Bernie Ecclestone verkauft Formel-1-Legenden: eine gigantische Sammlung für die Ewigkeit
„Ich liebe alle meine Autos, aber es ist an der Zeit, darüber nachzudenken, was passiert, wenn ich nicht mehr da bin.“
Mit diesen Worten verkündet Bernie Ecclestone, ehemaliger Chef der Formel 1 und bekennender Automobilenthusiast, den Verkauf seiner weltberühmten Rennwagensammlung. Die sogenannte Ecclestone-Grand Prix Collection umfasst 69 außergewöhnliche Fahrzeuge und wird von keinem Geringeren als dem britischen Luxusauto-Experten Tom Hartley jun. verkauft.
Ein Verkauf aus finanzieller Not ist es wohl eher nicht: Der 94-jährige Ecclestone hat den Formel-1-Zirkus zu einem Multi-Milliarden-Geschäft aufgebaut, von dem er nachhaltig profitierte. Vor drei Jahren schätzte die britische Zeitung Sunday Times sein Vermögen auf 2,5 Milliarden Pfund (ca. 3 Milliarden Euro).
Warum also jetzt die Trennung von seinen Schätzen?
Schumis Siegerauto und Niki Laudas BT46B
Ein streng gehüteter Schatz wird sichtbar
Über Jahrzehnte hinweg war die genaue Zusammensetzung dieser Sammlung ein wohlgehütetes Geheimnis. Nun öffnet sich ein Fenster in Ecclestones automobilen Mikrokosmos: Rennwagen, die Motorsportgeschichte geschrieben haben, stehen zum Verkauf. "Diese Sammlung ist nicht nur die wertvollste Grand-Prix- und Formel-1-Sammlung der Welt, sie gilt auch als die wichtigste Rennwagensammlung", erklärt Autohändler Tom Hartley jun.
Zu den Highlights gehören Fahrzeuge wie der Ferrari 375 F1, mit dem Alberto Ascari den Großen Preis von Italien gewann, und Michael Schumachers Siegerautos. Besonders spannend: Ecclestones Brabham-Rennwagen, die seit ihren letzten Rennen nahezu unsichtbar waren. „Bernies Brabhams wurden kaum je gesehen, da sie seit ihren letzten Rennen in seinem Besitz geblieben sind,“ betont Hartley. Darunter auch der legendäre BT46B, besser bekannt als Fan-Auto, das Niki Lauda 1978 zu einem dominanten Sieg in Schweden führte.
Ein Stück Motorsportgeschichte in privater Hand
Hartley hebt hervor, dass die Sammlung nicht nur durch ihre schiere Größe, sondern auch durch die Bedeutung jedes einzelnen Fahrzeugs einzigartig ist. „Formel-1-Autos sind etwas, das ich besonders gut kenne. Es wurde noch nie eine Sammlung wie diese zum Verkauf angeboten, und niemand auf der Welt hat eine Rennwagensammlung, die an die von Bernie heranreicht.“
Ecclestones Beweggründe für den Verkauf sind persönlich geprägt. Mit 94 Jahren denkt er zunehmend an die Zukunft seiner Sammlung und an seine Familie. „Meine Frau Fabiana wollte ich nicht mit der Frage allein lassen, was sie mit ihnen machen soll, wenn ich nicht mehr da bin,“ erklärt er.
Und warum betraut Bernie Ecclestone gerade Tom Hartley jun. mit dem Verkauf der Sammlung? „Ich schätze sein Wissen über die Autos und die Transparenz, die mir beim Verkauf garantiert wurde“, so der ehemalige Formel-1-Patriarch.
Seine Sammel-Leidenschaft für Grand Prix- und Formel-1-Autos erklärt er so: „Ein Grand-Prix- und insbesondere ein Formel-1-Auto ist weitaus wichtiger als ein Straßenauto oder eine andere Form von Rennwagen, denn es ist der Höhepunkt des Sports, und alle Autos, die ich im Laufe der Jahre gekauft habe, haben eine fantastische Renngeschichte und sind seltene Kunstwerke.“
Privatverkauf statt Auktion – Preise bleiben geheim
Der Verkauf erfolgt diskret: keine pompöse Auktion, sondern direkte Verhandlungen mit potenziellen Käufern. Die Preise der einzelnen Fahrzeuge bleiben dabei der Öffentlichkeit verborgen, was die Exklusivität der Sammlung noch unterstreicht. Für passionierte Sammler bietet sich eine einmalige Gelegenheit. „Es wäre großartig, diese Autos wieder auf der Rennstrecke zu sehen,“ schwärmt Hartley.
Eine Sammlung mit Seltenheitswert
Neben ikonischen Ferrari- und Brabham-Modellen umfasst die Sammlung weitere Juwelen der Rennsportgeschichte, darunter einen Maserati 250F, den 16-Zylinder BRM Mark II und den Vanwall VW10, der 1958 die erste Konstrukteursmeisterschaft für ein britisches Team einbrachte.
Für die Formel-1-Welt bedeutet der Verkauf einen Abschied von einer einzigartigen Ära. Aber für echte Sammler eröffnet sich die Chance, Teil dieser Geschichte zu werden. Wenn auch nur für den Preis eines absoluten Meisterwerks… Kenner schätzen den Wert der gesamten Ecclestone-Sammlung auf etwa 360 Millionen Euro. Aber es gibt auch Stimmen, die den stückweisen Verkauf an Privatsammler kritisieren. Diese außergewöhnliche Sammlung gehöre eigentlich in ein öffentliches Museum – so der Tenor von vielen Klassiker-Enthusiasten und Motorsportfans.
Vielleicht gibt es dafür ja auch in Zukunft eine großzügige Regelung mit dem Segen von Formel-1-Ikone Bernie Ecclestone.
Fotos: Tom Hartley jun. | youtube.com/@TomHartleyJnrLtd
Mehr Infos gibt es hier
Bernie Ecclestone: Vom Stadtwerke-Mitarbeiter zum Milliardär
Bernie Ecclestone (geb. 28. Oktober 1930) stammt aus einfachen Verhältnissen (Vater Kapitän auf einem Fischkutter, Mutter Hausfrau). Er wuchs in London auf und arbeitete nach dem Schulabschluss mit 16 Jahren bei den Stadtwerken. In den 1950er Jahren begann er als Rennfahrer, musste die Karriere jedoch nach einem schweren Unfall aufgeben. Er wechselte ins Teammanagement und kaufte 1972 das Brabham-Team.
Ecclestone revolutionierte die Formel 1, indem er die kommerziellen Rechte an der Rennserie sicherte und sie zu einer globalen Marke ausbaute. Er spielte eine entscheidende Rolle bei der Schaffung der Formel 1 als Milliardenunternehmen. Privat war der exzentrische Engländer aus Ipswich (Grafschaft Suffolk) dreimal verheiratet. Ecclestone war eine umstrittene, aber einflussreiche Figur im Motorsport. 2007 kaufte er zusammen mit Flavio Briatore den englischen Fußballclub Queens Park Rangers. 2020 wurde Ecclestone mit 89 Jahren zum vierten Mal Vater (Sohn Ace)
Bernie Ecclestone erklärt seine Sammlung
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