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So schützen Sie Ihren Oldtimer bei Hochwasser

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Die Naturgewalt Hochwasser kennt kein Erbarmen und kann schnell unvorstellbaren Schaden anrichten. Für Oldtimer-Besitzer sind die Folgen besonders tragisch, denn es geht nicht nur um materielle Verluste, sondern auch um den unwiederbringlichen Wert und die Geschichte, die jeder klassische Wagen in sich trägt.

Denn Klassiker, die über Jahre hinweg liebevoll restauriert wurden, sind nicht nur Fahrzeuge, sondern mobile Denkmäler vergangener Zeiten.
Was, wenn plötzlich Wassermassen das rollende Kulturgut bedrohen?

Wir sagen Ihnen, was Sie im Ernstfall tun müssen, um Ihren Klassiker vor größeren Schäden zu bewahren und welche wichtige Rolle Gutachter und Sachverständige dabei spielen.

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Erste Schritte nach dem Hochwasser

  • Fahrzeug nach den ersten Säuberungsmaßnahmen so schnell wie möglich trocknen lassen (z.B. durch eine Fachwerkstatt), um Folgeschäden zu minimieren.
  • Fotos oder Videos zu Beweiszwecken vom Fahrzeug erstellen, Schäden durch Gutachter dokumentieren lassen
  • Teppiche und Innenausstattung nach Ausbau mit einem Hochdruckreiniger von Schlamm und Schmutzwasser säubern (wenn möglich).
  • Fahrwerk und besonders die Bremsanlage gründlich reinigen, um die Funktionsfähigkeit zu erhalten.

Warum ist das wichtig? Wenn Wasser oder Schlamm in das Fahrzeug eindringen, können verschiedene Teile wie die Innenausstattung, die Elektrik, Instrumente, der Motor, das Getriebe, das Differenzial und auch die Lenkung beschädigt werden. Dabei spielt es eine Rolle, ob es sich um schlammiges oder klares Wasser handelt. Insbesondere bei verschmutztem Wasser ist schnelles Handeln entscheidend, da es oft sehr aggressiv ist. Eine Lederausstattung hält beispielsweise einer Verschmutzung mit Schlammwasser oft besser stand als eine Stoffausstattung.

Experte Norbert Schroeder, ehemaliger Leiter der Classic-Abteilung beim deutschen TÜV SÜD: „Zunächst zeigt sich eine beschleunigte Korrosion optisch an allen unbehandelten oder unzureichend geschützten Metalloberflächen. Besonders betroffen sind Achsbauteile, Gestänge, Verschraubungen, Schellen, Seilzüge und Riemenscheiben.

Je nach Wasserstand kann das Wasser auch in das Auspuffsystem und manchmal sogar in den Brennraum eindringen, was zu möglichen Motorschäden führen kann – selbst im Stillstand. Zudem kann Wasser durch den Luftfilter, die Kurbelgehäuseentlüftung oder den Ölmessstab ins Fahrzeug gelangen.

Als Trägermaterialien für die Innenverkleidung werden oft Presspappe verwendet, die bei Kontakt mit Wasser aufquillt und sich verzieht. Polster, Teppiche und Dämmstoffe neigen zu Schimmelbildung, was zu unangenehmen Gerüchen führt. Außerdem können Dämmstoffe verklumpen und ihre Dämmwirkung verlieren.“

Wichtig: Der Motor sollte vorerst nicht gestartet werden, um einen sogenannten Wasserschlag zu verhindern! Dieser tritt auf, wenn Wasser in den Brennraum gelangt ist und der Kolben beim Erreichen des oberen Totpunkts gegen das Wasser stößt, da es nicht komprimiert werden kann. Dies kann erhebliche Schäden am Kurbeltrieb verursachen.

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Wie gefährlich ist das Hochwasser für elektrische und elektronische Bauteile?

  • Wasser dringt in Kabelbäume ein.
  • Kabelanschlüsse korrodieren stark.
  • Multi-Steckeinheiten sind von Nässe und Schmutz durchdrungen.
  • Sicherungskästen sind von Nässe und Schmutz durchdrungen.
  • Beleuchtungskörper sind meist von Nässe und Schmutz durchdrungen.
  • Armaturen und Schalter werden im Inneren beschädigt oder zerstört.
  • Stellmotoren werden geschädigt.
  • Anlasser und Lichtmaschinen werden von Nässe und Schmutz durchdrungen.

Darum sind Gutachter und ein aktuelles Wertgutachten so wichtig

  • Eine zeitnahe Besichtigung nach der Schadenmeldung ist entscheidend, idealerweise am gleichen Tag.
  • Verzögerte Besichtigungen oder Handlungen können zu erheblichen Folgeschäden führen.
  • Folgeschäden können häufig einen Totalschaden verursachen.

Wie arbeitet ein Gutachter bei Wasserschäden?

Klassiker-Experte Norbert Schroeder: „Zunächst wird das Fahrzeug von außen nach innen begutachtet. Auffälligkeiten werden dokumentiert, und mögliche daraus resultierende Folgen fließen in die Bewertung ein. Wenn nicht sofort ein Totalschaden erkennbar ist, wird nach der Besichtigung eine Kalkulation der voraussichtlichen Reparaturkosten erstellt. Bei Unsicherheiten oder möglichen Beurteilungsrisiken erfolgt eine zweite, detaillierte Besichtigung. Diese umfasst oft tiefere Prüfungen und Messungen, beispielsweise in Werkstätten, wo Demontagearbeiten durchgeführt, Hohlräume endoskopiert und Elektrik- sowie Elektronikbauteile überprüft werden. Im Fall eines Totalschadens werden der Wiederbeschaffungswert, der Marktwert sowie der Restwert ermittelt.
Es ist hierbei von Vorteil, wenn Fahrzeugbesitzer ein umfassendes Wertgutachten vorweisen können, da der Zustand vor dem Schaden für die Wertermittlung entscheidend ist.

Foto: Norbert Schroeder | OCC