Die 10 teuersten Klassiker 2025 - zusammen sind sie 182 Mio. Euro wert
Von DORIAN RÄTZKE
Ferrari dominierte die internationalen Klassiker-Auktionen im Jahr 2025. Trotz ökonomischer Krisen lieferten sich Sammler weltweit wahre Bieterschlachten, um rare Exemplare zu erwerben. Sieben Plätze unter den 10 teuersten Auktionsfahrzeugen des Jahres gingen an die Modelle aus Maranello. Das ermittelten die Spezialisten des deutschen Marktbeobachters classic-analytics. Gesamtumsatz der Top 10: 182 Millionen Euro. Das freute besonders renommierte Versteigerungshäuser wie RM Sotheby's, Broad Arrow oder Goodings & Company. Was war ausschlaggebend für den Erfolg? Natürlich eine exzellente Dokumentation, eventuelle Rennerfolge und Matching-Numbers. An die Spitze des teuersten Klassikers weltweit katapultierte sich auch in diesem Jahr ein deutsches Fahrzeug – hier ist unsere Liste der Top 10.
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Platz 1: Mercedes-Benz W 196 R Stromlinienwagen – 51,155 Mio. € (RM Sotheby’s)
Der Mercedes-Benz W 196 R Stromlinienwagen von 1964 ist mit 51,55 Mio. Euro der Rekordhalter in diesem Jahr (Stand Ende November 2025). Nur vier Exemplare erhielten die Stromlinienkarosserie aus Elektron-Magnesium-Legierung – dieses trägt die Nummer 00009/54. 1955 holte Juan Manuel Fangio damit den Gesamtsieg beim Großen Preis von Buenos Aires. Beim Italien-Grand-Prix in Monza stellte Stirling Moss die schnellste Runde mit 2:46,900 Minuten und 215,7 km/h Durchschnitt auf, bevor ein Kolbenversagen nach 27 Runden den Ausfall erzwang. Der 2,5-Liter-Reihenachtzylinder mit Bosch-Direkteinspritzung leistet 290 PS. Mercedes-Benz spendete das Monoposto 1965 an das Indianapolis Motor Speedway Museum; 59 Jahre später wurde es in Amelia Island und Pebble Beach präsentiert. Sammlerherzen schlagen auch bei diesem Fakt schneller: Die Monza-Lackierung in DB 180 Silbermetallic mit Startnummer 16 ist natürlich original …
Platz 2: Ferrari 250 LM by Scaglietti – 34,880 Mio. €, (RM Sotheby’s)
Als sechstes von 32 Exemplaren verließ das Fahrzeug 1964 die Werkshallen und ging direkt an Luigi Chinetti Motors. Masten Gregory und Jochen Rindt sicherten 1965 in Le Mans den ersten – und bis heute einzigen – Gesamtsieg eines Privat-Ferrari. Ein Jahr später wurden Bob Bondurant und Rindt in Daytona Neunte. 1968 folgten weitere 24-Stunden-Einsätze: Gregory/Piper schieden in Daytona nach 101 Runden aus, Gregory/Kolb in Le Mans nach 209 Runden; 1969 fuhren Posey/Zeccoli auf Platz acht, 1970 Chinetti Jr./Young auf Siebter in Daytona. Motor: ein 3,3-Liter-V12. Luigi Chinetti verkaufte den Renner 1970 ans Indianapolis Museum, hätte er ihn mal lieber behalten …
Platz 3: Ferrari Daytona SP3 Tailor Made – 26 Mio. €, (RM Sotheby’s)
Die Icona-Serie war bei 599 Exemplaren ausverkauft – dieses Fahrzeug mit der Nummer 599+1 entstand als Tailor-Made-Sonderanfertigung. Der 6,5-Liter-V12 ohne Aufladung leistet 829 PS, sprintet in 2,85 Sekunden von 0 auf 100 km/h und in 7,4 Sekunden auf 200 km/h. Die Zweifarbenlackierung kombiniert Carbon-Faser mit Ferrari typischem Gelb, dem Giallo Modena und Ferrari-Rennwagenaufdruck. 20-Zoll-Vorder- und 21-Zoll-Hinterräder sowie gelbe Bremssättel runden das Erscheinungsbild ab. Das Interieur besteht aus Q-Cycle-Stoffen aus recycelten Reifen, gelben Gurten und gesticktem Logo mit springendem Pferd. Ein Luftansaugkanal (S-Duct) und Luftauslässe im Unterboden sorgen passiv für Abtrieb. Ferrari spendete das Fahrzeug für einen guten Zweck: der gesamte Erlös fließt in die Ferrari Foundation, unter anderem für den Wiederaufbau einer von den verheerenden Waldbränden in Kalifornien zerstörten Schule.
Platz 4: Ferrari 250 GT SWB California Spider Competizione – 23,175 Mio. € (Gooding & Company)
Nur zwei SWB California Spider entstanden in Vollrenn-Spezifikation mit Aluminiumkarosserie – dieses Exemplar gehört dazu. Ursprünglich lackiert in Grigio Argento, ausgestattet mit abgedeckten Scheinwerfern, Aluminium-Hardtop und externem Tankstutzen. 1961 wurde der Wagen neu an den Mannheimer Privat-Rennfahrer Ernst Lautenschlager über Auto Becker ausgeliefert. Seit 1968 befand sich der 250 GT in drei bedeutenden Ferrari-Sammlungen. Chassis, Karosserie, Motor, Getriebe und Differential sind original. Der 2,953-cm³-V12 Tipo 168 mit obenliegender Nockenwelle und drei Weber-40-DCL6-Vergasern leistet geschätzte 280 PS bei 7.000 U/min. Als Lot 26 bei der Auktion in Pebble-Beach setzte der 250 GT übrigens einen neuen Weltrekord für das Modell: 25,305 Millionen Dollar (23,175 Mio. Euro) – sechs Mio. mehr als bisher.
Platz 5: Ferrari F2001 – 15,980 Mio. € (RM Sotheby’s)
Ein Rennwagen mit Geschichte: Nach einem Qualifying-Unfall stieg Michael Schumacher auf dieses Ersatzchassis 211 um und holte damit seinen vierten Fahrer- sowie den Konstrukteurstitel. Weitere Erfolge: Pole und Sieg beim Großen Preis von Ungarn sowie beim Großen Preis von Monaco mit 18 Sekunden Vorsprung. Der 3-Liter-V10 Tipo 050 leistet 820 PS bei 17.000 U/min; das Gesamtgewicht liegt unter 600 Kilogramm inklusive Fahrer. Der Formel 1-Rennwagen kam u. a. bei Rennen in Kanada, Frankreich, Ungarn und Spanien zum Einsatz.
Platz 6: Ford GT40 Mk II – 11,380 Mio. € (RM Sotheby’s)
Der Ford GT40 Mk II ist eines von nur acht Exemplaren. 1965 erhielt dieses Fahrzeug den 7-Liter-V8 und ein T-44-Transaxle mit Weismann-Differential. Walt Hansgen und Mark Donohue wurden 1966 in Sebring Zweite nach Start von Platz vier. 1966 wurde es in Paris ausgestellt, 1967 in Genf und Monza. Ford spendete es 1968 ans Indianapolis Motor Speedway Museum; von 1976 bis 1983 stand es im Early Wheels Museum. Ford-Mitarbeiter restaurierten es 2006 bis 2011 in Le-Mans-Konfiguration.
Platz 7: Ferrari F40 LM by Michelotto – 9,480 Mio. € (RM Sotheby’s)
Dieser Ferrari F40 hat schon viele Besitzer gesehen: Das 14. von 19 Exemplaren ging 1993 an den Schweizer Sammler Walter Hagmann (verstorben 2013) in St. Moritz, der es bis 2002 behielt. Hagmann verkaufte es an einen Schweizer Enthusiasten, kaufte es zurück und veräußerte es 2007 an einen Münchner Ferrari-Finanzier. Der fuhr es bis 2014 bei historischen Rennen; anschließend überholte Spezialist Michelotto Motor und Getriebe. 2015 erwarb ein Las-Vegas-Entwickler das Fahrzeug für fünf Jahre, gefolgt von einem deutschen Händler und einem österreichischen Sammler. Der 2,9-Liter-V8 leistet 760 PS durch größere Turbolader, Intercooler und Unterboden-Diffusor. Ausstattung: Brembo-Scheiben, OZ-Magnesiumräder, Lexan-Scheiben, Stoffa-Vigogna-Sitze.
Platz 8: Ferrari 250 GT LWB California Spider Competizione – 8,155 Mio. € (Broad Arrow)
Als erstes Exemplar mit Competizione-Spezifikation erhielt das Fahrzeug eine Aluminiumkarosserie und den Outside-Plug-Tipo-128F-Motor. Ersteigentümer war der amerikanische Rennfahrer Bob Grossman (1922 - 2002), er erreichte mit dem Ferrari 250 GT im Jahr 1959 beim berühmten 24-Stunden-Rennen von Le Mans Platz 5 des Gesamtklassements und wurde Dritter in der GT-Wertung. 1959 bis 1960 folgten zahlreiche Einsätze bei Rennen in den USA. Die silberne Le-Mans-Metallic-Lackierung ist original.
Platz 9: Ferrari 375 MM Berlinetta – 8,155 Mio. € (Gooding & Company)
Für Alfred Ducato, damals Vizepräsident der United California Bank in San Francisco, Kalifornien, enger Freund von Enzo Ferrari und begeisterter Ferrari–Sammler, entstand 1955 dieses Custom-Chassis mit Pinin-Farina-Karosserie. Seitdem gab es nur drei Eigentümer, darunter den amerikanischen Automobil-Manager Fred Leydorf (1931-2024), der das Fahrzeug 1969 übernahm. Der 4,5-Liter-V12 Tipo 108 mit drei Weber-Vergasern leistet 335 PS bei 7.000 U/min, gekoppelt an ein Fünfgang-Getriebe und hydraulische Trommelbremsen. Motor, Getriebe und Differential tragen natürlich Matching-Numbers.
Platz 10: Ferrari F50 – 7,965 Mio. € (RM Sotheby’s)
Kein Geringerer als Modekönig Ralph Lauren („Polo“) war Vorbesitzer dieses Ferrari F50 (Baujahr 1995), der ihn immerhin bis 2003 fuhr (3.300 Meilen Laufleistung). Ein Händler aus Florida vermittelte den F50 dann an ein Ehepaar in Virginia. Der 4,7-Liter-V12 Tipo F130B aus der 333 SP leistet 513 PS und 470 Nm, beschleunigt in 3,6 Sekunden auf 100 km/h und erreicht 325 km/h Höchstgeschwindigkeit. Weitere Highlights des F50: Carbon-Kevlar-Chassis, 355mm große Brembo-Bremsscheiben und LCD-Instrumente. Für den Preis von 7,965 Millionen Euro gab es für den neuen Besitzer auch eine Bedienungsanleitung, ein Garantiebuch, einen Hardtop-Koffer und originales Ferrari-Werkzeug dazu.
Fotos: RM Sotheby's | Broad Arrow | Gooding & Company
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