Bande stahl über 50 Autos
Polizei zerschlägt Oldtimer-Mafia
Rolex und Bargeld sichergestellt
Am 13. Juli frühmorgens schlugen die Fahnder zu: Spezialeinsatzkräfte
aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden durchsuchten zahlreiche
Objekte im Dreiländereck um Aachen. In den Orten Heeren (Holland) und
Maasmechelen (Belgien) wurden die Beamten fündig: Insgesamt 20
Tatverdächtige konnten ermittelt werden. Drei Belgier und zwei Holländer
(21 – 30 Jahre alt) wurden festgenommen. Bei den Durchsuchungen
stellte die Polizei zwei Autos, 9000 Euro Bargeld, Schmuck, eine Rolex,
57 Mobiltelefone, Notebooks, Speichermedien, SIM-Karten und Tatwerkzeug
(u.a. Ziehfix) sicher.
Besitzer auf Oldtimer-Messen ausspioniert
Auf das Konto der Bande sollen 20 Fahrzeugdiebstähle aus Düsseldorf,
18 aus Köln, 8 aus Bonn und 11 gestohlene Oldtimer aus Krefeld, Karlsruhe, Essen,
Bocholt, Aachen, Meerbusch und Mönchengladbach gehen. Besonders einige
alte Porsche 911er-Modelle und Mercedes-Pagoden waren bei den Dieben
begehrt.
Sie spezialisierten sich darauf, die Fahrzeuge auszuschlachten und
wertvolle Teile gewinnbringend auf Internet-Handelsplattformen
anzubieten. Auch das OCC-Magazin hatte über diese Fälle berichtet. Durch
die sichergestellten Mobiltelefone konnten die Beamten auch die
Kommunikation der Ganoven auswerten und so Hinweise zu 15 weiteren Taten
finden. Inzwischen scheint auch klar, wie die Oldtimer-Bande vorgegangen ist. Laut
Ermittlern wertete sie z.B. Anzeigen zu Tiefgaragen aus, um zu schauen,
ob auf den Fotos auch Oldtimer zu sehen sind. Desweiteren sollen sie
auf Oldtimer-Messen gezielt Fahrer von einigen Porsche 911er-Modellen
ausspioniert und diese bis zu ihrem Wohnort verfolgt haben. Um ihre
Coups abzusichern, mieteten sie Garagen in der Nähe der Tatorte an. Die
Diebesbeute selbst wurde in die Beneluxstaaten transportiert. Zur Masche
gehörte auch, ein Kaufinteresse vorzutäuschen und die späteren Opfer
vorab auszukundschaften.
Der Heidelberger Oldtimer-Anwalt Michael Eckert rät deswegen: „Falls Sie einen Klassiker verkaufen, vermeiden Sie wenn möglich, unbekannte Interessenten zu sich nach Hause einzuladen. Professionelle Diebe warten nur auf solche Gelegenheiten, sich in Ruhe umzuschauen und z.B. Alarmanlagen und Diebstahlsicherungen auszuspionieren. Besser ist es, sich an einem neutralen Ort zu treffen, am besten mit einem Zeugen. Dann gilt: Auf keinen Fall wertvolle Papiere wie den Fahrzeugbrief oder Originalrechnungen zum 1. Treffen mitnehmen.“
Täter sollen bald ausgeliefert werden
Von der Mehrzahl der gestohlenen Fahrzeuge fehlt noch immer jede
Spur. Es ist zu befürchten, dass sie inzwischen demontiert und als
Ersatzteile verkauft worden sind. Insgesamt entstand ein Schaden von etwa 3,5 Millionen Euro.
Falls weitere Oldtimer-Teile und Fahrzeuge im Zuge der Ermittlungen
sichergestellt werden, was passiert damit und wem gehören sie dann? Christiane Raue, Senior Manager Claim Services bei OCC: „Grundsätzlich
ist es so, dass nach erfolgter Entschädigungsleistung das Eigentum an
dem entwendeten Fahrzeug auf den Versicherer übergeht. Deswegen
werden auch vor Regulierung sämtliche Schlüssel im Original und auch die
Zulassungsbescheinigung Teil I + II (Fahrzeugschein + Fahrzeugbrief)
angefordert. Hat der Kunden also eine Entschädigungsleitung erhalten,
ist das Eigentum an dem Fahrzeug auf den Versicherer übergegangen.
Je nachdem in welchem Zustand das Fahrzeug wieder aufgefunden wurde,
kann der Versicherer bei Wiederauffinden über das Fahrzeug verfügen und
entscheiden. Wir haben in der Vergangenheit Fälle gehabt, in denen so
ein Fahrzeug wieder auftauchte und der Kunden sein Fahrzeug wieder
zurückhaben wollte - hier haben wir die Regulierung an den Kunden
rückabgewickelt und die Entschädigungszahlung vom Kunden zurückbekommen
und dieser im Gegenzug die Schlüssel und Fahrzeugpapiere. Ein
komplett beschädigtes Fahrzeug will in der Regel niemand mehr zurück
haben - da bleibt nur noch zu klären, welchen Restwert das Fahrzeug hat,
so dass das diese Teile an einen Restwertaufkäufer veräußert werden.“
Die fünf mutmaßlichen Oldtimerdiebe, die seit einer Woche in Belgien und Holland in Haft sitzen, sollen so schnell wie möglich nach Deutschland ausgeliefert werden. Julius Sterzel, Sprecher der Zentral- und Ansprechstelle für die Verfolgung Organisierter Straftaten (ZeOS) der Staatsanwaltschaft Düsseldorf: „Wir haben bei den zuständigen Behörden dort ein Auslieferungsersuchen gestellt.“ In Deutschland soll den Tätern dann der Prozess gemacht werden. (dr)
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