammenschluss von mehr als 130 Unternehmen aus der Mineralöl- und Autoindustrie): „Dass die Technologien nicht umgerüstet werden müssen, ist ein großer Vorteil. eFuels sind in bestehenden Fahrzeugen und Infrastrukturen für flüssige Kraft- und Brennstoffe einsetzbar, inklusive des weltweiten Tankstellennetzes. Die weltweite Entsorgung oder Umrüstung vorhandener Anlagen wird so vermieden. Auch preislich sind eFuels wettbewerbsfähig und für den Verbraucher bezahlbar. Laut Studien namhafter Forschungsinstitute können eFuels mittelfristig für rund 1 Euro je Liter hergestellt werden. Aber für einen Ausbau der Produktionskapazitäten, für einen flächendeckenden Einsatz von eFuels braucht es einen verbindlichen Rechtsrahmen. Dafür machen wir uns stark.“
Porsche-Sprecher Peter Gräve: „Wir planen für 2022, eFuels erstmals im Porsche Mobil 1 Supercup einzusetzen. Bei der Verbrennung wird nur so viel Kohlendioxid freigesetzt, wie bei der Herstellung des Sprits aus der Luft entnommen worden ist.“ Bisher sprechen die Experten von einer nahezu klimaneutrale Verbrennung, da nicht eingerechnet ist, welchen Kraftstoff die Schiffe für den E-Fuel-Transport von Südamerika nach Europa brauchen. Aber auch Schiffsmotoren sollen später mit E-Fuel betrieben werden können.
Öko-Kraftstoffe sind auf dem Vormarsch - gute Aussichten für die Umwelt, Autofahrer und Liebhaber klassischer Fahrzeuge. (dr)
Fotos: eFuel Alliance | Siemens Energy
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