50 Jahre Fünfzylinder: 10 starke Klassiker mit fünf Pötten
Juli 1974, in Frankfurt und Hockenheim präsentiert Mercedes-Benz drei neue Pkw-Typen. Besonders der Mercedes-Benz 240 D 3.0 (Baureihe W115) sorgt für Staunen und Aufsehen beim automobilen Fachpublikum. Er ist nicht nur der leistungsstärkste Diesel-Pkw – sondern auch das erste Automobil, das mit einem Fünfzylinder-Motor in Serie gebaut wird.
Was macht einen Fünfzylinder so besonders? Audi formulierte es beim Debüt ihres Fünfzylinders im Audi 100 5 E im Frühjahr 1977 so: „Der Fünfzylinder war ein technischer Geniestreich – er vereinte die Sparsamkeit eines Vierzylinders mit der Kultur eines Sechszylinders, bei geringem Gewicht und kompakten Abmessungen, die den Längseinbau vor der Vorderachse erlaubten.“
Wie Mercedes-Benz vor 50 Jahren erkannten später auch Audi, Volvo, GM, Ford, Fiat, Volkswagen und Land Rover das Potenzial und die Anziehungskraft des Fünfzylinders – sowohl als Benziner als auch als Diesel. Wir zeigen Ihnen hier 10 interessante Fünfzylinder-Lieblinge, die nicht in Vergessenheit geraten sollten …
Mercedes-Benz W115 240D 3.0
Im /8-er begann alles: 1974 kam der 240 D 3.0 der Baureihe W115 auf den Markt. Der Entwickler des Motors war kein Geringerer als Ferdinand Piech, damals noch freischaffender Konstrukteur für Mercedes. Ab 1976 wurde das Aggregat im 300 D der Baureihe 123 weiterverwendet. Auf dem US-Markt erhielt der OM 617, wie er intern genannt wird, zusätzlich eine Turboaufladung und fand sogar seinen Weg in die S-Klasse.
Motor: Viertakt-Diesel (mit Vorkammereinspritzung)
Hubraum: 3005 ccm
Leistung: 80 PS / 59 kW
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 19,9 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 148 km/h
Verbrauch: 10,8 l
Audi quattro (Urquattro)
Im Frühjahr 1980 brachte Audi das Sportcoupé Audi quattro auf den Markt. Besonderes Merkmal: sein permanenter Allradantrieb. Der Urquattro war mit einem 2,1-Liter-Reihenfünfzylinder-Turbomotor ausgestattet, der später auf 2,2 Liter erweitert wurde. Die Motorleistung variierte von etwa 200 bis 220 PS, je nach Modell und Baujahr. Mit dem Urquattro begründete Audi die Erfolgsserie der quattro-Technologie.
Motor: Fünfzylinder-Reihenmotor mit Abgasturbolader
Hubraum: 2144 ccm
Leistung: 200 PS / 147 kW
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 7,1 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 222 km/h
Verbrauch: 14,3 l
Volvo 850 T5-R
Bei der Motorenentwicklung des Volvo 850 half Porsche – aufgrund des quer eingebauten Frontmotors passten die alten Sechszylinder nicht mehr, ein Zylinder wurde gekappt. Der Fünfzylinder im Spitzenmodell 850 T-5R leistete 240 PS und schaffte einen Topspeed von 245 km/h – der schnellste Serienvolvo seiner Zeit. Die meisten kennen ihn in der Farbe merkurgelb, allerdings wurde die Hälfte der ersten Auflage 1994 in schwarz lackiert. Grundpreis damals: 83.200 DM (Limousine), 85.100 DM (Kombi).
Motor: 5-Zylinder Reihenmotor mit Abgasturbolader
Hubraum: 2319 ccm
Leistung: 240 PS / 177 kW
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 6,9 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 245 km/h
Verbrauch: 9,4 l
Fiat Coupé 20v Turbo
Das Fiat Coupé 20v Turbo avancierte 1996 zum bis dato schnellsten Sportwagen von Fiat. Der bekannte Vierzylinder-Zweiliter wurde durch einen Fünfzylinder mit 20 Ventilen ersetzt. Der „Pratola Serra“-Motor, benannt nach dem Produktionsstandort, verfügt über eine gegenläufige Ausgleichswelle, variable Zündzeitpunktsteuerung und Einzelspulenzündung. Die Turbo-Version erreicht 220 PS und eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h.
Motor: Reihen-Fünfzylinder-Turbo
Hubraum: 2226 ccm
Leistung: 315 PS / 232 kW
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 5,6 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 262 km/h
Verbrauch: 15,4 l
Audi RS2
Der Audi RS2 präsentierte sich bei seiner Premiere 1994 mit einem leistungsstarken 2,2-Liter-Fünfzylinder-Turbomotor unter der Haube, der beeindruckende 315 PS lieferte. Diese Kraft ermöglichte eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in nur 4,8 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit wurde elektronisch auf 262 km/h begrenzt. Der Quattro-Allradantrieb des RS2 sorgte dabei für eine hervorragende Traktion, perfekt ergänzt durch das manuelle Sechsgang-Schaltgetriebe. Neupreis: 98.000 D-Mark
Motor: Reihen-Fünfzylinder-Turbo
Hubraum: 2226 ccm
Leistung: 315 PS / 232 kW
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 5,6 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 262 km/h
Verbrauch: 15,4 l
Fiat Stilo Abarth
Der Fiat mit dem dominanten, wuchtigen Heck hatte einen 2,4-Liter-Fünfzylinder-Motor unter der Haube, der bis 2007 bis zu 170 PS leistete. In Deutschland war dieser Motor nur im Abarth, GT und dem Sondermodell „Edition Michael Schumacher" erhältlich. Als Fiat Stilo Abarth Selespeed verfügte der flotte Italiener über ein innovatives Automatikgetriebe (Selespeed) mit Formel-1-Technik, das Gangwechsel in Wimpernschlagzeit ermöglichte. Die Gänge konnten entweder über einen Wählhebel zwischen den Sitzen oder über Schaltwippen am Lenkrad gewechselt werden.
Motor: 2,4-Liter-Vierventil-Fünfzylinder-Motor
Hubraum: 2446 ccm
Leistung: 170 PS / 125 kW
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 8,5 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 215 km/h
Verbrauch: 9,7 l
Hummer H3
Sein Anblick wirkt martialisch. Kein Wunder, der Geländewagen Hummer entstand aus dem Militärfahrzeug Humvee, das AM General seit Mitte der 1980er Jahre für die US-Armee baut. Der Hummer H3 (4,74 m lang, je 1,90 m hoch und breit) wurde zunächst mit einem 3,5-Liter-Fünfzylinder-Motor mit 220 PS angeboten, später, zum Ende der Bauzeit (2005 bis 2010), kam auch ein V8-Aggregat dazu. 2010 stellt General Motors die Marke ein, nachdem ein Joint Venture mit einem chinesischen Verkaufsinteressenten geplatzt war. Der 2020 vorgestellte SUV Hummer EV mit E-Antrieb wird von GMC vermarktet.
Motor: 5-Zylinder-Reihenmotor
Hubraum: 3460 – 3653 ccm
Leistung: 223 PS / 164 kW - 245 PS / 180 kW
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 9,7 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 158 - 160 km/h
Verbrauch: 15,4 l
Volkswagen Bora V5
Der Volkswagen Bora kommt im Juli 1998 auf den Markt und basiert auf dem VW Golf IV. Die viertürige Stufenhecklimousine unterscheidet sich formal deutlich vom Schrägheckmodell. Das Heck erscheint kompakt und bullig, auch die Front hebt sich vom Golf ab. Die Karosserie ist um 23 Zentimeter verlängert, deswegen schluckt der Kofferraum gleich 455 Liter. Zum Produktionsstart 1998 gibt es auch einen Fünfzylinder, den 2.3 VR5-Motor mit 110 kW/150 PS. Die Maschine wird im Jahr 2000 durch den 2,3 V5 20V (125 kW/170 PS) ersetzt.
Motor: VR5-Ottomotor
Hubraum: 2324 ccm
Leistung: 150 PS / 110 kW - 170 PS / 125 kW
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 9,2 Sekunden (150 PS), 8,5 Sekunden (170 PS)
Höchstgeschwindigkeit: 216 - 224 km/h
Verbrauch: 8,7 - 9,3 l
Alfa Romeo 156 2.4 10V JTD
Ein schicker Mittelklasse-Italiener: Alfa Romeo glänzte ab 1997 mit dem 156 2.4 10V JTD. Bullige Kraft, elegantes Design - innen und außen. Quell der Fahrfreude war ein neuartiger Common-Rail Fünfzylinder, der aus 2,4 Litern Hubraum 136 PS und ein maximales Drehmoment von 304 Nm schöpfte. So bot die Limousine Agilität und Komfort auch für lange Fahrten. ABS und Airbags waren serienmäßig an Bord.
Motor: Fünfzylinder Common-Rail Turbodiesel
Hubraum: 2387 ccm
Leistung: 136 PS / 100 kW
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 8,6 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 203 km/h
Verbrauch: 6,7 l
Ford Focus ST
Wieder ein Fünfzylinder mit Sportwagen-Fahrleistungen: Der Ford Focus ST (2005 - 2010) war das Topmodell des Kompaktwagens Ford Focus. Für enorme Fahrleistungen sorgte ein turboaufgeladener 2,5-Liter-Fünfzylinder, der 225 PS leistete. Der Motor kam übrigens von Volvo und wurde dort in den Modellen C30, S40/V50, V70 sowie C70 eingesetzt. Im Ford Focus ST (wurde in Saarlouis produziert) sorgte das Aggregat für eine Höchstgeschwindigkeit von 241 km/h.
Motor: 2,5-Liter-Reihenfünfzylinder Duratec 20 V
Hubraum: 2521 ccm
Leistung: 225 PS / 166 kW
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 6,8 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 241 km/h
Verbrauch: 9,3 l
Fotos: Volkswagen AG | Audi AG | Mercedes-Benz AG | Ford Motor Company | Volvo Car Germany GmbH | Stellantis N.V. | Heimann & Thiel GbR
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