Neues Verfahren rekonstruiert
Softlack-Oberflächen bei Klassikern
Außen hui, innen pfui… So kennen viele Klassikerliebhaber ihre Schätzchen aus den 80ern und frühen 90ern.
Großes Ärgernis: der verbaute Softlack im Innenraum rund um das Armaturenbrett, die Mittelkonsole und den Türverkleidungen, der heute nur noch eine klebrige Masse ist, an der jeglicher Schmutz haftet.
Ein Austausch der Teile ist machbar, aber sehr teuer, sofern sie überhaupt noch lieferbar sind. Der Hamburger Spezialist Ron Wischmann, ausgewiesener Fachmann für Leder-Instandsetzungen, hat nun zusammen mit einem italienischen Farbenhersteller ein kostengünstiges Verfahren entwickelt, um Softlack-Oberflächen wieder in OEM Qualität erstrahlen zu lassen. Wir stellen die neue Technik vor und sagen, was es kostet.
Das Zündschloss des Golf IV, Baujahr 2000, glänzt wieder wie fabrikneu, nachdem Ron Wischmann es mit seinem neuen Softlack-Verfahren bearbeitet hat.
Kosten deutlich unter Neuanschaffung
Klebrige Oberfläche nervt
Ron Wischmann ist gut beschäftigt. Mit seiner Spezialität, altes Leder in Oldtimern zu retten, aufzuarbeiten und wieder wie fabrikneu in Originalfarben glänzen zu lassen, hat er sich in Klassiker-Szene einen Namen gemacht (wir berichteten). In letzter Zeit häuften sich die Wünsche der Kunden, ob er nicht auch die Kunststoffoberflächen im Innenraum einer Generalüberholung unterziehen könne.
„Softlack ein leidiges Überbleibsel aus den 1980er Jahren. Ehemals hoch gelobt als samtige, hochwertige Oberfläche, verändert die Beschichtung ihre Beschaffenheit im Laufe der Jahre. Was ehemals schön und gut anzufassen war, ist heute meist eine klebrige, unschöne Oberfläche, auf der jeglicher Schmutz wie „angeklebt“ haftet“, erzählt Ron Wischmann dem OCC-Magazin.
Keine schnellen Bastlerlösungen
„Aktuelle Youngtimer, angehende Oldtimer aus den 2000ern präsentieren sich meist in gutem Zustand, wenn, ja wenn nicht das leidige Thema des Softlacks wäre. Ob Mercedes, Ferrari, Maserati oder auch viele Modelle aus dem VW-Imperium, um nur einige zu nennen, wirken einfach nur unappetitlich und „schmuddelig“, wenn der Soflack zur klebrigen Oberfläche mutiert ist“, berichtet der Spezialist.
Viele Kunden hätten schnelle Bastlerlösungen verlangt, die Ron Wischmann aber strikt ablehnte. „Dafür stehe ich nicht zur Verfügung. Denn die Bastlerlösungen aus dem Internet sind nicht mein Ding. Mit Sprühfolie arbeiten, oder einfach die Plastikteile mit einer Matten-Farbe lackieren - nein! Das ist kein Softlack und entspricht nicht dem Original.“
Jeder RAL-Farbton ist möglich
Eine professionelle Lösung musste her. Nach langer Suche und etlichen Probeläufen in seiner Werkstatt kann Ron Wischmann heute Softlackinstandsetzung in jedem RAL-Farbton auf OEM-Niveau anbieten. Hierzu sind sehr spezielle Komponenten nötig bis hin zum finalen Softlackfinish.
Wie funktioniert das?
Ron Wischmann: „Ich beginne damit, die ausgebauten Teile komplett vom alten Softlack zu befreien und sie bis auf den rohen Untergrund zu säubern. Anschließend erfolgt eine Komponentengrundierung auf Acrylbasis. Danach kommt der wichtige „Farbschritt“, bei dem die gewünschte Farbe aufgebracht wird, wobei jeder RAL-Farbton möglich ist. Abschließend wird ein Softlack-Überzug aufgetragen, der sich mit den vorher aufgebrachten Komponenten verbindet. Nach diesen Schritten ist es wichtig, dass die Teile etwa drei Tage lang durchtrocknen.“
Kosten günstiger als Neubeschaffung
Das Ergebnis kann sich sehen lassen, denn die Kunststoffteile wirken nach der Kur wie fabrikneu (OEM Zustand). Kunden müssen mit einer Bearbeitungszeit von mindestens 3-5 Tagen oder mehr rechnen - je nach Anzahl und Umfang der aufzuarbeitenden Teile.
Und die Kosten? Die sollen laut Ron Wischmann deutlich unter den Kosten der Neubeschaffung liegen, „sofern es die Teile überhaupt noch gibt“. Los geht es ab etwa 300 Euro. (dr)
Mehr Infos unter:
Ron Wischmann
GARAGE 3
Griegstaße 73
22763 Hamburg
Internet: https://www.oldtimer-youngtime...
Mobil: 0170 4739326
Fotos: Ron Wischmann
Ron Wischmann in seiner Hamburger Werkstatt. Er kann mit seinem neuen Softlack-Verfahren jeden Farbton ab Werk nachbilden.
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