Die neuen Tricks
der Oldtimer-Diebe
Mehrere interessierte Männer stehen vor dem chromblitzenden Mercedes-Cabrio 220 SEb (Baujahr 1964, Wert: 117.000 Euro), fotografieren mit dem Handy jedes Detail. Der stolze Besitzer fühlt sich geschmeichelt. Unbemerkt lässt einer der vermeintlichen „Fans“ ein kleines Plastikteil hinter die Vordersitze fallen. Wenige Wochen später ist der teure Oldtimer weg – gestohlen. Experten warnen jetzt vor einer neuen, fiesen Masche der organisierten Diebesbanden: Diebstahl mittels Tracker!
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MICARE PS, Spezialist für den Diebstahlschutz von Oldtimern, hat diese und andere Fälle jetzt verstärkt registriert.
Antonina Stumpfernagel, MICARE-Geschäftsführerin: „Der Trick mit dem Tracker macht uns Sorgen. Gerade im Frühjahr, wenn die wertvollen Fahrzeuge wieder in der Öffentlichkeit präsentiert werden, wächst die Gefahr, dass diese Autos gestohlen werden.“
Mit einem Foto beginnt das Unheil
Wie funktioniert die Masche?
Mit dem eingangs erwähnten Fototrick. Durch die Ablenkung gelingt es den Ganoven, einen Tracker im Cabrio zu verstecken.
Der kleine Tracker sendet immer wieder GPS-Signale an Satelliten, parallel dazu ist er mit einer kleinen SIM-Karte auch im Mobilfunknetz eingewählt (damit ortbar wie jedes Handy) und macht so eine genaue Positionsbestimmung möglich. Das Ergebnis erhalten die Autodiebe bequem auf ihr Handy, weil sie die SIM-Karte im Tracker anwählen. Mittels GSM-Modul funkt der Tracker dann die Geodaten auf die Smartphone-App der Diebe. Sie wissen dann auf wenige Meter genau, wo sich das Fahrzeug befindet, das sie entwenden wollen.
Sind nur Cabrio-Besitzer gefährdet?
„Nein, auch Limousinen können betroffen sein. Hier wird der Sender mittels Schnürsenkel-Trick versteckt. Die Ganoven bücken sich, um sich scheinbar die Schuhe zuzubinden. Dabei verstecken sie blitzschnell den Sender zum Beispiel im Radkasten des Oldtimers“, weiß MICARE-Chefin Stumpfernagel. Auch hier kann das Fahrzeug dann mittels GPS geortet werden.
Profi-Banden arbeiten mit Jammern und Car-Jacks
Und selbst, wenn Besitzer ihre Schätze wie „Fort Knox“ schützen, kommt es immer wieder vor, dass alle Sicherheitsfeatures ausgehebelt wurden. Wie beim Besitzer eines Porsche 911.
Antonina Stumpfernagel: „Er hatte in seinen Augen alles Menschenmögliche getan, um seinen Klassiker vor Diebstahl zu schützen. Doch weder zwei Tore noch Lenkradschloss nebst Lenkradkralle und Stromunterbrecher konnten die Diebe zurückhalten, das 1983er 911 SC Cabrio im November aus einer Tiefgarage in Essen zu stehlen.“
Die bandenmäßig organisierten Ganoven gehen dabei äußerst professionell vor:
- das Objekt wird zunächst ausspioniert
- fühlen sie sich unbeobachtet, dringen die Kriminellen in die Tiefgaragen oder Hallen ein
- mit vier Car-Jacks, Rollbrettern unter den Rädern, kann das Diebesgut bewegt werden
- der Abtransport der Oldtimer erfolgt auf einem Kfz-Anhänger mit Kippvorrichtung
- Vollprofis arbeiten mit Jammern, die GSM oder GPS-Signale unterdrücken:
damit werden die eventuell im Oldtimer verbauten Antidiebstahlsvorrichtungen ausgeschaltet
Und noch eine Problematik, die viele Opfer von Diebstählen schockt. Oftmals werden bei Einbrüchen nicht nur die Fahrzeuge entwendet, die mittels Tracker markiert waren. „Steht das getrackte Fahrzeug in einer Halle mit weiteren Oldtimern, kann es passieren, dass auch diese Autos mitgenommen werden.
Dieses Vorgehen der Täter erklärt auch, warum es in seltenen Fällen zu Diebstählen an Orten kam, von denen die Eigentümer sicher waren, dass Dritte von den dort abgestellten Fahrzeugen keine Kenntnis haben“, erklärt Antonina Stumpfernagel.
Vorsicht bei Werkstattbesuchen
Sie rät ebenfalls zur Vorsicht bei Werkstattbesuchen. Diese Aufenthalte seien ebenfalls leichte Beute für die Kriminellen.
Ihre Tipps:
1. „Den Oldtimer nicht auf gut Glück in den Betrieb bringen, unnötige lange Standzeiten erhöhen das Risiko eines Diebstahls!“
2. „Einen fixen Termin vereinbaren mit kurzer Bearbeitungszeit.“
3. „Darauf beharren, dass der Klassiker nachts nicht draußen steht oder auf der Straße geparkt wird!“
4. „Kleine Werkstätten mit schlechten Einbruchsicherungen meiden, ebenfalls Werkstätten in dunklen, abgelegenen Industriegebieten.“
Bleibt das Fahrzeug wegen eines Defekts wirklich einmal an der Straße liegen, sollte man schleunigst für einen sicheren und schnellen Abtransport sorgen. Mit einem Pannen-Schutzbrief (z.B. von OCC) wird dafür gesorgt, dass der Klassiker schnell in die „richtige“ und nicht in die nächstgelegene Werkstatt gebracht wird. (dr)
Mehr Infos unter: www.micare-ps.com
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