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Machets guet! Unser Abschied von der OCC Jungfrau-Rallye

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Sag zum Abschied leise „machets guet“ (Schweizerdeutsch für Servus). Sie war schon etwas Besonderes – die OCC Jungfrau-Rallye in der Schweiz. Hier hatten die Herren der Schöpfung mal Sendepause und durften auf dem Beifahrersitz Platz nehmen. Das Kommando über Maschine und Kurs übernahm das weibliche Geschlecht. Namensgeber der Rallye war der Berg namens Jungfrau im Berner Oberland.

War - denn 2023 fand die beliebte Rallye leider zum letzten Mal statt. Die 18. Ausgabe war die „Final Edition“! Warum? Das rührige Veranstalter-Ehepaar Mark und Claudine Siegenthaler, die die Rallye quasi als halbjähriges Vollzeit-Familienprojekt betrieben, erklärt es so: „Die Jungfrau-Rallye ist 18 Jahre alt, also volljährig geworden. Jetzt ist es Zeit, dass wir uns um unsere eigenen Kinder kümmern.“ Siegenthalers haben zwei Töchter.

Die Erfolgsgeschichte begann 2006. Austragungsort war in den ersten drei Jahren Interlaken (2006, 2007, 2008). Dann ging die Rallye auf Wanderschaft und besuchte verschiedene andere Ecken des Berner Oberlandes. Stationen: Brienz (2010), Grindelwald (2009, 2011), Pfäffikon SZ (2012, 2013), Kandersteg (2014, 2015, 2021, 2022), Spiez (2016), das Deltapark Resort (2017, 2019), das Jugendstilhotel Paxmontana in Flüeli-Ranft (2020) und das Saanenland (2018, 2023).

Frauen am Steuer, und dann noch in zum Teil sündhaft teuren Klassikern?

Das brachte die Herren (und Eigentümer) zum Teil arg ins Schwitzen und am Anfang war der Argwohn noch groß. „Mit PS und Pferdeschwanz“ titelte die Schweizer Zeitschrift „Automobil Revue“ süffisant zur Jungfrau-Rallye vor 15 Jahren und will folgende Szenen beobachtet haben: „Während den Pausen kommt es, für alle Umstehenden gut hörbar, zu Sticheleien. Es fallen Sätze wie: „Mir graut vor der Rechnung, die dein Umgang mit der Kupplung zur Folge haben wird“ oder „Schon einmal etwas von Zwischengas gehört?“ Einer Lady geht das Zurechtweisen zu weit und verkündet gut hörbar: „Jetzt lass ich mich scheiden“. Natürlich gab es, zumindest kurz nach der Rallye, keine Scheidung…

Autofahren - ist das wirklich immer noch so ein Mann-Frau-Thema?

Jungfrau 2023 occ till mona auto 1

Hatte den 230 PS-Sportwagen jederzeit im Griff: Mona Imberger am Steuer des Porsche 911, neben ihr Co-Pilot Till Waitzinger auf der letzten OCC Jungfrau Rallye in der Schweiz.

Mona Imberger nahm für OCC (wir waren auch Hauptsponsor des Events) an der letzten Jungfrau-Rallye teil. Im Hauptberuf ist Mona Head of HR (Human Relations) bei OCC, also Personalchefin. In der Schweiz saß sie Chefpilotin in einem weißen Porsche. Der Flitzer war eine freundliche Leihgabe von Ernst Pichler, Schweizer Oldtimer-Sammler und Betreiber des gleichnamigen Autohauses Pichler GFG AG in Bern. Ihr Beifahrer – ein alter Hase auf Oldtimer-Rallyes: OCC-Kollege Till Waitzinger (Chief Relationship Officer). Zwei starke Charaktere auf engstem Raum – ob das wohl gut ging?

Mona über…

… ihre Erfahrungen mit Co-Pilot Till: „Till und ich haben bei der Jungfraurallye das erste Mal als Team zusammengearbeitet. Ich finde, wir haben uns ziemlich gut geschlagen. Am ersten Tag lagen wir als ungeübtes Team sogar auf Platz 26 von knapp 100 Teilnehmenden. Kleine humorvolle Reibereien gab es während und nach der Strecke auch bei uns. Till zog mich am ersten Tag mit der Frage auf, ob ich keine Lust hätte, den 4. und 5. Gang kennenzulernen. Währenddessen blaffte ich ihn an, die Aufgabenbeschreibung im Roadbook zukünftig laut vorzulesen, damit er wichtige Hinweise nicht (wieder) überlas – alles stets mit einem Grinsen auf den Lippen. Die Teilnahme an der Rallye war vordergründig mit Spaß verbunden.“

… ihren Porsche

„Ich bin zum 1. Mal Porsche gefahren. Es war ein 911 Carrera 3.2 Targa, 230 PS stark, Baujahr 1985. Eigentlich bin ich kein Fan von weißen Autos – doch unser Porsche konnte mich schnell umstimmen. Die Kombination aus dem weißen Lack und der weinroten Innenausstattung versprühte einen tollen 80er Jahre Charm - schnell die Cat-Eye Sonnenbrille aufgesetzt und die Zeitreise konnte losgehen.“

… den Unterschied zu ihrem Alltagsauto

„Im Alltag fahre ich ein VW-Beetle Cabrio (Baujahr 2018) – die Liebe zur Käfer-Optik war schon als junges Mädchen stets vorhanden. Während ich in meinem Beetle ein Automatikgetriebe genieße, musste ich mich bei dem Porsche erstmal an das Fünfgang-Schaltgetriebe gewöhnen. Was soll ich sagen… Ich bin froh, dass Till und ich am Donnerstag angereist sind und ich am Nachmittag etwas Zeit zum Üben hatte. Später habe ich gelesen, dass in unserem Fahrzeug ein Fünfgang-Schaltgetriebe vom Typ 915 verbaut wurde. Dieses Getriebe verfügt über eine Kupplung, die über Seilzüge betätigt wird - bedeutet: lange Schaltwege und vergleichsweise hohe Schaltkräfte. Mein Fitnessprogramm hatte ich für den Tag damit absolviert.“

… die Jungfrau-Rallye

„Ich war noch nie in der Schweiz und war begeistert von der abwechslungsreichen Landschaft. Natürlich sind wir in unserem Targa mit offenem Verdeck gefahren und konnten die Landschaft nicht nur sehen, sondern auch „einatmen“ - Berge, Täler und Seen. Der Thunersee hat es mir besonders angetan! Traumhaft! Mir hat besonders gefallen, dass die Übungen von dem Veranstalterpaar – Claudine und Mark - so liebevoll und mit Humor gestaltet waren. Zum Beispiel hatten wir die Aufgabe, mit unseren Vorderreifen auf zwei Schweizer Käseplatten, die wir vorher platzieren lassen mussten, zum Stehen zu kommen. Außerdem hat das ganze Rallyeteam auf den verschiedenen Streckenposten unglaublich gute Laune versprüht. Egal wo wir ankamen, uns erwarteten strahlende Gesichter.“

… die anderen Teilnehmerinnen

„Es war sehr einfach mit den anderen Teilnehmerinnen in den Austausch zu kommen. Schließlich hatten wir alle EIN Thema – die Rallye! Auf manchen Streckenabschnitten hat man sich sogar gegenseitig mal geholfen. Bei den Mittagstopps und Abendveranstaltungen wurde sich lauthals über die Absolvierung der Aufgaben unterhalten. Jede Gruppe hatte so ihre Herausforderungen – manche waren fahrzeugbedingt und viele wurden durch verbesserungswürdige Kommunikation zwischen Pilotin und Beifahrenden begründet – wir haben viel miteinander gelacht.“

… die heikelste Situation

„Wir sind einspurige Straßen durch Täler und Berge gefahren. Als wir auf einer sehr kurvigen, einspurigen und bergaufwärts Strecke einen Trecker im Gegenverkehr hatten, musste ich bergabwärts rückwärts eine Kurve fahren. On top war die Strecke nicht mit Schutzplanken ausgestattet. Zum Glück ist meine Höhenangst nicht ganz so stark ausgeprägt. Ich frage mich, was dieses Manöver in Till angerichtet hat. Darüber haben wir gar nicht gesprochen.“

… ihre Oldtimer-Zukunft

„Das war definitiv nicht meine letzte Oldtimer-Rallye! Verliebt habe ich mich außerdem in den Jaguar XK 150 DHC - da würde ich gerne mal mitfahren. Noch im Hotelzimmer habe ich das aktuelle Angebot bei Classic Trader durchforstet und recherchiert, welche Oldtimer Rallyes es so auf der Welt gibt. Ich kann allen nur raten, es selbst einmal auszuprobieren. Wer gerne Auto fährt, neue Landschaften erkundet, Teamgeist spüren und ein Abenteuer erleben möchte, sollte sich schnellstmöglich für eine Rallye anmelden – zum Beispiel zu unserer nächsten OCC Küstentrophy.“ (dr)

Fotos: Mona Imberger | Till Waitzinger | Jungfrau-Rallye

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