Tipps & Tricks beim
Zündkerzen-Wechsel
Ohne diese Kerzen läuft nichts… Oldtimer- und Youngtimer-Besitzer wissen, wie wichtig die regelmäßige Wartung ihres Klassikers ist. Eine der wichtigsten Prüfungen ist das Checken und Wechseln der Zündkerzen. Diese Teile unterliegen dem Verschleiß und sollten je nach Herstellerangaben ca. alle 30.000 Kilometer gewechselt werden.
Schließlich müssen die Kerzen Schwerstarbeit im Motorraum verrichten: Zwischen 500 und 3500 Mal pro Minute entzünden sie per Funken das Kraftstoff-Luftgemisch, die Explosion drückt die Kolben im Zylinder nach unten, die freigesetzte Energie treibt über die Pleuelstange die Kurbelwelle an – und das Auto fährt.
Vorab: Bei Youngtimern und Oldtimern haben Zündkerzen unter Umständen andere Gewindeabmessungen und Wärmewerte als bei modernen Autos. Informieren Sie sich vorher in der Betriebsanleitung des Fahrzeugs, welche Zündkerzen exakt gebraucht werden. Der Markt für Zündkerzen ist riesig, es gibt viele renommierte Anbieter (u.a. Bosch, NGK). Die Preise starten ab ca. 2 Euro pro Stück.
Großer Vorteil: Bei automobilen Klassikern stecken die Kerzen meist nicht unter riesigen Plastikabdeckungen wie bei modernen Fahrzeugen und sind somit leichter zu finden. Ein notwendiger Zündkerzen-Wechsel ist also – gerade bei Liebhaberfahrzeugen – gar nicht so schwer.
Bert Spranger, Oldtimer-Schrauber aus Lübeck, zeigt Ihnen Schritt für Schritt, wie es geht.
Die Elektrode sorgt für die richtige Zündung des Kraftstoffgemischs
1. Zündkabel von der Zündkerze abziehen
Wir sind in der Werkstadt von Bert Spranger auf der Lübecker Altstadtinsel. Der Sammler historischer Fahrzeuge wechselt die Zündkerzen an seinem Austin A 40 Pickup (Baujahr 1951): „Zuerst muss man die Zündkabel suchen im Motorraum, die Kabel führen zu den Kerzensteckern, die wiederum auf den Kerzen sitzen. Da der Austin ein Vierzylinder ist, sind es also vier Kabel. Bevor man die Kabel von den Kerzen entfernt hat, sollte man schauen, ob die Zündkabel Nummern haben. Beim Austin sind die Nummern auf dem Zündverteiler markiert, Zündkabel Nummer 4 kommt also auf den vierten Zylinder und so weiter.
Falls keine Zahlen drauf sind, sollte man sich die richtige Reihenfolge mit Klebeband markieren. Das ist wichtig, damit die Zündkerzen nachher wieder an den richtigen Zylinder kommen. Zuerst dreht man man also den Kerzenstecker vom Kabel ab. Ich prüfe dann immer, ob der Stecker Schäden hat. Staub im Zündkerzenschacht entferne ich mit einem Akkustaubsauger. Ein kleiner Tipp: Verwenden Sie möglichst Kunststoffstecker ohne Metallummantelung, die sind zuverlässiger, weil kaum Kriechströme entstehen. können, bei denen der Funken nicht an der Kerze überspringt, sondern zwischen Kerzenstecker und Motorgehäuse.“
Handarbeit ist angesagt, aber der Zündkerzenwechsel ist gar nicht so schwer
2. Zündkerzen mit geeignetem Werkzeug herausdrehen
Bert Spranger: „Zum Herausdrehen der Kerze kann man spezielle Zündkerzenschlüssel benutzen, die es im Autofachhandel gibt. Am besten vorher erkundigen, welcher Schlüssel zur Kerze passt. Aber eine Nuss mit entsprechendem Steckschlüsseleinsatz geht auch. Sind die Kerzen schwer zugänglich, empfiehlt sich eine Ratschenverlängerung. Ich persönlich bevorzuge hier eine Kurbel, mit der ich die Kerze bequem rausdrehen kann."
Mit der Fühlerlehre wird der Elektrodenabstand ausgemessen
3. Zündkerzen säubern und prüfen
„Jetzt kann man die herausgedrehte Kerze unter die Lupe nehmen. Ich schaue sie mir ganz genau an, ob sie schwarz ist anstatt hell oder Stücke fehlen. Ist die Elektrode anstatt rehbraun schwarz, kann man sie zum Beispiel mit einer Messingdrahtbürste reinigen. Auch das ist nicht immer nötig, hier kommt es auf die Dicke des Belags an und ob der Motor eventuell schon Zündaussetzer hatte. Denn die Spritversorgung des Motors hat Einfluss darauf, ob die Kerze schwarz ist oder Material fehlt. Einfach gesagt: bei zu viel Sprit wird die Kerze dunkel, fließt zu wenig Sprit, wird sie zu heiß, dann besonders hell und Material kann fehlen.
Meine nächste Prüfung gilt dem Eletrodenabstand der Zündkerze, der empfohlene Abstand steht auf der Verpackung der Zündkerze. Mit einer speziellen Fühlerlehre, die etwa 12 Euro kostet, kann man den Abstand ausmessen. Dazu schiebt man die verschieden dicken Blättchen der Fühlerlehre zwischen die Elektrode. Passt sie gerade so rein, kann man auf dem Blättchen den Elektrodenabstand ablesen und gegebenenfalls korrigieren, zum Beispiel mit dem Schraubenzieher etwas auseinanderbiegen, bis er den Hersteller-Angaben entspricht.“
Bert Spranger prüft eine alte Zündkerze von seinem Austin
4. Neue Zündkerze hineindrehen
Bert Spranger: „Es empfiehlt sich, das Gewinde der Kerzen etwas mit Keramik- oder Kupferpaste zu schmieren. Damit kann man das Festbrennen der Zündkerze im Zylinderkopf verhindern. Die gewechselte Zündkerze wird nun vorsichtig am Gewinde angesetzt und zunächst ohne Werkzeug per Hand eingedreht. Aufpassen, dass man sie nicht schief ansetzt, sonst kann das Gewinde beschädigt werden. Dann kommt der Drehmomentschlüssel zum Einsatz und man zieht sie sanft fest.
14 Millimeter Zündkerzen werden mit 25 Newtonmeter angezogen. Faustregel: Sanft festziehen ohne Drehmomentschlüssel, mit Drehmomentschlüssel normal, bis der Schlüssel anspricht.
Dreht man die Kerze zu locker rein, bewegt sich die Kerze im Gewinde bei laufendem Motor. Das Problem ist dann nicht der Druckverlust, sondern dass die Kerze irgendwann rausfliegt und dann gerne noch Teile des Gewindes aus dem Zylinderkopf reißt. Dreht man sie zu fest rein, zerstört man das Gewinde. Folge: Man kann drehen, soviel man will, sie bleibt locker.“
Wichtig: Die Zündkerzen nicht zu fest und nicht zu locker reindrehen.
Welche Kerzen kann ich nehmen?
Bert Spranger: „Im Prinzip kann man alle Marken nehmen, nur der Wärmewert und die Gewindeabmessungen der Kerze müssen stimmen. Im Internet gibt es Vergleichslisten, dort kann man erfahren, welche Bosch-Zündkerze oder Beru-Zündkerze zum Beispiel einer NGK-Zündkerze entspricht. Grundsätzlich kann man also alle Zündkerzen-Hersteller nehmen, wenn die Werte stimmen. Denn die Kerze muss im Motor die richtige Temperatur erreichen, sie darf weder zu heiß noch zu kalt sein. Wenn sie zu kalt ist, lagern sich Kohle-Rückstände ab. Ist sie zu heiß, fängt die Zündkerze an zu glühen und geht kaputt.
Normale neue Zündkerzen, die auch ich benutze, kosten so um die 10 Euro. Wer Zündkerzen selbst wechselt, spart natürlich, denn in der Werkstatt kann das schon mal einen dreistelligen Betrag kosten. Dabei gilt, je mehr Zylinder der Oldtimer oder Youngtimer hat, desto aufwendiger und teurer wird es. Ich empfehle, immer alle Kerzen zu wechseln, damit alle Zündkerzen gleich lang altern.“
Zündkerzen-Sortiment von Hersteller Bosch
Was brauche ich für Material?
- Zündkerzen
- Lappen und Messingdrahtbürste zur Reinigung
- Zündkerzenschlüssel
- Zündkerzen-Nüsse als Aufsatz für Steckschlüssel, wenn kein spezieller Zündkerzenschlüssel vorhanden ist
- eventuell Verlängerung für die Ratsche, wenn Zündkerzen schlecht zugänglich sind im Motorraum
Wie entdecke ich defekte Zündkerzen?
Bert Spranger: „Erste Anzeichen für defekte Zündkerzen sind ein ruckelnder Motor, Zündaussetzer machen sich bemerkbar. Aber auch, wenn der Motor sehr lange braucht, um zu starten, kann an den Kerzen liegen. Sinkt die Motorleistung während der Fahrt und steigt der Benzinverbrauch, müssen die Kerzen ebenfalls gecheckt werden. Gleiches gilt, wenn der Motor im Stand einen ungleichmäßigen Leerlauf zeigt.“ (dr)
Fotos: OCC Assekuradeur | Bosch
Klassiker erklärt: Zündkerzen-Wechsel mit Bert Spranger
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