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Die Profis – Doyle und Bodie lassen es krachen

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Als leidensfähige Einsatzfahrzeuge dienten dem CI5 in der britischen Actionserie der 70er Jahre Ford Escort, Capri und Granada.

"Hier stimmt doch was nicht – ihr seid nicht von der Polizei…?" – "Nein, wir sind schlimmer, viel schlimmer!" Dieser kurze Dialog beschreibt ziemlich exakt, was einen in den 57 Episoden mit dem Originaltitel "The Professionals" von 1977-1983 erwartet. Gar nicht zeittypisch wurde hier einfache, klare Härte mit unerwarteter Action kombiniert und ein immer noch brutal unterhaltsamer Klassiker geschaffen. Autor Brian Clemens hatte gerade erst "Mit Schirm, Charme und Melone" erfunden. Nach dem unerwartet großen Erfolg bekam er vom britischen Fernsehsender London Weekend Television den Auftrag, eine weitere neue Serie im Stil der erfolgreichen Füchse zu schaffen: Die Profis.

Doyle Bodie

Die CI5-Agenten Bodie (Lewis Collins, l.) und Doyle (Martin Shaw) auf Einsatzfahrt in London

Major George Cowley (Gordon Jackson) ist alternder Kopf der nur dem Premierminister unterstellten Spezialeinheit CI5, die gegen alle Terroristen, Spione und Verräter kämpft, die den normalen Sicherheitskräften bisher entwischen konnten. Und das mit genehmigten Methoden, welche die träge britische Polizei aus guten Gründen nicht anwenden darf. Der zynische Frauenheld Bodie (Lewis Collins) und der sensible Doyle (Martin Shaw) erledigen die von Cowley erteilten Aufträge als Agent 3.7 und Agent 4.5.

Die Botschaft der Profis war klar: Wer gegen das Böse kämpft, darf alles und untersteht keiner Kontrolle. Grundregeln, wie man mit Gefangenen oder Verdächtigen umzugehen hatte, galten nicht für die CI5. Besonders wichtig im Kampf gegen den Terrorismus und skrupellose Verbrecher war vor allem die Fähigkeit, im Londoner Straßenverkehr ein heckgetriebenes Fahrzeug mit der Handbremse zur abrupten Kehrtwende bewegen zu können. Und hier beginnt das Fest für jeden Klassiker-Freak. Die dominierenden Autoszenen als tragender Bestandteil der Serie sind nicht nur Zeitgeschichte, sondern an Action auch heute noch sehenswert.

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Ford Escort Mark II RS2000

In den allerersten Folgen waren die beiden Agenten eigentlich mit dem einen oder anderen Triumph oder Rover recht träge unterwegs. Nach Meinung der Produzenten passten die biederen Britenautos aber nicht zum Image der schnellen Eingreiftruppe, also wurde der Fuhrpark auf die kraftvollen Modelle von Ford umgestellt. Doyles Escort von 1977 ist das kleine, kompakte Anfangsmodell aus der Palette der Profis. Die Rechnung war damals einfach, aber effektiv: Kriegsbemalung, Sportlenkrad und Tieferlegung genügten für ein sportliches Image.

Der 2-Liter Grauguss-Vierzylinder mit zahnriemengetriebener Nockenwelle war eigentlich alles andere als sportlich. Aber als kerngesund konstruierter "Bauernmotor" hatte er fast grenzenloses Tuningpotenzial und zog schon damals eine kreative Fangemeinde an. Die Kombination aus kleinem Auto und großem Motor mit Heckantrieb sorgte für puren Fahrspaß, regelmäßig auch gern mal quer zur Straße. Das wird in den Folgen der ersten beiden Staffeln bis zur Perfektion getrieben und flößt noch heute Respekt vor den beiden Hauptdarstellern ein – sie machten fast alle Stunts selbst. Während der Dreharbeiten 1980 wurde der RS2000 vom Set gestohlen. Die Produzenten überbrückten das Dilemma kurzerhand mit den kräftigeren Capris, die von da an regelmäßig als Dienstfahrzeuge zum Einsatz kamen.

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Ford Capri Mk II 3.0 S und Mk III 3.0 S

Insgesamt acht verschiedene Modelle des Ford Capri II und III aus den Baujahren 1977 bis 1981 kamen in den fünf Staffeln zum Einsatz und wurden nicht geschont. Der 3.0 S war mit einem speziellen Rallye Sport Tuning-Kit ausgestattet, Ford machte bescheiden nur hin und wieder seit 1977 damit Werbung. Der legendäre 3,0 Liter Essex-V6 speziell für die Insel drückte bei 138 PS immerhin 253 Newtonmeter auf die gequälte Hinterachse und ließ Doyle und Bodie spektakulär durch britische Kieseinfahrten oder über brachliegende Fabrikgelände driften, lange bevor "The Fast and The Furious" diese Fahrweise perfektionierte.

Mit schmissigen, ironischen Dialogen auf karierten Sportsitzen juxten sich die beiden Agenten in die Herzen der Zuschauer und schossen auch gern einmal mit schwerem Geschütz durch die zuvor zu Bruch gegangene Windschutzscheibe. Verfolgungsjagden quer über die immer verregneten, britischen Feldwege oder mitten durch das wühlige London ließen sich mit keinen anderen Autos besser in Szene setzen als mit den Capris. Die lange Motorhaube und das kurze Heck verliehen dem Sportler das kernige Aussehen eines deutschen Mustang und machten den Wagen wie geschaffen für die gnadenlose Spezialeinheit. Eigentlich vergeht keine einzige Szene, in der nicht Matsch fliegt oder Gummi vaporisiert wird, der Zuschauer kommt niemals zum Durchatmen.

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Ford Granada Mk II 2.0 L und 2.8 Ghia

Cowley, der etwas zurückhaltende Kopf und Auftraggeber von Doyle und Bodie ließ es ein wenig gediegener, aber sicherlich nicht unspektakulärer angehen. In insgesamt vier verschiedenen Versionen des auch heute noch gesuchten und begehrten Kanten-Königs Granada der zweiten Generation befördert er entweder sein Team zum Einsatzort oder transportiert verhaftete Schurken ab. Wenn sie denn noch leben.

Allgegenwärtig ist das plüschige Wohnzimmerambiente der Ghia-Ausstattung und das schrankwandgleiche Armaturenbrett, das seinem Namen alle Ehre macht. Die unzerstörbare Maschine des Granada Mark II ist eine deutsche Entwicklung und galt als Konkurrenz zu BMW und Mercedes. In der Serie kommen ein 2,0 V6 und ein 2,8i Executive zum Einsatz und sorgen für starken, klangvollen Vortrieb – natürlich wieder über die Hinterachse. In vielen wundervoll zeitgenössischen Straßenszenen taucht der quirlige Boss immer wieder am Rand des Geschehens mit seinem Auto auf, koordiniert Einsätze über sein Autotelefon oder kommt wieder einmal in allerletzter Minute, um Bodie und Doyle den sprichwörtlichen Ars** zu retten.

Alle anderen Autos in den Folgen sind ebenfalls sehenswert und entlocken dem Betrachter den einen oder anderen Seufzer. Auffällig ist, dass die Schurken zumeist Ford Taunus bzw. die britische Variante Cortina fahren. Weil die Hauptdarsteller Shaw und Collins fast alle Stunts selbst machten, bedeutete ein Drehtag für sie 16 Stunden Arbeit. Keiner der beiden wollte seinen Vierjahresvertrag verlängern, und so wurde die Serie auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs eingestellt. Hinzu kam, dass die Stimmung am Set und die Arbeitsbedingungen offenbar nicht gut waren und Shaw und Collins sich privat nicht ausstehen konnten.

In Großbritannien war "The Professionals" die zweiterfolgreichste Serie nach Dallas und damit die erfolgreichste britische Serie überhaupt. Auch in Deutschland wurden Die Profis ein Klassiker. Ungewöhnlich vielen Actionszenen, Spezialeffekten und Drehs vor Ort mit coolen Sprüchen – das war aufgelockerte Krimikost de Luxe. Die vier in Deutschland erhältlichen Staffeln der Profis sind bei Universal Pictures als DVD Boxen erschienen und sollten in keinem Regal eines jeden Action- und Ford-Fans fehlen.

Text: Jens Tanz
Fotos: Universal Pictures

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