Frauenpower im Motorsport:
10 Damen auf der Überholspur
Mit Mut, Können und einer ordentlichen Portion Durchsetzungsvermögen haben sie die Welt des Motorsports für sich erobert: zehn Frauen aus aller Welt, die mit halsbrecherischen Manövern auf Punktejagd gingen.
Lange Zeit herrschte in der Geschichte des Motorsports eine klare Dominanz von Männern. Doch einige herausragende Fahrerinnen haben maßgeblich dazu beigetragen, dieses Bild zu verändern. Ob in der Formel 1, bei Rallyes, in der NASCAR-Serie, auf dem Motorrad oder im 1100 PS starken Renn-Truck – diese Pilotinnen haben Pionierarbeit geleistet und sich ihren Platz in der männerdominierten Welt der Motoren hart erkämpft.
Oft lagen Tragik und Glück dicht beieinander.
Wir erinnern an zehn schnelle Frauen, die auf ihre Art Motorsportgeschichte geschrieben haben. Eben Frauen auf der Überholspur …
NASCAR-As: Louise Smith
Sie wurde als “First Lady” des Rennsports bekannt: Louise Smith (1916-2006). Die Amerikanerin aus Greenville, South Carolina, fuhr ihr erstes NASCAR-Rennen mit dem Ford Coupé ihrer Eltern und schrottete den Wagen prompt. Ihr Fahrstil galt als draufgängerisch und stand den Männern in nichts nach. Folge: mehrere Unfälle, bei einem schweren Crash in Hillsborough kam sie beinahe ums Leben. Sie war die erste Frau, die 1999 in die International Motor Sports Hall of Fame aufgenomen wurde.
Ohne Lizenz zum Sieg: Helga Steudel
„Du gehörst an den Kochtopf“ – wie oft musste sich Helga Steudel (1939 geboren) diesen Satz von ihren männlichen Konkurrenten anhören… Die Motorradpilotin aus dem sächsischen Vogtland bestritt 1959 mit einer 350er Jawa ihr erstes Rennen. 1965 siegte sie sogar auf dem berühmten Sachsenring. Eine Lizenz des Motorradweltverbandes FIM, um an DDR-Meisterschaften oder WM-Läufen teilzunehmen, wurde ihr aber verwehrt. Nach dem Ende ihrer Motorrad-Karriere stieg sie aufs Auto um.
Indy- und Daytona-Profi: Janet Guthrie
Profi-Rennfahrerin Janet Guthrie (geboren 1938 in Iowa-City) war die erste Frau, die sich sowohl für das Indianapolis 500 als auch für das Daytona 500 qualifizierte und 1977 daran teilnahm. Schon 1976 hatte sie zum ersten Mal versucht, am Indianapolis 500 teilzunehmen, konnte sich aber nicht qualifizieren. Sie nahm an drei Indy 500-Rennen teil: 1977-79. Ihre Renn-Karriere startete sie in einem Jaguar XK140.
Die DTM-Königin: Ellen Lohr
Über den Kartsport kam Ellen Lohr (Jahrgang 1965) zum Motorsport. 1987 gewann sie in der Deutschen Formel Ford den Meistertitel. Ab 1991 fuhr sie als Werksfahrerin für Mercedes-Benz bei der DTM. Größter Erfolg war ihr Sieg 1992 beim DTM-Lauf auf dem Hockenheimring. Auch in anderen Wettbewerben mischte Ellen Lohr mit: so u.a. ab Ende der 90er Jahre im Truck-Racing und im Stockcar Racing (NASCAR Whelen Euro Series). Ende der 90er Jahre stieg sie auf Renntrucks um. Heute arbeitet sie als Motorsportexpertin, gefragte Rednerin und Markenbotschafterin von Mercedes-Benz.
Tragik beim Grand Prix: Inge Stoll
Die deutsche Motorrad-Rennfahrerin (1930–1958) war die erste Frau, die an der berühmten Isle of Man TT teilnahm. Sie stammte aus einer Rennfahrerfamilie und begann ihre Karriere als Beifahrerin ihres Vaters Kurt, der erfolgreicher Gespannfahrer war. An der Seite des Franzosen Jacques Drion nahm sie an mehreren Seitenwagen-Weltmeisterschaften teil. Tragisch: Am 24. August 1958 verunglückte das Gespann beim Grand Prix in Brünn. Inge Stoll war sofort tot, Jacques Drion erlag seinen schweren Verletzungen im Krankenhaus.
Die Klügste: Jutta Kleinschmidt
Jutta Kleinschmidt (geboren 1962) nahm auf dem Motorrad an ersten Rallyes teil. 1988 startete sie bei der Paris-Dakar, schied aber aus, weil ihr Motorrad mit Diesel betankt worden war. Mit einem Werks-Pajero von Mitsubishi gewann sie 2001 als erste Frau die Gesamtwertung der Rallye Paris-Dakar. Jutta Kleinschmidt ist studierte Physikerin und erfolgreiche Buchautorin. Als Referentin hält sie Vorträge zur Zukunft der Mobilität und ist gefragte Motorsportexpertin.
Punkt in der Königsklasse: Lella Lombardi
Maria Lella Lombardi (1941 – 1992) war die erste Frau, die jemals in der Formel 1 in die Punkteränge fuhr. Ihre Rennsportkarriere begann im Cockpit der Formel 3, bevor sie in die Königsklasse umstieg. Für das englische Team March sicherte sie beim Großen Preis von Spanien in Barcelona als Sechste einen halben Punkt. 1984 nahm sie an der DTM in Hockenheim teil – ebenfalls als erste Frau. Lella Lombardi starb 1992 im Alter von nur 50 Jahren an Krebs.
Der Rennzopf: Katja Poensgen
Ihr Vater Bert Poensgen, damals Vertriebsleiter von Suzuki Deutschland, brachte sie zum Motorsport. 1995 gewann Katja Poensgen (Jahrgang 1976) den ADAC Junior Cup in der 250 ccm-Klasse und wurde „ADAC Juniorsportler des Jahres“. Markenzeichen: ihr blonder Zopf unter dem Helm. Auf einer Honda nahm sie an WM-Läufen teil und war die erste Rennfahrerin, die in der 250er-Klasse Punkte holte. Sie ist heute Inhaberin einer Firma für Sportmarketing.
Die erste Frau in der Formel 1: Maria Teresa de Filippis
Sie war die erste Frau in der Königsklasse des Motorsports: Die italienische Rennfahrerin Maria Teresa de Filippis (1926 – 2016) war die erste Frau, die an den Start bei einer Automobil-Weltmeisterschaft (der heutigen Formel 1) ging. Sie begann ihre Rennkarriere im Alter von 22 Jahren und gewann ihr erstes Rennen in einem Fiat 500. Nach ihrem Debüt im Mai 1958 dauerte ihre Formel-1-Karriere allerdings nicht sehr lange: Sie ging nur bei fünf Grand Prix an den Start. Punkte konnte sie nicht einfahren.
Hatte das Rallye-Gen: Michele Mouton
Die Französin Michele Mouton (geboren 1951 in Grasse, französische Riviera) begann ihre Karriere im Alter von 14 Jahren. 1972 entdeckte sie den Rallye-Sport für sich. Im Team von Audi nahm sie an den Rallye-Weltmeisterschaften teil. Bilanz: 50 Rennen insgesamt, 229 Punkte und vier Siege. Neunmal schaffte sie es aufs Podium.
Fotos: Wikipedia | Ellen Lohr | Bundesarchiv | NASCAR Archives | Pinterest | Motorsport Images | Katja Poensgen Facebook | Zwischengas.com Daniel Reinhard | Jutta Kleinschmidt
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