Manfred Krugs rollender Star: „Auf Achse“-MAN F8 in Chile aufgetaucht

Von DORIAN RÄTZKE
Als Fernfahrer Franz Meersdonk donnerte Manfred Krug (1937–2016) in der ARD-Kultserie „Auf Achse“ durch die 80er. Millionen Deutsche in Ost und West klebten an den Bildschirmen, fieberten bei den Abenteuern von Meersdonk und seinem Kumpel Günther Willers (gespielt von Rüdiger Kirschstein) mit.
Ein kongeniales Duo: der hemdsärmlige Meersdonk, nie um einen coolen Spruch verlegen – und der hitzköpfige Willers. Ihr Arbeitsgerät damals: ein MAN F8. Jahrzehntelang galt der Lkw verschwunden. Bis ihn Spediteur Thomas Freund aus Hannover per Zufall in Chile entdeckte - und ihn wieder nach Europa zurückholte. Durch die Spezialisten von Stratmann Fahrzeugtechnik wurde der berühmte Truck mit TV-Vergangenheit behutsam restauriert. Aber wie kam der Serienstar überhaupt nach Südamerika? Eine Geschichte, die Oldtimer-Fans und „Auf Achse“-Anhänger gleichermaßen elektrisiert.
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Das war der Zustand des „Auf Achse“-Trucks, als Thomas Freund ihn in Chile kaufte. In Deutschland wartete eine Menge Arbeit.
Ein Zufallstreffer im Netz
Alles begann im Oktober 2022. „Ich habe das Fahrzeug in einem Forum entdeckt, www.baumaschinenbilder.de, wo es alles rund um Nutzfahrzeuge gibt“, erzählt Thomas Freund. Ein Foto zeigte das Kennzeichen „CA 2991“. „Da wusste ich sofort: Es kann nur dieses Fahrzeug sein. In Chile gibt’s Kennzeichen ein Lkw-Leben lang.“ Die Recherche bestätigte: Es war der originale MAN F8 aus „Auf Achse“. In der ARD-Vorabendserie (1977 – 1996, 6 Staffeln) kamen außerdem auch ein Volvo F12 und ein Mercedes 1632 NG zum Einsatz.
Aber wie kam der MAN F8 nach Chile? „Auf Achse“ wurde u.a. in Griechenland, Italien, Südafrika, Mexiko, Thailand, Niederlande, Polen, Österreich, Türkei, Frankreich, Spanien und eben in Chile gedreht. Mehrere Episoden der 2. und 3. Staffel entstanden in dem südamerikanischen Land. Die Fahrzeuge, die in vielen Episoden mitspielten, wurden häufig von ortsansässigen Speditionen und Frachtführern vor Ort angemietet, da auch damals das Verschiffen von Lkw, die zum Drehen benutzt worden sind, viel zu aufwändig und vor allem zu teuer gewesen ist.
Logistischer Marathon
Den MAN F8 aus Chile nach Deutschland zu holen, war kein Sonntagsausflug. „RoRo-Seefracht war zu teuer, also musste der Lkw in einen Container“, erklärt Freund. In Chile wurde ein Schuppen angemietet, das Fahrerhaus abmontiert und auf ein Gestell gestaut, ebenso mußten Teile des Chassis (Räder, Spurstanden, etc.) abmontiert werden. „Im Hamburger Hafen kam ein Haufen Schrott an“, lacht er. Der Zustand? „Katastrophal.“ Der Originalmotor litt unter jahrelangem Betrieb ohne Frostschutz, und falsche Zylinderköpfe erschwerten alles. Freund besorgte ein Ersatzchassis, „um Teile zu retten“. Der Transport war ein Puzzle aus Logistik, Improvisation und Geduld – ein Abenteuer, das selbst Franz Meersdonk Respekt abgenötigt hätte. Doch der Kult-Lkw war endlich wieder in Europa.
Restaurierung mit Herzblut
Die Restaurierung übernahm Stratmann Fahrzeugtechnik in Rhede. „Die Firma spielte die zentrale Rolle – großartige Zusammenarbeit, viel Fachwissen, Leidenschaft, ein Stück Emotion und ganz viel Herz“, lobt Freund. Rund 1000 Arbeitsstunden flossen in den MAN F8. „Die Ersatzteilversorgung war eine Katastrophe“, sagt er. Ohne Netzwerk? Undenkbar. Stoßstange, Armaturenbrett, Dachhimmel und Teppich blieben original, „patiniert, aber echt“. Der Motor wurde durch Teile des Ersatzchassis gerettet. Überraschungen? „Die falschen Zylinderköpfe aus Chile haben uns Kopfzerbrechen bereitet“, gesteht Freund.
Fernweh und Freiheitssuche
Wie seine Serienrolle Franz Meersdonk war Schauspiel-Star Manfred Krug auch im echten Leben ein Held mit Ecken und Kanten: gebürtiger Duisburger, 1949 Übersiedlung mit der Familie in die DDR, es folgten unzählige gefeierte Auftritte auf Theaterbühnen, als Jazzsänger, in Kinorollen und TV-Filmen. Sein wohl bekanntester DDR-Kinofilm „Spur der Steine“ wurde von den SED-Machthabern 1966 verboten. Krug eckte immer mehr mit dem System an, er unterzeichnet 1976 das Protestschreiben von Künstlern gegen die Ausbürgerung von Liedermacher Wolf Biermann. Die Folge: quasi ein Berufsverbot. 1977 der Ausreiseantrag. Oldtimerfan Krug nahm fünf wertvolle Veteranen mit nach West-Berlin – darunter einen Simson Supra, Baujahr 30 und einen Oryx, Baujahr 1911 - „zerlegt und in Kisten“, wie das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL am 26.06.1977 berichtete. In der Bundesrepublik startete Krug erneut durch und wurde mit Serien wie „Liebling Kreuzberg“ oder eben „Auf Achse“ endgültig gesamtdeutscher TV-Star.
Kulturgut auf Rädern
Zurück ins Jahr 2025: „‘Auf Achse’ war mein Fenster zur Welt“, sagt Thomas Freund, der in der DDR aufwuchs. „Mein Vater war Kraftfahrer in Frankfurt/Oder. Reisen in den Westen? Unmöglich.“ Die Serie, 1977 gestartet, zeigte Krug als charismatischen Trucker, der Freiheit lebte. „Ich wurde erst durch ‘Auf Achse’ Krug-Fan“, gesteht Freund. Auf Autobahnbrücken träumte er von Meersdonks Abenteuern. „Die Serie weckte Fernweh, das in der DDR in Richtung Westen unerfüllbar war.“
Warum genau dieser MAN F8? „Es ist das Original-Drehfahrzeug, einmalig auf der Welt“, betont Freund. „Viele identifizieren sich mit der Serie – Lkw-Fahrer, Zuschauer, Manfred Krug-Fans.“ Der MAN F8 ist für ihn Kulturgut, ein Zeugnis deutscher Ingenieurskunst und der Freiheit, die Lkw symbolisierten. Auf Oldtimer-Events und Messen will Freund ihn präsentieren, „wenn die Zeit reicht“. Eine gewerbliche Nutzung? „Ausgeschlossen.“ Stattdessen: „Der Truck kann für Events angemietet werden“. Dieser Brummi verdient einfach ein großes Publikum …
Fotos: Thomas Freund, privat | ARD
Übrigens: Die komplette Serie „Auf Achse“ (alle sechs Staffeln, 86 Folgen) gibt es als DVD-Box z.B. bei Thalia oder im MediaMarkt.
Die Restaurierung des Trucks von Manfred Krug
Der MAN F8 in Chile. Spediteur Thomas Freund erkannte das Filmfahrzeug sofort am Kennzeichen CA 29 91: „In Chile gibt’s Kennzeichen ein Lkw-Leben lang.“
Vor dem Lackiervorgang wurde das Fahrerhaus repariert.
Die generalüberholte Einspritzpumpe wird montiert.
Der Fahrzeugrahmen des Lkw wurde gestrahlt, später in Holland lackiert.
Der Motor (D 2866) wurde komplett überholt. Der Reihensechszylinder holt aus 11,8 Litern Hubraum 361 PS.
Spediteur Thomas Freund hat Grund zur Freude: Er rettete das Filmfahrzeug in Chile und ließ es in Deutschland komplett restaurieren. So konnte der geschichtsträchtige Truck für die Zukunft erhalten werden.
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