Warum sinkt der Wert für einige Oldtimer und andere steigen im Preis?
Manche Mythen bedürfen einer Korrektur. Zum Beispiel, dass sich alle Oldtimer per se als Vermögensanlagen eignen, die permanent im Wert steigen. Es gibt in einzelnen Marktsegmenten Schwankungen- und Bereinigungen. Ein Beispiel: dem Porsche-Boom aus den Jahren 2015/2016 folgte bei einigen Modellen eine starke Preiskorrektur nach unten.
So gibt es jetzt für den Porsche 911 Turbo 3.3 im Durchschnitt zwischen 90.000 - 120.000 Euro. Vor drei bis vier Jahren waren es noch 160.000 - 180.000 Euro (- 45 %). Ebenso die Porsche 911 F-Modelle: 2016 wurden auch für T-Versionen oft 100 - 120.000 Euro erzielt. Heute kann man gute Exemplare wieder für 75 – 85.000 Euro bekommen.
Warum ist das so?
Es gibt diverse Faktoren, die Märkte beeinflussen können. Bei Niedrigzinsphasen - wie wir sie seit ein paar Jahren haben - bieten sich Kunst, Immobilien und Autos als alternative Geldanlagen in Sachwerten an.
Wiederverkauf zäh und verlustbringend
Dr. Ralf-Hendrik Steinkühler, Geschäftsführender Gesellschafter der Emilia Auto GmbH (www.emiliaauto.com) aus Hamburg, die sich auf Sportwagenklassiker spezialisiert hat: „Wir hatten viele Investoren unter unseren Käufern, die die Fahrzeuge nicht in erster Linie ausgesucht haben, um sie selbst zu genießen. Und: auch autobegeisterte Sammler haben relativ bedenkenlos gekauft, da sie davon ausgegangen sind, dass sie kein Geld verlieren und bei Bedarf mit Gewinn schnell wieder verkaufen können. Diese Klientel hat später nachhaltig den Spaß verloren, weil sich der Wiederverkauf dann als zäh und zum Teil verlustbringend erwiesen hat. Unter den Nachwirkungen leidet der Markt noch jetzt.“
Überangebot auf dem Markt, sinkende Preise
Ein Überangebot auf dem schnell gesättigten Markt war oftmals die Folge, einhergehend mit sinkenden Preisen. Dies gilt nicht nur für Porsche.
Ein weitere Beobachtung ist auch die Auflösung von Sammlungen aus Altersgründen oder Nachlässen. Auch hier sind plötzlich eine hohe Anzahl von Fahrzeugen auf dem Markt, für die es auf die Schnelle keine Nachfrage mehr gibt. Häufige Folge: Preissenkungen.
OCC-Marktexperte Tim Nagel: „Die Nachfrage für einige Vorkriegsfahrzeuge oder sogenannte Brot- und Butter-Fahrzeuge der 50er Jahre ist eher rückläufig oder konstant (z.B. Opel Olympia, Ford Taunus P2 ). Fahrzeugmodelle mit Kultcharakter (z.B. VW Käfer oder Citroen Ente 2CV) und insbesondere Fahrzeuge in gutem Zustand, geringer Stückzahl, besonderer belegbarer Historie oder Originalität sind unabhängig vom Fahrzeugalter weiterhin gefragt und erzielen überdurchschnittliche Preise.
Szene-Nachwuchs sucht nach Autos seiner Kindheit
Der Szene-Nachwuchs, der jetzt 40 oder 50 Jahre alt ist und gut verdient, sucht verstärkt nach den Autos seiner Kindheit. Davon profitieren insbesondere PS-starke Typen aus 90ern/ Anfang der 2000er, die im Preis anziehen. Zu den Fahrzeugen, deren Werte steigen gehören Toyota Supra, Nissan Skyline, Mazda RX7, Mercedes G 500 Cabrio (463), Audi RS4 Avant (B5), BMW Z3 M Coupé, BMW M3 CSL (E46), VW Golf IV R32, BMW M3 E30 und Mercedes 190 E 2.5-16 V (201). Altersunabhängig sind Muscle Cars aus Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre beliebt.“
Das bestätigt auch Dr. Ralf-Hendrik Steinkühler: „Der Fokus des Sammlerinteresses verschiebt sich im Laufe der Zeit, da die meisten Enthusiasten sich für das am meisten begeistern, was sie in Kindheit und Jugend auf den Straßen oder Postern gesehen haben.“
Diese Modelle werden immer Sammlerstücke bleiben
Haben Modelle aus den 1960ern, 50ern und Vorkriegsmodelle jetzt gar keine Chance mehr?
Dr. Steinkühler: „Für ikonische Marken und Modelle sehen wir keine Bedrohung des Wertes: Ein Vorkriegs-Bentley Blower, Mercedes SSK oder Alfa Romeo sind auch heute noch begehrte Sammlerobjekte und auch die Ferrari und Porsche der 1950er und 1960er Jahre werden dies in Zukunft bleiben.“
Und der Ausblick?
Dr. Steinkühler: „Man kann nicht erwarten, dass beispielsweise Porsche-Modelle, von denen Zehn- oder gar Hunderttausende hergestellt wurden, sich zu absoluten Sammlerobjekten entwickeln, die sechsstellige Preise erzielen. Da aber ein beispielsweise ein Porsche 911 von 1970 ein begehrenswertes Fahrzeug ist, das viele Oldtimerliebhaber gern in ihrer Garage hätten und das sich auch ganz praktisch benutzen und auf der Straße genießen lässt, kann man erwarten, dass ein Käufer bereit ist, den Aufwand, den man in Erhaltung und Restauration gesteckt hat, anzuerkennen und zu vergüten. Darum glauben wir nicht, dass die Preise ins Bodenlose sinken werden oder wieder zu dem niedrigen Niveau von vor 2014 zurückkehren.“
Übrigens: Für Oldtimerfreunde, die auf Nummer Sicher gehen wollen, bietet www.emiliaauto.com einen besonderen Service an. Nach drei Jahren Nutzung durch z.B. Mietkauf besteht die Möglichkeit, den Wagen zu einem bestimmten garantierten Restwert zurückzugeben oder zu übernehmen. Motto: Fahrspaß ohne Zukunftssorgen.