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So funktioniert eine Oldtimer-Rallye
Tipps für Einsteiger und Profis

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Faszination Oldtimer-Rallye. Spannende Wertungsprüfungen, wunderschöne Landschaften, familiäre Atmosphäre. Und mittendrin herrliche alte Autos. Motoren-Öl meets Champagner, Papier-Roadbook statt Handy und Navi. Schicke Damen, elegante Herren. Wer schon einmal an so einer Klassiker-Veranstaltung teilgenommen hat, kann schnell süchtig werden. Wir erklären, wie so eine Oldtimer-Rallye funktioniert, was man dafür braucht und wie teuer es ist. Wertvolle Tipps für Einsteiger und Fortgeschrittene.

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Was ist eine Oldtimer-Rallye?

Zuallererst: Wer an Beschleunigungen von 0 auf 100 km/h in unter 3 Sekunden auf Schotterpisten denkt, oder an Piloten, die todesmutig mit 200 km/h durch enge finnische Waldstraßen quasi „fliegen“, liegt bei einer Oldtimer-Rallye natürlich falsch. Hier geht alles langsamer, gemächlicher, übersichtlicher zu. Grund: Die Teilnehmer-Fahrzeuge sind ganz normale Oldtimer und Youngtimer ohne speziellen Rallye-Kit (Reifen, Spoiler, modifizierte Motoren). Dennoch ist Können gefragt. Denn von einer gemütlichen, ziellosen Kaffeefahrt kann auch nicht sprechen.

- Bis zu 200 Kilometer am Tag werden absolviert

- verschiedene Wertungsprüfungen warten (z.B. eine Strecke in einer bestimmten Zeit auf die Sekunde genau absolvieren)

- es gewinnt das Team mit den wenigsten Fehlerpunkten

- die Sieger erhalten einen Pokal


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Wie kann ich an einer Oldtimer-Rallye teilnehmen?

Natürlich ist ein eigenes (oder geliehenes) Fahrzeug nötig. Darum muss man sich selbst kümmern. Und wie der Name Oldtimer-Rallye es schon verrät, sollte es schon ein Oldtimer sein. Manche Rallyes machen Vorgaben, welche Fahrzeuge überhaupt teilnehmen dürfen. Bei der Schnauferl-Rallye z.B. sind Vorkriegsfahrzeuge gewünscht. Lisa Hofmann, Organisatorin der OCC-Küstentrophy:Bei der Küstentrophy können automobile Klassiker bis Baujahr 1991 teilnehmen, die eine gültige Straßenzulassung besitzen. Replikate oder Fahrzeuge mit nicht zeitgenössischen Modifikationen können nicht berücksichtigt werden.

Bei der OCC-Küstentrophy brauchen die Teilnehmerfahrzeuge auch gültige Kennzeichen.Auszug aus dem Reglement: „Zugelassen sind alle Automobile, die den Vorschriften der StVO Deutschlands entsprechen.Dazu gehören auch schwarze Saisonkennzeichen und Oldtimerzulassungen als H-Kennzeichen sowie rote 07er-Nummern. Bei anderen Kennzeichen übernimmt der Veranstalter keine Haftung und Gewähr für die Teilnahmeberechtigung im Falle polizeilicher Beanstandungen. Ausländische Kennzeichen sind ebenfalls zugelassen, sofern die Fahrzeuge ebenfalls den Anforderungen der StVO der Länder entsprechen, in denen gefahren wird.“

Ist das Fahrzeug vorhanden oder organisiert, geht es an die Planung. Dafür sollte man sich mehrere Monate Zeit nehmen, am besten schon ein Jahr vorher Urlaub oder freie Tage checken und freihalten. Denn bei vielen Veranstaltungen endet die Nennfrist schon am Frühjahrsanfang, obwohl sie erst im Sommer stattfinden. Wer zu spät kommt, hat Pech. Bei begehrten Rallyes wie z.B. der Küstentrophy sind die Startplätze innerhalb weniger Tage ausgebucht. Trotzdem kann es Sinn machen, sich auf die Warteliste zu setzen. Manchmal springen Teilnehmer aus Termingründen wieder ab.
Für Übernachtungen sorgt entweder der Veranstalter – oder der Teilnehmer kümmert sich selbst. Manche Teilnahme-Pakete beinhalten sowohl Hotel-Übernachtungen als auch Startplätze und Abnahmen. Denn bevor die Oldies losrollen, werden sie nochmals auf Herz und Nieren gecheckt. Meist von TÜV-Fachleuten.

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Wie funktioniert eine Oldtimer-Rallye und was brauche ich dafür?

Vorweg: Nicht der Schnellste gewinnt bei einer Oldtimer-Rallye, sondern das Team mit den wenigsten Fehlerpunkten. Pflichttermin für alle Teams ist die Teilnehmerbesprechung vor Beginn der Veranstaltung. Hier muss man gut zuhören, es geht um sicherheitsrelevante Informationen. Alle Teams erhalten vor dem Start ein Roadbook. Vielleicht das wichtigste Hilfsmittel der Rallye: Es enthält Details zur Streckenführung sowie Fahrzeiten und Wertungsprüfungen.

Die Strecke wird im Roadbook als Skizze dargestellt. Um die Zeit bei den Wertungsprüfungen zu stoppen und zu berechnen, sind mechanische Uhren mit Analoganzeige erlaubt. Wie funktioniert das? Ein Beispiel: „Legen Sie 150 Meter in 20 Sekunden zurück“, lautet die Aufgabe im Roadbook. Der Co-Pilot muss nun mittels Uhr ausrechnen, welche Durchschnittsgeschwindigkeit das Team braucht, um die 150 Meter exakt in 20 Sekunden zurückzulegen. Es sind 27 km/h. Der Fahrer muss nun präzise auf die Sekunde genau die Lichtschranke passieren, der Co-Pilot zählt mittels Stoppuhr die Sekunden runter. Weicht das Team von der Sollzeit ab, gibt es Strafpunkte. Gar nicht so einfach. Echte Profis meistern solche Zeitaufgaben auf die Hundertstel Sekunde genau.

Ein ebenso wichtiges Dokument ist die Bordkarte.
Hier stehen alle vorgegebenen Fahrzeiten, die bei den sogenannten Durchgangskontrollen auf der Strecke verglichen und abgestempelt werden. Schummeln zwecklos: Wer seine Zeiten manipuliert, wird vom Wettbewerb ausgeschlossen.
Vor dem Start erhalten alle Teilnehmer Startnummern und Rallyeschilder, die gut sichtbar auf den Fahrzeugen aufgeklebt werden. Im sogenannten Vorstartbereich sammeln sich die Oldtimer und müssen sich in der vorher festgelegten Startreihenfolge positionieren. Im Abstand von einer Minute wird dann gestartet.
Oft sind bei Rallyes auch geheime Wertungsprüfungen eingebaut. Sie sind stets 65 Meter lang und mit einer Sollzeit von 8 Sekunden zu durchfahren. Eine besondere Art der geheimen Wertungsprüfung ist die Prüfung mit Flaggenstart. Irgendwo an der Strecke steht ein Posten, der plötzlich eine grüne Flagge zeigt. Dort sind ebenfalls spontan 65 Meter in 8 Sekunden zu absolvieren. Anhalten wird mit Strafpunkten bestraft.


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So teuer ist die Teilnahme an der Oldtimer-Rallye

Für Übernachtungen sorgt entweder der Veranstalter – oder der Teilnehmer kümmert sich selbst. Manche Teilnahme-Pakete beinhalten sowohl Hotel-Übernachtungen als auch Startplätze und technische Untersuchungen und Abnahmen. Denn bevor die Oldies losrollen, werden sie nochmals auf Herz und Nieren gecheckt. Meist von TÜV-Fachleuten.
Das alles kostet natürlich Geld. Veranstalten kleine Clubs eine Tagesrallye, ist man mit unter 100 Euro dabei (dafür gibt’s dann auch noch eine Bratwurst obendrauf). Größere Veranstaltungen, die über mehrere Tage gehen, sind teurer. Eine Teilnahme an der berühmten Millie Miglia kostete 2019 zum Beispiel knapp 10.000 Euro. Dafür gab’s für die Fahrer aber auch noch eine Edel-Uhr von Chopard im Wert von 2.500 Euro.

Wie sind die Fahrzeuge der Teilnehmer versichert?

Wie sind die Fahrzeuge der Teilnehmer versichert? Der Veranstalter schließt in der Regel die von den Genehmigungsbehörden (Ämter der Städte, in denen die Rallye stattfindet) geforderten Haftpflicht-Versicherungen ab. Damit sollen mögliche Personenschäden, Sachschäden und Vermögensschäden abgedeckt sein. Die Fahrzeuge der Teilnehmer müssen eine Mindesthaftpflicht-Versicherung von 1 Mio. Euro pauschal besitzen. Wichtig: Die Teilnehmer (Bewerber, Fahrer, Beifahrer, Kraftfahrzeug-Eigentümer und – Halter) nehmen auf eigene Gefahr an der Veranstaltung teil. Sie tragen die alleinige zivil- und strafrechtliche Verantwortung für alle von ihnen oder dem von ihnen benutzten Fahrzeug verursachten Schäden.

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Technische Fahrzeugabnahme

Die technische Abnahme der Fahrzeuge wird direkt vor Ort vorgenommen und sorgt dafür, dass nur verkehrssichere Fahrzeuge, die die Vorschriften der Straßenverkehrsordnung (Licht, Reifen, etc.) erfüllen, an der Rallye teilnehmen. Mitunter bewertet die Jury an dieser Stelle auch den Originalzustand bzw. die Restaurierung, den allgemeinen Zustand und die Originalität des Fahrzeugs.

Helko Fran vom TÜV SÜD und der Abteilung Classik aus Düsseldorf, übernahm zusammen mit seinem Team die technische Abnahme der Fahrzeuge im Rahmen der OCC-Küstentrophy.

Hierbei wurde bei den Fahrzeugen der Teilnehmer zunächst der Lichtcheck durchgeführt. Dabei wird geprüft, ob Blinker, Warnblinker und Scheinwerfer einwandfrei funktionieren. Anschließend das Gleiche bei der Hupe und der Bremse. Außerdem wird bei jedem Fahrzeug die Achse und der Motorraum auf mögliche Veränderungen kontrolliert. Zu guter Letzt wird inspiziert, ob Warndreieck und Warnwesten vorhanden und in Ordnung sind.

Wenn keine Auffälligkeiten oder Sicherheitsmängel gefunden wurden, bekommt das Fahrzeug eine Rallye-Plakette für die Front und das Heck sowie Startnummeraufkleber, die seitlich an Fahrzeug aufgebracht werden. Die amtlichen Kennzeichen dürfen dabei natürlich nicht verdeckt werden.

Die Freigabe zur Teilnahme an der Rallye ist damit gegeben und dem Start steht damit nichts mehr im Wege.

Diese Prüfungen gibt es auf der Oldtimer-Rallye

  • Allgemein gibt es folgende Kontrollen und Prüfungen bei einer Oldtimer-Rallye:

  • Zeitkontrollen
  • Kurz-Wertungsprüfungen
  • Flaggen-Wertungsprüfungen (Streckenlänge 50 Meter, keine Zeitmesser erlaubt)
  • Geheime Wertungsprüfungen
  • Mehrfach-Wertungsprüfungen (mehrere Prüfungen hintereinander)
  • Lang-Wertungsprüfungen (Strecke mehr als 1000 m)
  • Roll-Wertungsprüfungen (Start ohne Motorunterstützung bei abschüssiger Straße)
  • Parallel-Wertungsprüfung (zwei Fahrzeuge starten gleichzeitig nebeneinander)
  • Vorwärts-Rückwärtswertungsprüfung (vorwärts bis zur Lichtschranke, gleiche Strecke wieder rückwärts)
  • Foto-Stop-Durchfahrtskontrolle (Teilnehmer müssen sich vor besonderem Objekt an der Strecke fotografieren)
  • Le Mans-Sprint-Wertungsprüfung (Teammitglied sprintet zu Fuß bis zum
    Ziel-Schild und stoppt die Zeit selbst, danach fährt Team-Fahrzeug die
    Prüfung nach der Sprint-Zeitvorgabe)
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So werden die Punkte bei einer Rallye verteilt

Gewinner ist das Team mit den wenigsten Punkten. Hier als Beispiel die Punkteverteilung (Auswahl) bei der OCC-Küstentrophy

- Verspätung an der Start-Zeitkontrolle pro Minute100 Punkte
- Zu frühes Eintreffen an einer Zeitkontrolle pro Minute100 Punkte
- Zu spätes Eintreffen an einer ZK pro Minute 50 Punkte
- Nicht-Anfahren einer Zeitkontrolle oder Verspätung von mehr als 10 Minuten 500 Punkte
- Nicht-Anfahren einer Durchfahrtskontrolle 50 Punkte
- Nicht-Teilnahme an oder Nicht-Erfüllung einer Wertungsprüfung (auch Teil-Wertungsprüfung) 500 Punkte
- Abweichung von der Sollzeit bzw. Sollzeiten bei den Wertungsprüfungen pro 1/100 sec (max. 500 Punkte pro Sollzeit) 1 Punkt
- „Flaggen-WP“ pro 1/10 sec Abweichung von der Sollzeit (max. 250 Punkte).
- Anhalten zwischen gelbem WP-Schild und Ziellinie bei Kurz-WP und Slaloms (Ausgenommen Vorwärts –Rückwärts WP) 100 Punkte
- Umwerfen, Verschieben oder Auslassen eines Pylon in einer WP pro Fall 20 Punkte
- Slalom –vorwärts –rückwärts WP. Nicht komplett hinter Ziel A stehendes Fahrzeug 50 Punkte

Der Spaß steht natürlich für alle im Vordergrund. Und mit ein bisschen Übung wird aus manchem Neuling schnell ein Profi bei einer Oldtimer-Rallye. (dr)

Alle Fotos: OCC

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Oldtimer-Rallye-Training

Wer sich zum ersten Mal mit der Teilnahme an einer Oldtimer-Rallye beschäftigt, hat vielleicht nur eine vage Vorstellung von dem, was ihn dort erwarten wird. Spezielle Trainings für Einsteiger bieten hier Abhilfe mit einer grundständigen Einführung in die Welt des Oldtimer-Rallyefahrens.

Bei manchen Rallyes werden vor dem eigentlichen Start noch Kurzschulungen angeboten, um die Erstteilnehmenden kurzfristig darauf vorzubereiten.

Das Training ist zumeist so aufgebaut, dass es einen Theorieteil für die Grundlagen und einen Praxisteil gibt, wo das Üben und Fahren im Vordergrund steht.

Typische Theorieinhalte:

  • Welche Rallyearten gibt es?
  • Welche Rallyes eignen sich für welches Fahrzeug?
  • Wie wird das Roadbook/Bordbuch gelesen?
  • Entschlüsseln der Wegzeichen (Chinesenzeichen oder Fischgräten) für den korrekten Streckenverlauf
  • Grundlagen zu Durchfahrtskontrollen (DKs), Zeitkontrollen (ZKs) und Wertungsprüfungen (WPs)

Typische Praxisinhalte:

  • Schlauch- und Lichtschrankentraining, wo eine Strecke in einer vorgegebenen Durchschnittsgeschwindigkeit zu absolvieren ist
  • Übungsparcours bis hin zur Übungsrallye
  • Analyse und Besprechung der Ergebnisse

Kosten:

Die Kosten variieren je nach Art und Umfang des Trainings. Ein Wochenendtraining kostet meist ab 150 € pro Person. Die Aufwände für Anreise, Unterkunft und Verpflegung kommen hier noch dazu.

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