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Warum der Twingo für mich
das beste Auto der Welt ist

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Von BERND UHLENBRUCK
Der Renault Twingo – das beste Auto der Welt?
Wenn man sich die nackten Zahlen des Autos anschaut, spricht wenig dafür - eigentlich gar nichts: Nicht mal 1,2 Liter Hubraum produzieren mit acht Ventilen 58 PS. Die treffen auf 890 KG Leergewicht, 1,63 Breite und 3,43 m Länge. Hört sich nach lethargisch, eng und kurz an. Dazu noch ein Franzose, also nach Vorurteilen chronisch unzuverlässig, schnellrostend und reparaturanfällig.

Der Twingo polariserte schon immer, entweder man hasste ihn oder fand ihn gut. Ich gehöre zur Fraktion gut. Nur gingen diese hässlichen Wimpernaufkleber für die Motorhaube nie. Aufgewachsen, erfahren, verflucht und gewachsen mit diversen Citroën und Renault Modellen stand ich 2017 vor diesem unscheinbaren Sondermodell „Soleil“ in schlichtem, leicht verblasstem Rot. Der Kilometerstand passte, der Preis auch. Er sollte ein Übergangsauto werden, da ein längerer Auslandsaufenthalt anstand und seine Unterhaltskosten günstiger waren als ein Mietwagen.

Der Auslandsaufenthalt war dann doch kürzer als gedacht und „Jacques“ wurde Mitte 2018 mein Alltagsauto. Tägliches Pendeln mit 100 KM inklusive. Gestartet haben wir mit rund 120.000 km. Das steckte er ganz locker weg. Und wie! Reparaturen? Neben den üblichen Boxenstopps mit Ölwechsel und co. und zwei Radlagern hinten war nichts passiert. Kein Ausfall, keine Panne, nichts! Keine Rostecke. Ich schenkte ihm ein paar schicke Original-Alus mit sehr guten Ganzjahresreifen. Das ging so bis November 2019. Bei meinem 2003er Modell merkt man also die Qualitätsoffensive von Renault Anfang der 2000er.

Was haben wir bis dahin zusammen erlebt? Neben den täglichen Pendelfahrten waren es mehrere Wochenendtrips nach Berlin, Hannover oder zu den Verwandten im Ruhrgebiet. Oder nach SPO. Da kamen fast 50.000 Kilometer zusammen. Gelernt habe ich, dass er sich bis 140 km/h sehr wohl fühlt. Bei seitlichem Sturm wird es ab 125 km/h ungemütlich. Aber ich habe mich nie untermotorisiert gefühlt, immer ausreichend. Dazu sparsam mit fünfkommairgendwas beim Auslitern.

Kommen wir zum nächsten Punkt. Der Platz. Ein Fiat 500 ist länger und breiter. Komischerweise kneift der Twingo nicht unter den Achseln, da seine breiteste Stelle auf Höhe der Ellenbogen ist, er bietet mehr Platz als der Fiat, der ebenfalls im Haushalt ist. Man hat viel Platz vorn, hinten durch die verschiebbare Rückbank ist der Platz legendär. Der Kofferraum dadurch variabel und wenn man die Bank faltet, geht sehr viel rein. Sogar richtig viel. In 2018 bekam ich von Bekannten ein Sofa. Ikea Ektorp, Dreisitzer mit Chaiselongue. Es passte mit allen Polstern und Auflagen zerlegt in einer Fuhre ins Auto. Ich hatte auch noch Platz. Die Polster haben so gut gedämpft, das war die leiseste Fahrt, die ich jemals hatte.

Als dann ein größeres Auto für Alltagseinsätze kaufte, blieb Jacques dennoch im Haushalt. Irgendwie konnte ich nicht von ihm nicht trennen. Er durfte mit knapp 180.000 km aufs Altenteil. Heute hat er ein Saisonkennzeichen und fährt nur im Sommer. Die ersten Kilometer sind immer gewöhnungsbedürftig, weil er keine Servolenkung hat. Aber spätestens am Ortsschild ist das vergessen. Mir fällt jedes Mal auf, wie sehr er mich wieder mit seinem Charme einholt. Weiche Federung, laufruhiger Vierzylinder. So wie man sich ein französisches Auto vorstellt. Er ist ganz klein und fährt sich so komfortabel wie ein großer. Dann mache ich das Faltdach auf und lasse die Sonne rein. Ist ja ein Twingo Soleil.

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Pendeln, Boxenstopps, keine Ausfälle

Der Auslandsaufenthalt war dann doch kürzer als gedacht und „Jacques“ wurde Mitte 2018 mein Alltagsauto. Tägliches Pendeln mit 100 km inklusive. Gestartet haben wir mit rund 120.000 km. Das steckte er ganz locker weg. Und wie! Reparaturen? Neben den üblichen Boxenstopps mit Ölwechsel und Co. und zwei Radlagern hinten war nichts passiert. Kein Ausfall, keine Panne, nichts! Keine Rost-Ecke. Ich spendierte ihm ein paar schicke Original-Alus mit sehr guten Ganzjahresreifen. Das ging so bis November 2019. Bei meinem 2003er Modell merkt man also die Qualitätsoffensive von Renault Anfang der 2000er.

Was haben wir bis dahin zusammen erlebt? Neben den täglichen Pendelfahrten waren es mehrere Wochenendtrips nach Berlin, Hannover oder zu den Verwandten ins Ruhrgebiet. Oder nach St. Peter Ording an die Nordsee. Da kamen fast 50.000 Kilometer zusammen. Gelernt habe ich, dass er sich bis 140 km/h sehr wohl fühlt. Bei seitlichem Sturm wird es ab 125 km/h ungemütlich. Aber ich habe mich nie untermotorisiert gefühlt, immer ausreichend. Dazu sparsam mit fünfkommairgendwas beim Auslitern.

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Ikea-Sofa kein Problem

Kommen wir zum nächsten Punkt. Der Platz. Ein Fiat 500 ist länger und breiter. Komischerweise kneift der Twingo nicht unter den Achseln, da seine breiteste Stelle auf Höhe der Ellenbogen ist, er bietet mehr Platz als der Fiat, der ebenfalls im Haushalt ist. Man hat viel Platz vorn, hinten durch die verschiebbare Rückbank ist der Platz legendär. Der Kofferraum dadurch variabel und wenn man die Bank faltet, geht sehr viel rein. Sogar richtig viel. In 2018 bekam ich von Bekannten ein Sofa. Ikea Ektorp, Dreisitzer mit Chaiselongue. Es passte mit allen Polstern und Auflagen zerlegt in einer Fuhre ins Auto. Ich hatte auch noch Platz. Die Polster haben so gut gedämpft, das war die leiseste Fahrt, die ich jemals hatte.

Als dann ein größeres Auto für Alltagseinsätze kaufte, blieb Jacques dennoch im Haushalt. Irgendwie konnte ich nicht von ihm nicht trennen. Er durfte mit knapp 180.000 km aufs Altenteil. Heute hat er ein Saisonkennzeichen und fährt nur im Sommer. Die ersten Kilometer sind immer gewöhnungsbedürftig, weil er keine Servolenkung hat. Aber spätestens am Ortsschild ist das vergessen. Mir fällt jedes Mal auf, wie sehr er mich wieder mit seinem Charme einholt. Weiche Federung, laufruhiger Vierzylinder. So wie man sich ein französisches Auto vorstellt. Er ist ganz klein und fährt sich so komfortabel wie ein großer. Dann mache ich das Faltdach auf und lasse die Sonne rein. Ist ja ein Twingo Soleil. Und für mich das beste Auto der Welt.

*Bernd Uhlenbruck ist Senior Procuct-Manager bei OCC und bekennender Freund französischer Autos

Fotos: Renault Deutschland AG | privat

Bernd Uhlenbruck twingo

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