Unter der internen Bezeichnung R 107 sind die Nachfolger der „Pagode“ zusammengefasst, also die Karosserievarianten Roadster als SL und das Coupé als SLC.Während der langen, 18-jährigen Bauzeit liefen 237.287 SL und 62.888 SLC Roadster dieser Baureihe von den Bändern. Das ist umso erstaunlicher, als die Autos vom Start weg auch preislich immer in der Oberliga spielten. „Wir werden ihn verehren als hätte er Flügeltüren“, prognostizierten Fachleute zum Auslauf der Mercedes-Benz SL Baureihe R 107 im Jahr 1989. Mit dem Mythos des 300 SL Gullwing kann sich die fast zwei Jahrzehnte lang gebaute Reihe 280 SL bis 560 SL zwar nicht messen, aber tatsächlich positionieren sich die vor genau 50 Jahren erstmals präsentierten luxuriösen und luftigen Zweisitzer heute auf der Pole-Position im deutschen Zulassungsranking der Oldtimer-Cabriolets mit H-Kennzeichen.
In einer Ära, als klassische Cabriolets auszusterben drohten, gelang dem R 107 ein Roadster-Revival in Form eines ebenso komfortabel abgestimmten wie wegweisend sicheren Gran Turismo mit abnehmbarem Hardtop. Ob Airbag, ABS oder der „Reiserechner“ genannte Bordcomputer, der „ewig“ gebaute R 107 adaptierte fast alle Technologiesprünge der S-Klasse-Generationen W 116 und W 126. Hightech in barocker Pracht, diesen Mix goutierten die Frischluftfans, die den Mercedes R 107 als ewigen Bestseller der heute sieben Generationen umfassenden Baureihe inthronisierten.
Die stilprägende Baureihe läutete mit ihren Breitband-H4-Scheinwerfern und den großen geriffelten Rückleuchten in den 1970er-Jahren eine neue Designära bei Mercedes-Benz ein. Die leichte Keilform bewirkte aber nicht nur eine sportliche Optik, sondern verbesserte auch die Aerodynamik des Sportwagens. Chefdesigner war Friedrich Geiger, der bereits die zeitlose Ikone 300 SL gestaltet hatte. Bei diesem Sportwagen war Geiger das Kunststück gelungen, das Reizvolle überaus elegant mit dem Vernünftigen zu verknüpfen.
Auch für diesen Roadster waren die USA der größte Absatzmarkt, allen voran das regenarme Kalifornien. Deshalb wurden viele der Autos, die über den großen Teich schipperten, mit bei den bei Amerikanern beliebten großvolumigen V8-Motoren ausgestattet. Noch heute sind Cabriolets und Roadster im sonnigen Kalifornien in viel größerer Dichte zu finden, als irgendwo sonst auf der Welt.
Sicherheit und Fahrspaß
Auch technisch waren die Sportwagen auf der Höhe der Zeit: Ab 1982 waren die Modelle der Baureihe bereits mit Airbag erhältlich, 1985 gab es optional auch einen Katalysator, der 1989 zur Pflicht wurde. Den Mercedes SL der Baureihe gab es wahlweise als Hardtop, Softtop oder als geschlossene Variante.
Das Auto war aber auch Vorreiter einer weniger spektakulären Innovation, die sich dennoch schnell durchsetzte: Der serienmäßige Verbandkasten fand sich fortan bei allen Mercedes-Pkw bis 1995 in einer speziellen Mulde unter dem Heckfenster.
Das Schwestermodell SLC wurde von 1971 bis 1981 gebaut, zu Beginn als 350 SLC und mit einigen Zwischenstufen bis hin zum leistungsstarken 500 SLC.
Der cw-Wert des SLC war deutlich niedriger als der des Schwestermodells SL. Deshalb waren die Fahrleistungen trotz des rund 50 Kilogramm höheren Gewichts auch etwas besser.
Es gibt erstaunlich viele gut erhaltene Exemplare auf dem Markt: Das Einstiegsmodell 280 SL liegt bei rund 30.000 Euro. Am meisten Geld müssen Sie für einen der sehr gefragten 500 SL investieren. Im Zustand 2 werden für einen solchen Boulevard-Beau knapp 50.000 Euro fällig.