Wüstenfuchs im Mini: Rallye-Champion Matthias Walkner bei der Ennstal-Classic

Von MARIAN LOOSE und DORIAN RÄTZKE
Matthias Walkner, Rallye-Dakar-Sieger von 2018, kennt Staub und Adrenalin. Bei der berühmten Ennstal-Classic tauscht der Motorrad-Held seine österreichische KTM gegen einen britischen Mini Cooper S – einen klassischen Rechtslenker, der durch Österreichs Alpen donnert.
„Ich bin mehr Auto-Freak als Motorradfahrer“, gesteht der Österreicher im Interview mit dem OCC-Magazin. Nach einem Horrorunfall 2023, der seine Karriere bedrohte, genießt er die entspannte Nostalgie der Oldtimer-Rallye. Die Ennstal-Classic, durch vier Bundesländer und anspruchsvolle Serpentinen, ist für ihn pure Gaudi. Aber wie meistert ein „Wüstenfuchs“ den Mini, wie schwierig ist es, den Rechtslenker durch Schluchten und Serpentinen zu steuern?

Rallye-Champion Matthias Walkner (li.), Gewinner der Paris-Dakar 2018, im Interview mit Marian Loose (Motion Content Manager bei OCC). Beide trafen sich zum Gespräch vor dem Start zur Ennstal-Classic in Österreich.
Ein Auto-Freak auf Abwegen
„Mein ganzes Leben lang war ich Auto-Freak, der Zugang zu Motorrädern war nur einfacher“, erzählt Matthias Walkner. Als sein Freund Ingo Glatter (Geschäftsführer der Pankl Racing Systems AG) ihn für die Ennstal-Classic in seinen Austin Cooper S Mk III (85 PS, Baujahr 1972) einlud, war die Antwort klar: „Das war relativ schnell beantwortet – eine super Gelegenheit!“ Der Mini im Rallye-Trimm begeistert ihn. „Das Auto kann richtig was, speziell bei engen Serpentinen“, schwärmt der 38-Jährige aus dem Salzburger Land. Die Strecke durch Österreichs Berge macht Spaß: „Mehr, als ich dachte.“ Für den Dakar-Helden ist die Rallye ein nostalgischer Ausflug, bei dem er seine Auto-Leidenschaft ohne den Druck der Wüstenpisten auslebt.
Rechtslenker, kein Problem
Ein Mini Cooper als Rechtslenker auf österreichischen Straßen? Für Walkner kein Hindernis. „Man sitzt rechts drin, und es fühlt sich normal an“, lacht er. „Ich dachte, es wird schwieriger, aber es ist, als würde man Go-Kart fahren – man bremst automatisch links, ohne nachzudenken.“ Der Mini, Ikone mit Monte-Carlo-Siegen, hat Tradition: „Er hat nicht umsonst Monte gewonnen.“ Bei den Serpentinen der Ennstal-Classic zeigt der Klassiker seine Stärke. „Das Gefühl für Fahrzeuge ist irgendwann im Körper“, sagt Walkner. Für den Profi, der Wüstenpisten meistert, ist der Rechtslenker ein spielerischer Tanz durch die Alpen.
Ausdauer eines Dakar-Helden
Die Ennstal-Classic führt durch vier Bundesländer, mit langen Tagen. Insgesamt über 1000 Kilometer müssen absolviert werden. Hilft Walkners Dakar-Erfahrung? „Mit der Navigation? Nein, das überlass ich dem Co-Piloten“, grinst er. Sein Beifahrer, ein Rallye-Veteran, kennt die Strecke. Walkners Stärke liegt woanders: „Wir sind gestern um 09:30 Uhr los und erst abends um 09:30 Uhr im Ziel gewesen. Die Konzentration so lang zu halten, war nicht schwer – das habe ich 10 Jahre lang gemacht.“ Die Rallye, mit „coolen Autos und Leuten“, ließ die Zeit „wie im Fluge vergehen“. Seine Ausdauer macht den Unterschied.
Vorsicht nach dem Sturm
Nach einem Oberschenkelbruch 2016 und einer Rückenverletzung 2023 fährt Walkner bedachter. „Ich bin vorsichtiger geworden“, gibt er zu. Bei der Ennstal-Classic, mit Autos „50 Jahre plus alt“, minimiert er Risiken: „Man prüft die Räder, die Lenkung – alles, um Gebrechen auszuschließen.“ Dennoch: „Wenn man was erleben will, kann was passieren.“ Die Rallye ist Gaudi, kein Risiko. „Man braucht hier nichts riskieren – der Spaß steht im Vordergrund“, sagt er. Die Landschaft Kärntens und der Steiermark begeistert ihn: „Ich war hin und weg, wie schön das bei uns ist.“ Ein Wüstenfuchs, der Nostalgie und Vorsicht vereint ...
Fotos: Peter Meierhofer/Ennstal Classic | OCC/Marian Loose
Mehr Infos über die Ennstal Classic gibt es hier.

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