Noch Geheimtipps: Fünf Newtimer, die bald Raritäten werden
Von Paolo Ollig
Es gibt Begrifflichkeiten, die definitorisch klar zu fassen sind. Oldtimer beispielsweise sind rein vom Baujahr eindeutig einzugrenzen. Aber es gibt auch jüngere potenzielle Sammlerautos, mal Youngtimer oder Newtimer genannt. Die Retro Messen haben dafür den Namen Neo Classics ins Leben gerufen.
Meist handelt es sich um irgendwie besondere Autos, bestenfalls selten, auf jeden Fall nie als Alltagsauto verheizt. Teuer müssen sie eigentlich nicht zwingend sein, aber irgendwie das Potential haben, eines Tages wahre Klassiker zu werden.
Hier mal eine paar subjektive Beispiele, um dem theoretischen Begriff ein wenig Futter zu verleihen. Ganz sicher haben Sie diese Modelle selten auf der Straße gesehen, vielleicht aber fallen Sie ihnen dann aber in einigen Jahren bei einer Klassiker-Messe oder Online-Marktplätzen wie Classic Trader auf.
Fünf Newtimer, die das Zeug haben, begehrte Sammlerstücke zu werden.
Alfa Romeo 4C
Dass der Alfa Romeo 8C vom Fleck weg ein Sammlerstück werden würde, war abzusehen. Aber auch das kleine Geschwisterchen, der 4C, scheint dem großen Achtzylinder-Bruder in nichts nachzustehen. Das kleine, puristische Coupé – später auch als offene Variante erhältlich – vermittelt die Alfa Romeo-DNA ganz ungefiltert. Für viele ist – Stand jetzt – der 4C der letzte echte Alfa, leicht, dynamisch, emotional. Der kleine 1,7 Liter Turbo-Mittelmotor erzeugt 177 kW/241 PS, die das circa 1.000 Kilogramm schwere Auto auf 258 km/h beschleunigen können.
Zwischen 2013 und 2020 wurden schätzungsweise keine 10.000 Exemplare gefertigt. Knapp 60.000 EUR kostete das Coupé neu, für den Spider wurden 72.000 EUR aufgerufen.
Auch wenn der 4C vielleicht nicht ganz den raren Sammlerstatus des 8C wird erreichen können, so kann er doch ein lohnendes, werthaltiges Auto mit Potential werden. Zumindest lassen die aktuellen Werte, die auf Neuwagenpreis-Level oder gar darüber liegen, das vermuten.
BMW M3 CSL (E46)
BMW M3 gibt es viele, aber auch unter ihnen gibt es einige besondere limitierte Serien, die ihm noch etwas mehr Potential für die Zukunft verschaffen. Wie der M3 CSL der Baureihe E46. Äußerlich sehr nah am Serien-M3, aber im Detail konsequent auf Leichtbau getrimmt. 17 PS mehr in Verbindung mit 110 Kilogramm weniger ergeben das Leistungsgewicht von 3,85 kg pro PS. Bis zu 280 km/h in der Spitze sind möglich.
Optisch verraten ihn einige Details, wie das Dach aus Sichtcarbon, die Einstiegsleiste oder die geschwungene Abrisskante. Nur 1.383 Stück wurden gebaut und machen ihn sozusagen zur Krone der E46-Schöpfung.
Mercedes-Benz CLK DTM
Viel Leistung, geringe Stückzahl – daraus lässt sich meist schon großes Potential ableiten. So wie beim Mercedes-Benz CLK DTM AMG aus dem Jahr 2004. Anlässlich der erfolgreichen DTM Saison 2003, in der Mercedes mit einem AMG CLK 9 von 10 Rennen gewann und Bernd Schneider den Gesamtsieger stellte, sollte im Folgejahr ein Sondermodell erscheinen.
Dazu baute die HWA AG von Hans-Werner Aufrecht im Auftrag der Mercedes-AMG GmbH auf Basis der CLK Baureihe 209 das stärkste und leichteste, was mit diesem Modell möglich war. 5.439 cm³ Hubraum, 428 kW/582 PS, 320 km/h Spitze (das Cabrio wurde bei 300 km/h abgeregelt), soweit die nackten und beeindruckenden Zahlen. Je 100 Stück von Coupé und Cabriolet wurden gebaut, ab etwa 230.000 EUR war das limitierte Modell zu haben. Heute reicht das nicht mehr, um eines zu erstehen.
Lexus LFA
Das Potenzial schlummert oft auch in den Fahrzeugen, die in gewisser Weise etwas unter dem Radar fliegen. So wie der nur 500-mal zwischen 2010 und 2012 produzierte Lexus LFA. Das ganz auf Performance getrimmte Coupé der Luxusmarke von Toyota beeindruckt durch die bloßen Zahlen: 4,8 Liter V10-Motor, 412 kW/560 PS, 3,7 Sekunden auf 100 km/h, erst bei 325 km/h ist Schluss mit Vortrieb.
Dies und die prestigeträchtige Zeit von 7:14 Minuten auf der Nürburgring Nordschleife kompensieren das vielleicht fehlende Renommee hierzulande. Aber was das Potenzial als zukünftiger Klassiker angeht, braucht sich der neu 375.000 EUR teure LFA gegenüber den europäischen Wettbewerbern nicht zu verstecken.
Renault Avantime
Man kann nicht über Newtimer oder Fahrzeuge mit Sammlungspotential sprechen, ohne einen Blick nach Frankreich zu werfen. Über die Jahre hinweg bis in die Neuzeit kamen von der Grande Nation regelmäßig innovative und avantgardistische Fahrzeuge. Ob Renault Twingo, Citroën C6 oder Peugeot RCZ, bei zahlreichen Modellen trauten sich die Hersteller was und schufen teils sehr innovative Fahrzeuge, auch wenn sie schon mit dem Blick auf die breite Masse entwickelt wurden. Eines dieser Autos sticht ein wenig heraus: der Renault Avantime.
Technisch teilt sich der Avantime die Basis mit dem Espace, aber es wurde ein Van komplett anders interpretiert. Mit nur drei Türen – die sich raffiniert und platzsparend öffnen – und einer luxuriösen Ausstattung sollte er eine andere Klientel ansprechen. Zumal auch das unkonventionelle Design eher nichts für die breite Masse war. Aber eher wegen der Schwierigkeiten der produzierenden Firma Matra als wegen der mangelnden Kaufbereitschaft wurden nur circa 8.500 Exemplare gebaut. Wenn man ein gut erhaltenes mit wenigen Kilometern auf der Uhr sein Eigen nennt, hat man irgendwie auch ein exklusives Auto mit Potenzial zur Hand.
Paolo Ollig ist Chefredakteur von Classic Trader
Fotos: BMW AG, Mercedes-Benz AG, Renault Deutschland AG, Stellantis Germany GmbH, Toyota Deutschland GmbH
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