Immer mehr Oldtimer-Diebstähle – Was Sie jetzt tun sollten
- Porsche 911
- Mercedes W 113
- Porsche 991
- Porsche 964
- Ford Mustang
Es ist die aktuelle Liste der bei Diebesbanden begehrtesten Klassiker. Sie sind als Ersatzteilspender besonders lukrativ.
Rund 15.000 Autos wurden 2019 in Deutschland gestohlen (Quelle: Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), https://www.gdv.de/de/themen/news/autodiebstahl-report-51768). Unter dem Diebesgut finden sich auch vermehrt Oldtimer. In Düsseldorf musste die Polizei sogar eine Ermittlungskommission bilden, um die stark gestiegenen Diebstähle aufzuklären.
Was war passiert?
Dieben nutzen gnadenlos aus, dass klassische Liebhaberfahrzeuge im Winter nicht bewegt werden und oft für Monate in Garagen verschwinden. Aus diesen sogenannten Sammelgaragen stahlen Einbrecher allein im Raum Düsseldorf etwa 50 Fahrzeuge.
Kriminalhauptkommissar Jürgen Heskamp arbeitete in der Ermittlungsgruppe „Oldie“ der Polizei Düsseldorf: „Es waren zumeist Fahrzeuge der Marke Porsche 911 und Mercedes Pagode SL.“ Auffällig, dass die Diebstähle in genau den Zeitraum fielen, in dem die Porsche höchste Marktpreise erzielten.
Man musste also davon ausgehen, dass diese Diebstähle quasi auf Bestellung ausgeführt wurden. Ob dubiose Sammler oder Händler dazu den Auftrag gaben, ist weiterhin unklar. Die Polizei verfolgte die Spur der Diebe bis nach Holland. „Wir konnten ermitteln, dass es sich um hochprofessionelle Banden handelte.“
Ganoven spionieren gezielt Stellplätze und Garagen aus
Die Ganoven gingen dabei gezielt in Deutschland vor. Bandenmitglieder sahen sich unauffällig in den Tiefgaragen um und spionierten aus, ob sich die Beute lohnt und wie die Fahrzeuge gesichert sind (Lenkradschloss etc.), ermittelte die Polizei. Von einigen Dieben sollen sogar Bilder aus Überwachungskameras existieren.
Am nächsten Tag dann binnen Minuten der Diebstahl. Dabei luden die Ganoven ihre wertvolle Fracht meist auf Lkw oder Anhänger.
Hätten moderne Tracker, die aus dem Oldtimer heraus ihren Standort an den Besitzer senden, womöglich die Diebstähle verhindern können?
Diebe scannen per Funk nach Trackern
Die Ermittlungsgruppe der Polizei ist eher skeptisch: „Tracker, die dauernd Signale funken, werden von den Dieben mittels Funkscanner lokalisiert und ausgeschaltet“, so Kriminalhauptkommissar Jürgen Heskamp. Sinnvoller seien Tracker, die nur alle paar Tage ein Signal senden.
Am einfachsten ließen sich Diebstähle eben doch verhindern, wenn die Besitzer öfter nach ihren automobilen Schätzen schauen – und nicht etwa erst nach 3 Monaten. Wird ein Diebstahl erst nach diesem langen Zeitraum bemerkt, gäbe es auch kaum Zeugen, das mache die Ermittlungen erst Recht schwierig.
Was hilft also wirklich? Kriminalhauptkommissar Jürgen Heskamp rät zu kleinen Einzel- oder Doppelgaragen am Haus. Vorteil, kein Zutritt für Fremde und vor neugierigen Blicken sind die Oldtimer auch geschützt.
Was reizt die Diebe an Porsche?
Sie haben es z.B. oft auf die Targadächer der 911er Baureihe abgesehen. Die Dächer kosten allein in der Nachfertigung bei Porsche Classics 20.000 Euro (verbunden mit einer Wartezeit von bis zu einem halben Jahr). Auch Felgen werden gern mitgenommen (vornehmlich Porsche und Mercedes).
Wie sicher ist die Tiefgarage?
Wer seinem geliebten Oldie eine trockene Unterkunft in einer städtischen Tiefgarage spendiert, sollte das so unauffällig wie möglich machen. Besitzer, die vor Stolz ihrem Liebling einen sog. Auto-Pyjama mit großem Marken-Logo überziehen, sollten sich nicht wundern, wenn dadurch auch unehrliche Zeitgenossen angelockt werden, die unter der Plane einen Schatz wittern. Hier wäre es besser, eine von außen nicht einsehbare Box mit Rolltor zu mieten.
Was bringen Lenkradkrallen?
OCC-Experte Bernd Uhlenbruck: „Oft nicht viel, Profis wissen, wie sie die Schrauben in ein paar Minuten gelöst haben. Besseren Schutz bietet der Batterietrick. Bei langen Standzeiten sollte die Batterie ohnehin ausgebaut, das beugt einem Auslaufen der Batterieflüssigkeit oder der Tiefenentladung vor. Ohne Elektrik fällt es den Dieben schwerer, den Wagen zu bewegen.“ Oldtimer-Sammlungen in privaten Hallen könnten mit einer Stahlschranke gesichert werden.
Alarmanlagen sind unabdingbar, moderne Systeme sind per Kamera und Wifi mit dem Smartphone der Besitzer verbunden.
Professionelle Meldeanlagen senden schon bei versuchten Einbrüchen ein akustisches Signal und lösen dann einen Notruf aus, der bei Bedarf den engagierten Sicherheitsdienst oder gleich die Polizei vor Ort lotst. Aber es gibt noch mehr Tricks, potentielle Einbrecher abzuschrecken.
Eine etwas aufwendigere Methode ist es, die Schaltung durch eine Stange zu blockieren.
OCC-Experte Bernd Uhlenbruck: „Dabei wird der Schalthebel so versperrt, dass nur noch ein Gang funktioniert, zum Beispiel der erste. Das System wird in die Mittelkonsole eingebaut und dann mit einem Sicherheitsschlüssel verriegelt. Das verhindert zwar keinen Diebstahl zu 100 Prozent, schreckt aber viele Straftäter ab, weil die Vorrichtung schwer zu knacken ist.“
Weniger rustikal ist die Wegfahrsperre, die mittels mechanischem Schalter oder per Elektronik den Stromfluss im Auto unterbricht.
Diese Systeme sollten immer verdeckt im Innenraum oder Motorraum installiert werden. Wer wissen will, wohin Diebe mit dem Oldtimer fahren oder wohin sie ihn bringen, kann auf einen sog. GPS-Tracker zurückgreifen. Der kann sogar der Polizei die Live-Daten der Ortung senden, damit sie die Diebe gleich festsetzt und die wertvolle Fracht sicherstellt.
Wie funktioniert so ein Tracker?
Es ist ein kleiner, schwarzer Kasten, der mit einer simplen Prepaid-Simkarte bestückt wird. Ist die Blackbox scharf gestellt, sendet die Sim-Karte immer per Satellit den genauen Standort des Fahrzeugs, das bei einem Diebstahl entweder weggefahren oder abtransportiert wird. Der GPS-Tracker wird mit der Autobatterie verbunden. Ist die im Winter abgeklemmt, haben hochwertige Tracker auch Ersatzakkus (Backup-Akkus), die auch ohne Fahrzeugbatterie monatelang in Alarmposition sind, bzw. aus dem Sleepmodus schnell erwachen und dann die Standort-Signale an den rechtmäßigen Besitzer schicken.
Im Ernstfall können diese Tracker, die mit dem Smartphone oder Tablet der Eigentümer verbunden sind, auch einen Freigabelink erzeugen. Dadurch erhält die Polizei in Echtzeit eine Live-Übertragung des Standortes vom gestohlenen Fahrzeug. (dr)
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