Klassiker-Markt stabil:
Trotz Verbrenner-Verbot in Oldtimer
investieren?
Vorsorge in unsicheren Zeiten ist ein wichtiges Thema. Sollte man sein Vermögen, sein Erspartes in Immobilien, Wertpapiere, Gold, Kunst oder gar Oldtimer investieren? Was hat wirklich dauerhaft Bestand und wächst im Wert? Was ist risikobehaftet? Wie entwickelt sich der Markt für Oldtimer und Youngtimer? Hier sagen Experten, ob die Investition in automobile Klassiker lohnt, was man beachten muss und ob Gefahr aus der Politik für unsere Lieblinge droht.
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Die aktuelle „Classic Studie Young- und Oldtimer 2020: Der Markt im Wandel“ (BBE Automotive, Dezember 2020) fasst die Situation wie folgt zusammen: „Aktuell sind keine Entwicklungen absehbar, dass der Markt stagniert oder eine rückläufige Tendenz zeigt. Ein Blick auf die Youngtimer, insbesondere die 20 bis 29 Jahre alten Fahrzeuge zeigt, welche Modelle das Potenzial zum echten Oldtimer haben und somit nachrücken können und werden. So ist ein Wachstum im wertigen Bereich sehr wahrscheinlich… … Allerdings können strengere Umweltgesetze und zunehmende Diskussionen um Verbrennermotoren die zukünftige Entwicklung begrenzen.“
Besonders Signale aus dem Berliner Politikbetrieb sorgten zuletzt für Irritationen bei Sammlern. Das von den Grünen ins Spiel gebrachte Verbot für Verbrennungsmotoren ab 2030 für Neuwagen lässt viele Fragen offen und bereitet Sorgen. Ein Oldtimer-Enthusiast aus Norddeutschland fragte kürzlich, ob er seine wertvolle Sammlung nicht lieber Stück für Stück auflösen - und in Immobilien oder Aktien umschichten solle.
Alles nur unbegründete Panikmache oder realistische Szenarien?
Dr. Ralf-Hendrik Steinkühler, geschäftsführender Gesellschafter der Emilia Auto GmbH (www.emiliaauto.com) aus Hamburg, die sich auf italienische Sportwagenklassiker spezialisiert hat, beruhigt: „Nach unserer Einschätzung kann und wird die Politik am Bestandsschutz für die bereits auf den Straßen befindlichen Fahrzeuge mit verbrennungsmotorischem Betrieb nicht rütteln. So ist es bisher immer gewesen und es wäre auch juristisch höchst problematisch oder, um es deutlicher zu sagen, schlicht rechtswidrig, eine einmal erteilte Betriebserlaubnis für ein Fahrzeug zu widerrufen. Ich habe letztens ein über 100 Jahre altes Fahrzeug im PS-Speicher in Einbeck gesehen, das sich auch heute noch - mit dem technischen Standard von 1900 - ganz legal im Straßenverkehr bewegen darf. Eine einmal erteilte Betriebserlaubnis hat bei uns kein Ablaufdatum! Das heißt natürlich nicht, dass man nicht über Anreize versuchen wird, den Bestand an Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren zu reduzieren. Weitere Steuererhöhungen für Benzin und Kfz-Halter sind absehbar. Das wird vor allem jüngere Fahrzeuge betreffen, die noch nicht den H-Status haben und noch als Alltagsfahrzeuge genutzt werden, das heißt viele Kilometer zurücklegen, was ja bei unseren "Schätzchen" aber nicht der Fall ist.“ Steinkühler ist sich sicher, dass, je schneller sich alternative Antriebe bei Neufahrzeugen durchsetzen, es umso besser für die Liebhaber von klassischen Fahrzeugen und Exoten ist.
Kein Verbot für Klassiker in Zukunft
„Denn damit nimmt der Druck ab, den wenigen verbleibenden Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor Steine, z.B. in Form von lokalen Zufahrtbeschränkungen, in den Weg zu legen. Der Anteil von PKW mit H-Kennzeichen an allen zugelassenen PKW in Deutschland liegt heute beispielsweise bei gerade einmal etwas mehr als 1%. Ihr Anteil an der jährlichen Fahrleistung aller PKW dürfte somit deutlich unter 0,5% liegen. Also spielen unsere Autos bei der Erreichung der Klima- und Emissionsziele keine nennenswerte Rolle. Es spricht also rational nichts dafür, dass Klassiker in der Zukunft von der gesetzgeberischen Seite von Verboten betroffen sein könnten."
Wächst vor dem Hintergrund des momentanen Wandels die Gefahr, dass die Wertschätzung für Oldtimer in absehbarer Zukunft leidet und sie damit keine sehr gute Wertanlage mehr sein werden?
Dr. Ralf-Hendrick Steinkühler: „Von der emotionalen Seite stellen wir in unserem Kundenkreis fest, dass sich auch progressive Menschen, die ihren Daily Driver schon auf Hybrid oder E-Antrieb umgestellt haben oder dies demnächst vorhaben, sehr danach sehnen, am Wochenende und in der Freizeit ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor zu bewegen. Dieser Wunsch wird nach unserer Einschätzung sogar noch größer, je mehr die aktuellen Fahrzeuge sich vom Fahrerlebnis entfernen, das ein Klassiker bietet. Und letzteres kann und wird auch dazu führen, dass junge Leute unser Hobby entdecken und zu schätzen wissen.
Wertschätzung für Oldtimer und Youngtimer wird noch größer
Sein Fazit: „Fahrzeuge voller Assistenzsysteme mit nahezu geräuschlosen Antrieben, in denen der Fahrer nur noch Passagier auf dem Weg von A nach B ist, sind der totale Gegenentwurf zu einem klassischen Fahrzeug und damit der Garant dafür, dass unsere Lieblinge auch in Zukunft eine große und stabile Fangemeinde haben werden. Es werden in Zukunft keine Fahrzeuge mehr vom Band rollen, die unseren Klassikern in der Faszination ebenbürtig sind. Keine Saugmotoren, keine reinen Fahrmaschinen, keine Persönlichkeiten mit liebenswerten Macken, keine Fahrzeuge, an denen auch der begabte Laie am Wochenende in der Garage schrauben kann. Die Liebhaber von Klassikern und Exoten waren immer eine Minderheit und werden es auch bleiben. Wir sind aber felsenfest davon überzeugt, dass die Wertschätzung für automobiles Kulturgut nicht nur bleibt, sondern größer wird, wenn der sich momentan abspielende Wandel den Verbrenner bei den Neufahrzeugen vollständig verdrängt haben wird."
Oldtimerindex stieg um fast 200 Prozent
Laut Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) legte der Deutsche Oldtimer Index (DOX) in den letzten 20 Jahren um stolze 194 Prozent zu. Dieser Index bildet die Wertentwicklung von Fahrzeugen auf dem Markt ab, Grundlage sind die Daten der Bochumer Spezialisten von Classic Analytics.
Unter welchen Gesichtspunkten sollte man sein Vermögen in Sachwerte wie Oldtimer anlegen und was ist bei den Kosten zu beachten?
Dazu Jens Berner, Oldtimer-Spezialist im Asset Management der SÜDWESTBANK AG: „Eine Anlage in Oldtimer oder andere Sachwerte wie beispielsweise Kunst, Uhren oder Wein unterscheidet sich dadurch, dass sie in der Regel keine laufenden Erträge abwirft. Als Anleger in Aktien erhalten Sie Ihre Dividende, bei Anleihen den Kupon und bei einer Immobilie haben Sie Ihre laufenden Mieterträge. Über einen langen Anlagezeitraum führen laufende Erträge, beispielsweise bei Aktien, zu erheblichen Renditeunterschieden.
Der Deutsche Aktienindex DAX startete am 1. Januar 1988 bei 1.000 Punkten. Während der uns bekannte DAX (Performanceindex) die Dividendenausschüttungen berücksichtigt aktuell bei fast 14.000 Punkten steht, wird der DAX auch als Kursindex berechnet. Dieser steht bei knapp unter 6.000 Zählern. In diesem, zugegebenermaßen sehr langen Beobachtungszeitraum, zeigt sich anhand des DAX, dass die Dividendenzahlungen, also die laufenden Erträge, mehr als die Hälfte der Gesamtperformance ausmacht.
Hohe Nebenkosten bei Liebhaberfahrzeugen
Ein weiterer Punkt sind die Nebenkosten, die die jeweiligen Anlageformen mit sich bringen. Bei längeren Haltezeiten haben Sie bei Aktien und Anleihen laufende Kosten von deutlich unter einem Prozent jährlich. Bei aktiv gemanagten Aktienfonds ca. zwei Prozent p.a.
Bei Oldtimern sind diese Nebenkosten in aller Regel deutlich höher. Gerade bei "Alltagsoldtimern" wie beispielsweise einem Golf II oder einem Opel Manta fallen diese sehr ins Gewicht und können Werte von 10 % p. a. schnell übersteigen. Selbst bei höherpreisigen Fahrzeugen, wie z. B. einem 190 SL (W 121) liegen diese noch bei ca. 4 %.
Aus Renditegesichtspunkten kommen niederpreisige Fahrzeuge von unter 100.000 Euro somit kaum in Frage. Wir empfehlen Oldtimer nur als Beimischung zur Vermögensanlage, die zehn Prozent des Kundenvermögens nicht übersteigen sollte. Zudem sollte ein Fahrzeug bei Erwerb mindestens 100.000 Euro kosten, da sonst die laufenden Kosten, von denen ja ein Großteil fix ist, unverhältnismäßig hoch ins Gewicht fallen. Im Ergebnis können wir somit nur Kunden zum Erwerb eines Oldtimers raten, die über ein größeres Vermögen verfügen.
Emotionale Rendite ist ebenfalls wichtig
Da der Erwerb sowie die Wartung und Pflege sowie der Unterhalt nicht nur kosten- sondern auch relativ zeitintensiv ist, empfehlen wir ihn auch nur Kunden, die Freude an ihrem Fahrzeug haben und auch eine Sonntagsausfahrt genießen können, denn dann ist zumindest die ,emotionale Rendite‘ mit Sicherheit höher als bei herkömmlichen Anlageklassen.“
Dazu passt der weise Satz von Börsenguru André Kostolany (1906 – 1999): „Ich kann Ihnen nicht sagen, wie man schnell reich wird; ich kann Ihnen aber sagen, wie man schnell arm wird: in dem man nämlich versucht, schnell reich zu werden…“ (dr)
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