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Dieser Elektro-Bulli
versorgt sogar ein
Haus mit Energie

Von aussen sind kaum Unterschiede zu einem normalen VW Bus Camper sichtbar
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Den VW Bus erkennt man unter anderem an seinem luftgekühlten Boxer-Sound. Doch beim gefahrenen VW Bus T2 fehlt dieser komplett, obwohl man ihm kaum etwas ansieht von außen. Denn er fährt mit Strom, genauer genommen dem Antriebsstrang eines e-Golfs.
Die Geschichte des VW Typ 2 T2 beginnt in der BRD der Nachkriegszeit, genauer 1967. Der Typ 2, gebaut ab 1949, war nach dem VW Käfer erst die zweite Baureihe für die Zivilgesellschaft und von Anfang an außerordentlich beliebt. Als Nachfolger der ersten Version T1 eingeführt, liefen zwischen den Jahren 1967 und 1979 etwas über 2,5 Millionen des Nachfolgers T2 vom Fließband, eine erstaunliche Anzahl.

Standardmäßig wurde bis 1972 ein luftgekühlter Vierzylinder-Otto Boxermotor verbaut, welcher zu Beginn 47 PS (35 kW) leistete. Der Motor saß wie beim Käfer hinten, da war der Heckantrieb eine logische Konsequenz. Der Bus verfügte serienmäßig über ein sperrsynchronisiertes Vierganggetriebe und die Höchstgeschwindigkeit lag bei beachtlichen 120 km/h.

Kontinuierliche Verbesserungen

Die Modellreihe T2b wurde ab 1971 gebaut und war eine leichte Verbesserung des T2a. So wurde unter anderem der für den VW 411/412 neu entwickelte Flachmotor mit 66 PS eingebaut, welcher später bis auf 70 PS vergrößert wurde. Mit diesem Motor stieg die Höchstgeschwindigkeit auf 130 km/h. Neben diesem wurden zahlreiche optische Anpassungen vorgenommen. Der T2 konnte schon von Anfang an als Camper-Bus ausgestattet gekauft werden.

Seit 1950 bestand nämlich eine Zusammenarbeit von VW mit der deutschen Firma Westfalia, welche den T1 mit einer Campingbox ferientauglich machte. Ab 1952 war bereits ein Vorzelt orderbar. Die Box wurde in den darauffolgenden Jahren immer aufwändiger und komfortabler, bis sie schließlich von komplett umgebauten Modellen abgelöst wurde.

Für den Camping-Urlaub ausgebaute VW-Busse wurden immer beliebter, so dass Mitte der Siebzigerjahre eine wahre Gründerwelle von Ausbaufirmen durch Europa schwappte. Namhafte Namen wie Karmann oder Weinsberg sind hier zu nennen, doch auch Bischofberger oder Road Ranger stammen aus dieser Zeit.

Das fotografierte Exemplar mit Jahrgang 1978 ging in den Export und wurde in den USA über 30 Jahre lang gefahren. Anschließend kam es zurück zu einem Pärchen nach Deutschland. Nach einiger Zeit schrieb dieses den Bus zum Verkauf aus, und ab hier kommt ein Elektro-Pionier ins Spiel.

Campieren ohne Benziner

Es sollte ein Ferienmobil zum Campen angeschafft werden. Das Problem war nur, auf Benzin zurückgreifen wollte der überzeugte Elektroautofahrer nicht mehr, also musste eine andere Lösung gefunden werden. Langsam reifte die Überlegung, einen Benziner auf Elektro umzurüsten, doch zuerst musste das passende Auto gefunden werden. Der T2 von 1978 passte perfekt.

Rostige Überraschung

Nun begann ein abenteuerliches Projekt: In enger Zusammenarbeit mit einem Spezialist für Elektrifizierungen wurde nicht nur der VW Bus, sondern auch das Haus des Besitzers auf Elektro umgerüstet. Dies sollte aber nicht alles gewesen sein. Nach dem ersten Winter warfen Teile des VW-Lacks Blasen, die genauere Inspektion beim Fachmann ergab, dass in den USA gepfuscht worden war. Getreu dem «American Style» «außen hui, innen pfui» war viel und schlecht gespachtelt worden und unter dem Lack hatte sich bereits Rost eingefressen. In diese Löcher waren Stofffetzen gestopft worden und darüber kam dann eine zwei Zentimeter dicke Schicht Spachtelmasse.

Nur konsequente Abhilfe sicherte dem Bus ein neues Leben. Der Aufbau wurde komplett entrostet, verfügt inzwischen über vier neue Kotflügel, eine komplett neulackierte Karosserie und neu aufgeschweisste Ersatzbleche. Hier kann man wortwörtlich von einem neuen Lebenszyklus sprechen!

Auch innen wurde der Bus komplett erneuert. Die alten Sitze hinten wurden herausgerissen und durch eine neue Campingausrüstung von “Custom Campers” ersetzt.

Bus rekuperiert fast besser als der Tesla

Der fertige Bus fungiert nun auch als mobile Hausbatterie. Sprich, an einem sonnigen Tag produzieren seine Solarzellen mehr Strom, als für den Eigengebrauch benötigt werden und mit dem überflüssigen Strom werden der auch vorhandene Tesla und der Bus geladen. Der große Vorteil des Busses gegenüber dem Tesla ist die Möglichkeit, Strom zurück ans Haus abgeben zu können. Er fungiert nun also wirklich als mobiler Energiespeicher und hilft damit, den Strom so effizient zu nutzen wie möglich, denn es soll so wenig Strom wie möglich ins Netz eingespiesen werden, da sich dies kaum rentiert.

Der Bus verfügt über eine Speicherkapazität von 45 kWh zum Fahren und 25 kWh als Hausspeicher, es kann also nicht der ganze Strom zurückgeführt werden. Die Reichweite bei moderater Fahrweise beträgt 250 Kilometer, kann aber mit einem gemütlichen Mittagessen bei einer Ladestation auf 500 km erhöht werden. Dies ist aufgrund des modernen Ladegerätes möglich, welches eine Höchstleistung von 22 kW liefert, den Bus also in zwei Stunden komplett auflädt, natürlich abhängig vom verfügbarem Anschluss. Die Batterie besteht gleich wie beim Tesla aus 18650er Zellen, jedoch von Samsung hergestellt.

Das Getriebe des Busses wurde komplett ausgebaut und durch ein Reduktionsgetriebe vom VW Golf ersetzt. Angetrieben wird der Bully nun vom Elektromotor des e-Golfs. Die ganze Antriebseinheit wurde gesetzesbedingt auf 20% Mehrleistung (zum Benziner) gedrosselt und liefert nun bei etwa 61 kW, also ca. 83 PS. Die neue Höchstgeschwindigkeit liegt bei 126 km/h, aber der Motor würde ungedrosselt deutlich mehr liefern. Gemäß der Eigenerfahrung des Besitzers rekuperiert der Bus sogar fast besser als sein Tesla - und das will etwas heißen!

Am Lenkrad

Selbstverständlich wurde der Bus auch probegefahren. Beim Einsteigen fielen sofort vier Knöpfe rechts vom Lenkrad ins Auge. Bei diesen handelt es sich um die Bedieneinheit für die Gangwahl, also D, R, N und P, wie man es von anderen Elektroautos und Automatikfahrzeugen kennt. Darunter findet sich ein kleines Panel, welches weitere Informationen liefert. Ansonsten ist die Fahrerkabine ziemlich nostalgisch gehalten. Die alten Anzeigen wurden belassen und funktionieren weiterhin tadellos. Sogar die Tankuhr läuft noch, zeigt nun aber den Ladestand der Batterie an.

Ungewohnt leise setzt sich das Gefährt in Bewegung, ein seltsames Gefühl. Da sitzt man also gefühlt in einem waschechten Oldtimer und doch ist kein kerniges Motorenbrummen zu hören. Die Fahrt verlief auf kleinen Nebensträßchen. Der Bus ist erstaunlich wendig zu fahren, das Mehrgewicht ist kaum fühlbar. Als spezielle Kombination fiel das riesige Lenkrad (natürlich ohne Servolenkung) auf, gekoppelt mit der linearen und stufenlosen Beschleunigung. Die ersten paar Minuten wurde etwas zögerlich gefahren. Doch schon bald fühlte man sich wohl im Elektro-Bus und konnte es etwas schneller angehen lassen.

Nur, dem Nostalgiker fehlt das Boxergeräusch natürlich ob all der modernen Tugenden trotzdem, da kann auch die Hifi-Anlage nicht darüber hinwegtrösten.

Text: Olivier Chanson

Bilder: Olivier Chanson, Bruno von Rotz | Zwischengas.com

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