Wie stelle ich die Ventile ein?

Sind die Ventile nicht richtig eingestellt, kann der Motor Schaden nehmen. Deswegen ist es wichtig, das Ventilspiel zu prüfen. Nur so kann der Motor seine optimale Lebensdauer erreichen. Bei Liebhaberfahrzeugen kann also eine regelmäßige Prüfung des Ventilspiels viel Geld und Ärger sparen.
Oldtimer-Sammler Bert Spranger aus Lübeck zeigt an seinem Mercedes-Benz 180 D Ponton (Baujahr 1958, Baureihe W 120), wie man das Ventilspiel mit wenig Aufwand optimal einstellt, um langfristig Motorschäden zu vermeiden.

Motor muss kalt sein

Bert Spranger: „Vorweg gesagt: Die nachfolgenden Schritte gelten nur für Motoren mit Ventileinstellschrauben, z.B. OHV-Motoren. OHV bedeutet overhead valves‚ also auf Deutsch „hängende Ventile“. Der Motor muss kalt sein. Um den Ventildeckel zu entfernen, müssen wir unter Umständen je nach Fahrzeugmodell vorher noch das Luftfiltergehäuse oder andere Abdeckungen demontieren.“

Checken, wo Einlassventil und Auslassventil sind

„Wichtig ist, vorher zu wissen, welches das Einlassventil und welches das Auslassventil ist. Dafür gibt es einen Trick: Man dreht den Motor in Laufrichtung, z.B. an der Riemenscheibenbefestigungsschraube. Dabei beobachtet man die Ventile eines Zylinders. Zuerst tut sich eine Weile gar nichts, dann öffnet sich ein Ventil und beginnt sich wieder zu schließen. Bevor es jedoch wieder ganz geschlossen ist, beginnt sich das andere Ventil des Zylinders zu öffnen. Das erste Ventil ist dann das Auslassventil und das zweite das Einlassventil.“

Oberer Totpunkt wichtig

„Für eine kurze Zeit sind also, während sich der Motor dreht, beide Ventile eines Zylinders etwas geöffnet. Ist dieser Zeitpunkt erreicht, befindet sich der Kolben des betreffenden Zylinder gerade oben, man nennt das den oberen Totpunkt.

Sind bei einem Reihenmotor vom ersten Zylinder gerade beide Ventile gleichzeitig leicht geöffnet, ist allerdings nicht nur der Kolben des ersten Zylinders im oberen Totpunkt, sondern auch der letzte. Allerdings sind beim letzten Zylinder beide Ventile geschlossen. Bei dem Zylinder kann das Ventilspiel jetzt geprüft und gegebenenfalls eingestellt werden.“

Mit der Fühlerlehre Abstand einstellen

„Mit der Fühlerlehre kann man jetzt den Abstand zwischen Einstellschraube und Ventilschaft prüfen, die Fühlerlehre muss sich mit leichtem Widerstand durchschieben lassen. Wie wird jetzt das Ventilspiel eingestellt? Dazu löst man zuerst die Kontermutter an Einstellschraube, dann dreht man die Einstellschraube etwas heraus. Nun kann man die Fühlerlehre zwischen Einstellschraube und Ventilschaft schieben.

Dann wird die Einstellschraube bis zum Anschlag leicht reingedreht. Mit dem Schraubenschlüssel wird die Einstellschraube nun festgehalten und gleichzeitig die Kontermutter festgezogen. Nun dreht man den Motor weiter, bis beim hinteren Zylinder beide Ventile leicht geöffnet sind. Dann kann man beim ersten Zylinder das Ventilspiel prüfen und auf gleiche Art und Weise einstellen. Die empfohlenen Werte für das Ventilspiel kann man dem Handbuch des Fahrzeugs entnehmen.“

Einstellen beim Sechszylinder-Reihenmotor

„Dieser Arbeitsvorgang wird auch für die weiteren Zylinder wiederholt. Im Klartext: Der Motor wird weitergedreht, bis die Ventile des 2. Zylinders beide leicht geöffnet sind. Dann sind nämlich bei Vierzylinder-Reihenmotoren die beiden mittleren Kolben im oberen Totpunkt. Analog bei Sechszylindern der 2. und der 5. Kolben. Auf gleiche Art erfolgt auch die Justierung des 3. und 4. Zylinders bei Sechszylinder-Motoren.

Fazit: Es werden also immer die Ventile desjenigen Zylinders eingestellt, der gerade im oberen Totpunkt ist und bei dem beide Ventile geschlossen sind. Nachdem bei allen Zylindern das Ventilspiel eingestellt ist, säubert man die Dichtflächen für die Ventildeckel, bei Bedarf erneuert man die Dichtung.“

Warum müssen die Ventile überhaupt eingestellt werden?

„Hat das Ventil zu viel Spiel, gibt es typische Klappergeräusche und eine hohe Belastung für den Ventiltrieb. Hat das Ventil aber zu wenig Spiel, schließt das Ventil bei warmem Motor nicht vollständig. Dadurch können heiße Gase am Ventilteller entlang blasen und das Ventil kann beschädigt werden. Folge: zu wenig Kompression und ein möglicher Motorschaden. Deswegen ist es besser, wenn das Ventil zu viel als zu wenig Spiel hat.“

Welche Aufgabe haben die Ventile?

Ventile sind mechanische Bauteile, die im Zylinderkopf des Motors eingebaut sind. Sie ermöglichen es, dass Luft und Kraftstoff in den Brennraum gelangen können. Dies geschieht, indem die Ventile je nach Betriebszustand des Motors geöffnet oder geschlossen werden. Wenn der Motor läuft, öffnet sich das Einlassventil, um frische Luft und Kraftstoff in den Zylinder zu lassen. Der Brennraum wird dann durch Einlass- und Auslassventil verschlossen.

Dadurch kann der Kolben das Kraftstoff-Luftgemisch komprimieren. Wenn die Zündung erfolgt, wird der Kraftstoff durch die Explosion verbrannt, was eine Kraft erzeugt, die den Kolben zurückdrückt und die Kurbelwelle antreibt. Das Auslassventil öffnet sich dann, um den Abgasen den Weg nach draußen zu ermöglichen. Der Zyklus wird wiederholt und der Motor läuft.

Wann muss das Ventilspiel geprüft werden?

Wann muss das Ventilspiel geprüft werden? Entweder nach einer bestimmten Laufstrecke (z.B. 15.000 km oder 30.000 km), die der Hersteller empfiehlt. Oder wenn man nicht weiß, wann die letzte Prüfung erfolgt, weil es darüber keine Unterlagen gibt (z.B. nach Autokauf).

Ungewöhnliche Ventilgeräusche: Klappert oder rattert es im Motorraum?

Wer gute Ohren hat, kann zuviel Ventilspiel unter Umständen hören. Nämlich dann, wenn man Geräusche wie ein Klappern oder Rattern aus dem Motorraum hört. Ein zu großes Spiel der Ventile lässt sich also akustisch wahrnehmen, und sollte mit Hilfe der Einstellschrauben korrigiert werden.
Diese Arbeiten kann natürlich auch jede Kfz-Werkstatt verrichten. Die Kosten richten sich dann nach dem Aufwand, mindestens eine Arbeitsstunde kann in Rechnung gestellt werden.

Welche Werkzeuge brauche ich zum Einstellen des Ventilspiels?

Zwei Schraubenschlüssel (z.B. Ring - oder Maulschlüssel oder Schraubendreher und Maulschlüssel) sind unabdingbar. Um die exakte Ventilspiel-Einstellung nach Werksangaben zu finden, hilft die klassische Fühlerlehre hilft. Dieses Werkzeug (z.B. eine 32 Blatt-Fühlerlehre) gibt es schon ab 7 Euro im Internet. (dr)


Fotos: Simon Albrecht (OCC)