Vom Fahrschulauto zum Kultobjekt – warum Youngtimer plötzlich teuer werden

Von DORIAN RÄTZKE
Der Youngtimer-Markt boomt. Plötzlich tauchen Modelle wie Golf III, Mercedes-Benz W202 oder Opel Astra F, einst beliebte Fahrschulautos und Gebrauchtwagen für die zweite Reihe, in den Sammlerstatistiken auf. Warum werden ausgerechnet die Alltagshelden der 90er und frühen 2000er zu rollendem Kulturgut? „Die Autos werden länger gefahren – aus Budgetgründen, aber auch wegen ihrer Qualität“, heißt es in der neuen BBE Classic Studie 2025 (OCC ist Partner der Studie). Die Oldtimer-Studie deutet an, dass der Youngtimer längst nicht mehr nur die Vorstufe zum Oldtimer – sondern ein eigener Markt mit rasanter Dynamik ist. Wir erklären, warum das so ist und welche Folgen das für den Markt haben kann.
Tankgutschein von Aral gewinnen
Freunde werben Freunde
Empfehlen Sie OCC an Familie, Freunde und Bekannte weiter und sichern Sie sich eine Prämie in Höhe von 40 Euro pro Vertragsabschluss. Sie sind kein OCC Kunde? Kein Problem. An der Aktion kann jeder teilnehmen. Einfach registrieren, Empfehlungslink erhalten und diesen an Freunde und Familie senden.

VW und Mercedes-Benz führen sowohl die Oldtimer- als auch die Youngtimer-Statistik an. Von 11,8 Mio. Youngtimern (15 bis 29 Jahre alte Fahrzeuge) in Deutschland sind 23 % bzw. 2,681 Mio. VW-Modelle und 13 Prozent Mercedes-Benz-Fahrzeuge (1,385 Mio. Exemplare).

Alltagsautos der 90er wie der Mercedes-Benz C280 (Baureihe W202) sind plötzlich gefragte Youngtimer. Sie fahren sich bequem, haben viele moderne Sicherheitsfeatures an Bord – und setzen sich durch ihr typisches, klassisches Design Akzente im Straßenbild.
Bestandsboom mit Ansage
Zum 1. Januar 2025 waren in Deutschland über 11,8 Millionen Pkw im Alter von 15 bis 29 Jahren registriert – ein Plus von stolzen 10,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zum Vergleich: Der Gesamt-Pkw-Bestand wuchs im gleichen Zeitraum nur um magere 0,5 Prozent. Rund 4,2 Millionen Fahrzeuge befinden sich im „heißen“ Kernsegment zwischen 20 und 29 Jahren.
Ein Blick zurück zeigt, wie rasant die Entwicklung verlief: 2013 wurden erst 5,7 Millionen Fahrzeuge als Youngtimer gezählt. Zwölf Jahre später sind es mehr als doppelt so viele – ein Wachstum von über 100 Prozent. Oder wie es in der Studie heißt: „Die zu beobachtenden Bestandsstrukturen führen durch geringere Ausgaben pro Fahrzeug zu einem schrumpfenden Marktwert-Volumen – bei gleichzeitig enormen Stückzahlen.“
Die Rückkehr der Alltagshelden
Im Bestand dominieren keine Exoten, sondern die ganz normalen Autos: VW Golf, Mercedes E-Klasse und VW Bus führen die Ranglisten an. Fahrzeuge, die einst den Parkplatz vor dem Supermarkt bevölkerten, rollen heute mit H-Kennzeichen über Oldtimertreffen. Von glamourösen Klassikern ist hier kaum die Rede – es sind die Brot-und-Butter-Autos der 90er, die jetzt nostalgisch verklärt werden.
Junge Halter, alte Sehnsüchte
Die Szene wird diverser: Neben den etablierten Ü60-Sammlern treten nun vermehrt jüngere Halter auf. Für sie war der Golf III nicht irgendein Auto – es war das erste, das sie selbst gefahren haben. „Nachwuchs ist da, das sind aber die Volumenfahrzeuge der 1990er Jahre“, konstatiert die Studie trocken. Damit verschiebt sich auch die Kultur: weniger Samtjacke, mehr Kapuzenpulli.
Billig in der Anschaffung – teuer im Unterhalt
Wirtschaftlich bleibt der Youngtimer ein zweischneidiges Schwert. „Die Masse aller Classic Cars liegt in den Preisklassen unter 20.000 Euro, hochpreisige Fahrzeuge sind mengenmäßig ein Randsegment“, heißt es in der Studie. Für Einsteiger ist das attraktiv – doch wer Teile oder Fachwerkstätten sucht, stößt schnell an Grenzen.
Wenn Schrauben fehlen – und Mechaniker auch
Die Ersatzteillage zeigt ein gespaltenes Bild: Während Mercedes und Porsche solide versorgen, herrscht bei Opel, Ford und den frühen Japanern oft Mangel. „Nur bei wenigen Marken klappt es mit der Teileversorgung, die Unterschiede sind gravierend“, warnt die Studie. Noch brisanter: „Fachkräfte sind Mangelware.“ Selbst wenn das Ersatzteil auf dem Tisch liegt, fehlt oft der Spezialist, der es fachgerecht einbaut.
Experten-Fazit: Der Markt wird jünger
Till Waitzinger, Chief Relationship Officer bei OCC und Dozent an der HFWU Nürtingen-Geislingen im Rahmen des Zertifikatkurses CEHC (Certified Expert for Historic Cars): „Die BBE-Studie ist eine wesentliche Grundsatzstudie zum Wirtschaftsfaktor der Young- und Oldtimer in Deutschland. Sie schafft im Markt eine neutrale Transparenz für alle Akteure. Der Markt bleibt in den nächsten 5 bis 7 Jahren stabil und verändert sich in der Breite weiter hin zu jüngeren und preiswerteren Fahrzeugen. Viele ältere Fahrzeuge verlieren sukzessive an Wert. Die nachfolgende Entwicklung ist abhängig von der politischen Debatte und der Teileversorgung. Die Branche findet aber weiter ein interessantes Marktpotenzial. Die Halterszene verjüngt sich weiter, junge Fans wachsen nach und damit ändern sich auch die Sicht auf „sammlungswürdige“ Fahrzeuge. Bei den jüngsten Auktionen in den USA waren fünf der zehn teuersten verkauften Autos Fahrzeuge aus den 90iger Jahren und jünger - insgesamt waren in 2025 39 % der verkauften Fahrzeuge moderne Fahrzeuge. Im Schnitt der vergangenen Jahre lag dieser Wert immer unter 20%. Die Zahl der verkauften Vorkriegsmodelle liegt nur noch bei 8 %.“
Zwischen Schrottplatz und Sammlerwert
Der Youngtimer ist gekommen, um zu bleiben – aber nicht jedes Modell wird es schaffen. Manche Fahrzeuge verschwinden leise in der Presse, andere steigen unerwartet zu begehrten Sammlerstücken auf. Sicher ist nur: Die Nische hat sich zum Massenphänomen entwickelt.
Fotos: Mercedes-Benz Classic | Volkswagen AG

AMG-Power mit 280 PS gibt es im C 36 (Baureihe W202). Die bis 1997 gebaute Limousine kostet heute im guten Zustand um 25.000 Euro.

Die Branche sieht bei Youngtimern ein gesamtes Marktpotential in Höhe von ca. 4,5 Milliarden Euro - durch Ausgaben für Reparatur, Wartung, Karosserie/ Lack, Reifen). Bei Oldtimern sind es 3,5 Milliarden Euro.
Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:
Automobiles Orchester: Motoren-Sinfonie auf der Lübecker Museumsnacht
4. September 2025Das Rollende Museum von OCC sorgte wieder für Aufsehen bei der Lübecker Museumsnacht...
Mehr erfahrenDie Zukunft der Oldtimer-Rallyes:
Was bewegt die jungen Leute?
28. August 2025
Instagram, Youtube, TikTok - kann man die Generation Smartphone noch für Oldtimerevents begeistern? Wir haben da ein paar Ideen gesammelt...
Mehr erfahren