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Nur ein Gefährt mochte sie nicht: die Queen und ihre Lieblingsautos

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Vauxhall, Daimler, Bentley, Land Rover und Rolls-Royce - Queen Elizabeth II. (1926-2022) liebte Pferdestärken. Die Königin war nicht nur die einzige Person in Großbritannien, die ohne Führerschein fahren durfte, sie war auch eine begeisterte Sammlerin spektakulärer Fahrzeuge. Für die britischen Hersteller der Luxus-Vehikel war es ein Segen, sobald die Queen am Steuer eines der Fahrzeuge „Made in England“ saß. Bessere Werbung gab es nicht für das Produkt - als quasi die Erhebung in den Adelsstand mit dem Qualitäts-Siegel „By Appointment To Her Majesty The Queen“ (z.B. bei Vauxhall). Als Königlicher Hoflieferant (Royal Warrant) darf sich übrigens auch Hersteller Jaguar Land Rover bezeichnen.


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Die Queen und Prinz Philipp 1966 zu Besuch in Nassau auf den Bahamas, der Inselstaat im Atlantik war damals britische Kronkolonie. Das Paar reist standesgemäß in einem extra für den Besuch gebauten Rolls-Royce Silvercloud

Sie lernte Mechanikerin und war Chauffeurin

Benzin im Blut hatte die Queen schon seit den 1940er Jahren. Im zweiten Weltkrieg diente die Tochter von König Georg VI. (1895-1952) – gegen den Rat ihres Vaters - als Mechanikerin und Chauffeurin im Women’s Auxiliary Territorial Service (einer Frauen-Abteilung des britischen Heeres) und lernte dort angeblich in einem Austin K2/Y Ambulanzwagen das Autofahren. In einem zeitgenössischen Artikel hieß es: „Obwohl sie nie in einem Londoner Bus oder Taxi fahren durfte, bestand Elizabeth ihren Fahrkurs in zwei Tagen weniger als in der vorgeschriebenen Zeit…“

Als Elizabeth II. nach dem Tod ihres Vaters ab 1952 den Thron erklomm, konnte sie ihre Leidenschaft für Autos zelebrieren. Die Auswahl der Fahrzeuge erfolgte stets nach praktischen Gesichtspunkten. Neben den obligatorischen Rolls-Royce und Bentleys, die zu Repräsentationszwecken angemessen erschienen, wählte die Queen auch immer wieder Fahrzeuge, die auch ihrer Bedürfnisse als Mutter gerecht wurden. Klar, dass die Modelle meistens extra für die Queen umgebaut wurden.

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Zu Rolls-Royce hatte Elizabeth II. ein besonderes Verhältnis, sie tauschte bei ihren Fahrzeugen die Kühlerfigur "Spirit of Ecstasy" (im Volksmund Emily genannt) gegen eine silberne Figur von St. Georg ein, der einen Drachen bezwingt

Kombi mit Hundegitter und Waffenständer für Fasanenjagd

Ab 1953 fuhr sie einen Land Rover Series 1. Der von 1948 bis 1958 hergestellte Geländewagen war vorzüglich geeignet, um damit auch das Gelände der Sommerresidenz Balmoral Castle (Aberdeenshire, Schottland) zu erkunden. Der Landsitz umfasst etwa 243 Quadratkilometer. Als Repräsentationslimousine stand der Queen und ihrem Mann Prinz Philipp (1921 – 2021) eine Daimler-Limousine zur Verfügung. Die Limousine wurde von einem 3,0 Liter großen und 102 PS starken Reihensechszylinder angetrieben.

Ab 1954 ergänzte ein Lagonda 3-Litre Drophead Coupé des späteren Eigentümers Aston Martin den königlichen Fuhrpark, den Prinz Philipp gern selber steuerte. In den weiteren Jahren und Jahrzehnten ihrer Regentschaft folgten neben Rolls-Royce auch in der britischen Oberschicht populäre Modelle wie Ford Zephyr Estate, Vauxhall Cresta PA Friary Estate und Vauxhall Cresta PC (ab 1967). An den Kombis soll Elizabeth II. den Platz für ihre geliebten Corgis geschätzt haben, der Vauxhall besaß ein Hundegitter, einen Waffenständer für die Fasanenjagd und einen Angelrutenhalter. Mitte der 1980er Jahre und Anfang der 90er kamen zahlreiche Jaguar und Daimler-Limousinen hinzu.

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Die Familienkutsche der Royals in den 1960ern: ein Vauxhall Kombi. Sohn Charles schaut neugierig nach vorn, während die Queen lenkt.

König Charles III. fährt mit Öko-Benzin

Zusammen mit einem Bentley State Limousine (2002), dem Jaguar X-Type Sovereign Estate (2009), einem Range Rover LWB Hybrid (2015) und einem Bentley Bentayga (2015) und dutzenden weiteren Fahrzeugen aus den letzten Jahrzehnten wurde der Wert der majestätischen Fahrzeugsammlung auf einen dreistelligen Millionenbetrag geschätzt. Mit ihrer Vorliebe für britische Erzeugnisse war die Queen konsequente Patriotin. Als Rolls-Royce 2001 von BMW übernommen wurde und ein Teil der Produktion nach Deutschland verlagerte, verzichtete sie auf die Marke. Stattdessen stieg sie auf Bentley um, weil die VW-Tochter weiter in England produzierte.

Ihr Sohn Charles, inzwischen König Charles III., besitzt übrigens seit seinem 21. Geburtstag einen Aston Martin DB6 MK 2 Vantage Volante (Baujahr 1969), sein absolutes Lieblingsauto. Das in Seychelles Blue lackierte Fahrzeug ließ der engagierte Naturschützer auf den Betrieb mit Bio-Ethanol umbauen. Aston Martin zögerte zunächst, kam aber dann den Wünschen des Monarchen nach. „Sie mussten dann zugeben, dass das Auto jetzt besser denn je funktioniert“, erzählte Charles III. später einem Magazin.


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Die Queen am Steuer eines Daimler Regency Empress, neben ihr auf dem Beifahrersitz Sohn Charles, auf dem Rücksitz Tochter Anne. Das Foto entstand 1957

Lieber Daimler als Kutsche

Bleibt noch die Frage, ob es denn wirklich ein Gefährt gab, was die Queen wirklich nicht mochte? Doch, zumindest wird in der englischen Presse kolportiert, dass sie der Legende nach die vergoldete Königskutsche (von König George III. in Auftrag gegeben) hasste. Die Karosse hing mit Lederriemen am Rahmen, so dass die Insassen selbst bei niedrigem Tempo ordentlich durchgeschüttelt wurden. Auch die hölzernen, erst Anfang des 20. Jahrhunderts gummierten Räder trugen nicht gerade zu königlichem Komfort bei. (dr)

Fotos: Jaguar Land Rover Ltd. | Rolls-Royce Motor Cars Ltd | Bentley Motors Ltd | Vauxhall Motors Limited

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Rolls-Royce-Limousinen der Baureihen Phantom IV, Phantom V und Phantom VI der Queen vor den Royal Mews im Buckingham Palace

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