Gastbeitrag Hypercars
Diese Supersportler sind Deutschland verboten

Von OLIVER ALTMEYER
Wenn PS nicht mehr genügen, wenn der Preis kaum in Zahlen passt und wenn ein Auto zur fahrbaren Legende wird – dann bewegen wir uns in der Welt der Hypercars. Diese Fahrzeuge stehen nicht nur für Leistung und Luxus, sondern für radikale Innovation, atemberaubendes Design und absolute Exklusivität. Doch was genau macht einen Rimac Nevera oder einen Koenigsegg Jesko so besonders? Und warum zahlen Sammler heute zweistellige Millionensummen für Einzelstücke?
In diesem Artikel widmen wir uns den seltensten Hypercars der Welt – und beleuchten, warum sie technisch, emotional und auch versicherungstechnisch in einer eigenen Liga spielen.

Wenn Technik zur Kunst und Exklusivität zum Investment wird
Was einst als technische Machtdemonstration begann, ist heute ein eigener Kosmos für sich: die Welt der Hypercars. Sie übersteigen nicht nur sämtliche Vorstellungen von Geschwindigkeit und Leistung, sondern sprengen auch die Grenzen dessen, was im Automobilbau als machbar galt. Hypercars sind keine bloßen Fortbewegungsmittel – sie sind rollende Kunstwerke, technologische Statements, Investitionsobjekte und oft auch Statussymbole einer kleinen, exklusiven Elite.
Doch was macht ein Fahrzeug eigentlich zu einem Hypercar?
Die Definition ist fließend, aber gewisse Kriterien gelten als gesetzt: Leistung jenseits der 1.000 PS, atemberaubende Beschleunigungswerte (oft unter 3 Sekunden auf 100 km/h), ausgefeilte Leichtbautechnologie, exotische Materialien wie Carbon oder Titan, streng limitierte Stückzahlen und ein Preisbereich, der meist sieben- bis achtstellig ausfällt. Aber selbst das reicht oft nicht mehr – denn der wahre Reiz liegt längst in der Kombination aus kompromissloser Technik, einzigartigem Design und absoluter Seltenheit.
Viele dieser Fahrzeuge entstehen heute nicht mehr in Großserienfertigung, sondern in spezialisierten Manufakturen oder durch sogenannte Coachbuilder, die jeden Kundenwunsch individuell umsetzen. Marken wie Koenigsegg, Pagani oder Czinger stehen für diesen Ansatz – aber auch große Namen wie Ferrari, Lamborghini oder Aston Martin mischen in der Extremklasse mit, wenn auch oft über ihre Sondermodelle und Einzelstücke.
Gleichzeitig hat sich das Käuferprofil gewandelt: Neben traditionellen Autoliebhabern und Rennsport-Enthusiasten interessieren sich zunehmend auch Sammler, Spekulanten und institutionelle Investoren für die Boliden – nicht selten als Teil einer diversifizierten Anlagestrategie. Denn die Preise für bestimmte Modelle haben sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt oder gar verdreifacht. Wer beispielsweise 2013 einen Bugatti Veyron Grand Sport Vitesse gekauft hat, besitzt heute nicht nur ein Meisterwerk der Ingenieurskunst, sondern auch ein werthaltiges Objekt mit internationalem Marktwert.
Diese Entwicklung bringt jedoch auch neue Herausforderungen mit sich – nicht zuletzt in der Absicherung. Denn ein Fahrzeug im zweistelligen Millionenbereich stellt völlig andere Anforderungen an Versicherung, Gutachten, Transport und Werterhalt als ein klassisches Premiumfahrzeug.
Wir nehmen einige der seltensten und faszinierendsten Hypercars der Welt unter die Lupe. Fahrzeuge, bei denen jede Schraube, jedes Gramm und jedes Detail ein Stück Zukunft auf vier Rädern ist – und deren Geschichten ebenso außergewöhnlich sind wie ihr Preis.

Rimac Nevera – Elektrische Überlegenheit mit Sammlerpotenzial
In einer Zeit, in der der Verbrennungsmotor sein letztes Aufbäumen erlebt und Elektromobilität mehr ist als nur ein Trend, erscheint der Rimac Nevera wie ein elektrischer Donnerschlag. Entwickelt vom kroatischen Ingenieur und Unternehmer Mate Rimac, ist der Nevera nicht nur ein technologischer Meilenstein – er ist eine Kampfansage an die etablierte Hypercar-Welt. Dabei kombiniert er Werte, die bislang fast unvereinbar schienen: emissionsfreies Fahren, brachiale Leistung und ein futuristisches Technologiepaket, das selbst erfahrene Autoentwickler staunen lässt.
Der Nevera ist das erste Serienmodell von Rimac Automobili, das in streng limitierter Stückzahl von 150 Einheiten gefertigt wird. Der Name „Nevera“ stammt aus dem Kroatischen und bedeutet so viel wie „plötzlicher Sturm“ – eine treffende Metapher für das, was dieser elektrische Hypercar auf die Straße bringt: vier Elektromotoren, insgesamt 1.914 PS, ein Drehmoment von 2.360 Nm und eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 1,85 Sekunden. Selbst 300 km/h erreicht er in unter 10 Sekunden – Werte, bei denen selbst Hardcore-Fans von Bugatti oder Koenigsegg den Hut ziehen.
Doch der Rimac Nevera ist mehr als eine Dragstrip-Rakete. Das vollkarbonisierte Monocoque, der extrem tiefe Schwerpunkt durch die T-förmige Batterieanordnung und die ausgeklügelte Torque-Vectoring-Technologie machen ihn zu einem Präzisionsinstrument auf der Rennstrecke. Gleichzeitig bietet er ein vollvernetztes Infotainmentsystem, Over-the-Air-Updates und eine Innenausstattung, die je nach Kundenwunsch vom minimalistischen Sportcockpit bis zur luxuriösen Lounge reicht.
Die Exklusivität des Fahrzeugs spiegelt sich nicht nur in der Stückzahl, sondern auch im Preis wider: Rund zwei Millionen Euro kostet ein Nevera in der Grundausstattung – individuelle Sonderwünsche und personalisierte Ausführungen noch nicht eingerechnet.
Ein weiteres Detail, das den Nevera so besonders macht: die Fertigungstiefe in Kroatien. Nahezu jedes Bauteil wird vor Ort entwickelt, produziert oder veredelt – ein Novum in der Welt der Hypercars, in der viele Manufakturen auf internationale Zulieferketten angewiesen sind.

Koenigsegg Jesko Absolut – bis zu 530 km/h schnell
In einer Welt, in der selbst Hypercars längst an der 400-km/h-Marke kratzen, setzt ein Name immer wieder neue Maßstäbe: Koenigsegg. Die schwedische Manufaktur, gegründet von Christian von Koenigsegg, gilt als Synonym für radikale Ingenieurskunst, kompromisslose Leistungsentfaltung und technologische Alleingänge. Mit dem Jesko Absolut hebt Koenigsegg diese Philosophie auf ein neues Niveau – und stellt einen klaren Anspruch: das schnellste straßenzugelassene Auto der Welt zu bauen.
Benannt nach dem Vater des Firmengründers, ist der Jesko mehr als nur ein Nachfolger des legendären Agera RS. Während die Standardvariante für die Rennstrecke optimiert wurde, ist der Jesko Absolut ein aerodynamisches Meisterstück, das einzig für eines konzipiert wurde: maximale Endgeschwindigkeit. Dabei wurde auf alles verzichtet, was Luftwiderstand erzeugt – inklusive des sonst bei Koenigsegg typischen, aktiven Heckflügels. Stattdessen sorgt eine windschnittige Karosserie mit extrem niedriger Stirnfläche und lang gezogenem Heck für einen Cw-Wert von lediglich 0,278 – außergewöhnlich für ein Fahrzeug dieser Klasse.
Angetrieben wird der Jesko von einem 5,0-Liter-V8-Biturbo mit bis zu 1.625 PS – sofern er mit E85-Biokraftstoff betankt wird. Selbst mit herkömmlichem Benzin leistet das Aggregat beeindruckende 1.280 PS. Das Drehmoment erreicht 1.500 Nm, und das bei einem Trockengewicht von nur rund 1.320 Kilogramm. Kombiniert mit dem von Koenigsegg entwickelten 9-Gang-Multi-Clutch-Getriebe (LST), das blitzschnelle Schaltvorgänge ohne Zugkraftunterbrechung ermöglicht, ergibt sich eine Performance, die jenseits konventioneller Kategorien liegt.
Die offizielle Höchstgeschwindigkeit? Noch nicht exakt gemessen. Doch Koenigsegg gibt an, dass der Jesko Absolut theoretisch über 530 km/h erreichen könnte – unter den richtigen Bedingungen. Schon heute wird der Wagen von vielen als der wahrscheinlichste Anwärter auf einen neuen Geschwindigkeits-Weltrekord angesehen – und als legitimer Herausforderer von Bugatti, Hennessey und SSC.
Neben seiner Technik beeindruckt der Jesko Absolut auch durch seine Limitierung. Nur 125 Exemplare werden produziert, viele davon mit vollständig individualisierten Konfigurationen. Die Einstiegspreise beginnen bei rund 3 Millionen Euro – je nach Sonderausstattung auch deutlich darüber.

Pagani Huayra Codalunga: Kunstwerk auf Rädern
In einer Ära, in der digitale Screens und Performance-Metriken dominieren, gibt es Marken, die sich gegen die reine Technikorientierung stellen – und stattdessen Fahrzeuge erschaffen, die eher an Haute Couture erinnern als an Serienproduktion. Pagani ist eine dieser Marken. Und der Huayra Codalunga verkörpert ihre Philosophie in radikalster Form: weniger Auto als skulpturales Kunstwerk, das sich bewegt. Und genau deshalb gehört er zu den seltensten und begehrtesten Hypercars der Welt.
Die Geschichte des Codalunga (italienisch für „Langheck“) beginnt nicht im Entwicklungslabor, sondern mit einer Kundenidee. Zwei Pagani-Sammler wünschten sich ein Fahrzeug, das die Ästhetik der 1960er-Jahre-Langheckrennwagen mit der modernen Technik des Huayra vereint. Statt diesen Wunsch abzulehnen, nahm Pagani die Herausforderung an – und entwickelte das Fahrzeug über einen Zeitraum von zwei Jahren gemeinsam mit dem hauseigenen Sonderprojektteam Pagani Grandi Complicazioni. Das Ergebnis: ein auf fünf Stück limitierter Huayra mit einer um 36 cm verlängerten Heckpartie, einem neuen, reduzierten Karosseriedesign und einem unvergleichlichen Auftritt.
Der Codalunga ist nicht einfach nur länger – er wirkt entschlackter, eleganter, fast skulptural. Die glatten, fließenden Linien erinnern an klassische Le-Mans-Prototypen, während der Verzicht auf übertriebene Spoiler und Lufteinlässe einen fast puristischen Charakter erzeugt. Jedes Bauteil – vom maßgefertigten Titan-Auspuff bis zu den handgefertigten Aluminiumelementen im Interieur – dient einem einzigen Zweck: der Ästhetik. Selbst das Gewicht wurde zugunsten dieser Philosophie reduziert – mit 1.280 kg Leergewicht ist der Codalunga leichter als viele moderne Supersportler.
Doch auch technisch bleibt Pagani seiner Linie treu: Der 6,0-Liter-V12-Biturbo von AMG leistet beeindruckende 840 PS und stellt 1.100 Nm Drehmoment bereit – genug, um den Langheck-Huayra in unter drei Sekunden auf 100 km/h zu katapultieren. Die Kraftübertragung erfolgt über ein sequentielles 7-Gang-Getriebe an die Hinterräder – ein bewusster Bruch mit dem Allradtrend, der Pagani erlaubt, die Fahrdynamik puristisch und roh zu gestalten.
Was den Codalunga allerdings endgültig zu einem Sammlerstück macht, ist seine extreme Seltenheit. Mit nur fünf Exemplaren weltweit gehört er zu den exklusivsten Fahrzeugen, die je gebaut wurden – und das bei einem Einstiegspreis von rund 7 Millionen Euro.

Bugatti La Voiture Noire – das teuerste Einzelstück der Neuzeit
Wenn ein Fahrzeug so teuer ist, dass selbst Kunstwerke, Villen oder Privatjets daneben verblassen, dann spricht man nicht mehr nur über ein Automobil – man spricht über ein Statement. Der Bugatti La Voiture Noire ist genau das: ein automobil gewordener Mythos, geschaffen für einen einzigen Kunden, auf Basis einer langen Historie und mit einem Preis, der selbst in der Welt der Hypercars eine neue Dimension markiert.
La Voiture Noire – zu Deutsch „Das schwarze Auto“ – ist eine Hommage an eines der legendärsten Fahrzeuge der Bugatti-Geschichte: den verschollenen Typ 57 SC Atlantic von Jean Bugatti. Nur vier Atlantics wurden gebaut, eines davon – das persönliche Auto Jean Bugattis – ist bis heute verschollen. Der Name und die Idee des Einzelstücks knüpfen direkt an dieses geheimnisvolle Kapitel der Automobilgeschichte an. Und so entstand ein Einzelstück, das Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Bugatti auf radikale Weise verbindet.
Das Design des La Voiture Noire ist atemberaubend: tief, breit, skulptural. Die gesamte Karosserie ist aus Sichtkarbon gefertigt – mit einem dunklen Glanz, der fast flüssig wirkt. Die Linienführung ist klassisch, aber zugleich futuristisch – mit langgezogenem Heck, integriertem LED-Leuchtenband und einer zentralen Finne, die über das Dach verläuft. Besonders auffällig ist die sechsfache Auspuffanlage im Heck, die dem Fahrzeug eine fast surreale Heckansicht verleiht.
Technisch basiert das Einzelstück auf dem Bugatti Chiron – allerdings in einer vollständig überarbeiteten Form. Der bekannte 8,0-Liter-W16-Quad-Turbo leistet 1.500 PS und bringt es auf 1.600 Nm Drehmoment. Die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h erfolgt in 2,4 Sekunden, die theoretische Höchstgeschwindigkeit liegt über 400 km/h – wobei bei einem Einzelstück wie diesem die Performance ohnehin zweitrangig ist. Hier zählt vor allem eines: die Einzigartigkeit.
Und die hat ihren Preis: Über 11 Millionen Euro netto – laut Bugatti der teuerste Neuwagen, der je verkauft wurde. Der Käufer? Bis heute offiziell unbekannt. Es kursieren Gerüchte über Mitglieder königlicher Familien, Tech-Milliardäre oder Modeikonen – doch bestätigt wurde nichts. Die Geheimhaltung ist Teil der Aura dieses Autos. Es ist, als wolle man das Geheimnis um den verlorenen Typ 57 Atlantic weiterleben lassen – diesmal in moderner Form.

Aston Martin Valkyrie AMR Pro – Renntechnik für die Straße (fast)
Wenn es um die Verschmelzung von Motorsport und Straßenverkehr geht, ist Aston Martin mit dem Valkyrie einen radikaleren Weg gegangen als fast jeder andere Hersteller zuvor. Entstanden aus einer einzigartigen Kooperation zwischen Aston Martin, Red Bull Racing und dem Aerodynamik-Guru Adrian Newey, ist der Valkyrie kein Supersportwagen im klassischen Sinne – sondern ein Formel-1-ähnliches Fahrzeug mit Straßenzulassung. Zumindest in der Basisversion.
Die Version, um die es hier geht, ist allerdings noch kompromissloser: der Aston Martin Valkyrie AMR Pro. Dieses Fahrzeug ist die radikale Track-only-Variante des ohnehin schon extremen Valkyrie – befreit von allen Straßenregularien, befreit von Kompromissen. Das Ziel: die schnellste Rundenzeit eines nicht-lizensierten Rennfahrzeugs auf einem Formel-1-Kurs. Und das ist keineswegs ein leeres Versprechen.
Angetrieben wird der AMR Pro vom selben Cosworth-V12 wie die Straßenversion – ein 6,5-Liter-Saugmotor, der über 1.000 PS bei über 11.000 U/min liefert. Doch im Gegensatz zur Hybridversion des Straßen-Valkyrie wurde im AMR Pro bewusst auf Elektromodule verzichtet, um Gewicht zu sparen und die puristische Rennwagen-Erfahrung zu ermöglichen. Das Ergebnis: ein Trockengewicht von unter 1.000 Kilogramm, was zu einem Leistungsgewicht von etwa 1:1 führt – eine magische Marke in der Welt der Hypercars.
Das Chassis besteht aus einer Monocoque-Struktur aus ultraleichtem Carbon. Die Aerodynamik ist vollständig neu gedacht und basiert auf Entwicklungen aus dem Formel-1-Reglement – inklusive massiver Diffusoren, einem überdimensionierten Doppelflügel und einem Unterboden, der regelrecht Vakuum erzeugt. Der Downforce-Wert liegt über dem des Le-Mans-Prototyps, und das bei einem Fahrzeug, das man als Privatperson erwerben kann – wenn auch nur unter sehr speziellen Bedingungen.
Denn von der AMR-Pro-Version werden lediglich 40 Exemplare gebaut. Keine Straßenzulassung, kein Standard-Vertrieb – die Fahrzeuge wurden ausschließlich an ausgewählte Kunden verkauft, die über entsprechende Motorsport-Affinität, Erfahrung und Zugänge zu abgesperrten Rennstrecken verfügen. Preis: über 3 Millionen Euro – und das ohne individuelle Anpassungen oder Sonderlackierungen.

Lamborghini Veneno – Wenn Extreme zur Strategie werden
Es gibt Fahrzeuge, die polarisieren allein durch ihre Existenz. Der Lamborghini Veneno ist genau so ein Auto – laut, kompromisslos, extrem. Als er 2013 auf dem Genfer Autosalon vorgestellt wurde, war das Raunen in der Automobilwelt groß: Hatte Lamborghini den Bogen überspannt? Oder hatte die Marke mit dem Stier schlicht das getan, was sie am besten kann – die Grenzen des Machbaren neu definieren?
Der Anlass für dieses Hypercar war ein bedeutender: der 50. Geburtstag von Lamborghini. Und wie es sich für eine Marke gehört, die seit Jahrzehnten für Provokation, Designradikalität und technische Exzellenz steht, fiel das Geschenk an sich selbst entsprechend spektakulär aus. Der Veneno – benannt nach einem berühmten Kampfstier – wurde als streng limitierte Sonderedition auf Basis des Aventador entwickelt, aber in praktisch allen Belangen neu gedacht.
Bereits das Design des Veneno wirkt wie aus einem Science-Fiction-Film entsprungen. Mit messerscharfen Linien, riesigen Finnen, einem markanten Splitter am Bug und einem feststehenden Heckflügel, der sich über den gesamten Abschluss spannt, wirkt er wie ein Kampfjet auf Rädern. Das aerodynamische Konzept stammt direkt aus dem Motorsport und wurde so umgesetzt, dass der Wagen bei hohen Geschwindigkeiten maximale Stabilität und Anpressdruck erzeugt – bei gleichzeitig reduzierter Luftverwirbelung. Der gesamte Unterboden ist verkleidet, und die Diffusoren vorn wie hinten sind so groß dimensioniert, dass sie fast schon architektonischen Charakter haben.
Auch das Monocoque besteht – wie bei Lamborghini üblich – vollständig aus CFK (carbonfaserverstärktem Kunststoff). Die Kombination aus Leichtbau und Aerodynamik sorgt für beeindruckende Leistungsdaten: 6,5 Liter V12, 750 PS, 690 Nm Drehmoment, 0–100 km/h in 2,8 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 355 km/h. Allradantrieb und sequenzielles ISR-Getriebe sorgen für eine kompromisslose Umsetzung der Power auf den Asphalt.
Doch was den Veneno so besonders macht, ist nicht allein die Technik, sondern seine brutale Exklusivität. Insgesamt wurden nur drei Coupés an Kunden ausgeliefert – plus ein Vorserienmodell für das Lamborghini-Museum. Später folgten noch neun Roadster-Varianten, ebenfalls in streng limitierter Auflage. Diese Mini-Serie machte den Veneno sofort zu einem der seltensten und begehrtesten Fahrzeuge der Hypercar-Welt.
Der ursprüngliche Neupreis lag bei rund 3,9 Millionen Euro netto für das Coupé – der Roadster kostete etwa 3,3 Millionen. Doch auf dem Sekundärmarkt erzielten einige Exemplare bereits deutlich über 8 Millionen Euro, je nach Zustand und Historie.

Czinger 21C – Technologiepionier aus dem 3D-Drucker
In der Welt der Hypercars denkt man oft an altehrwürdige Marken, an italienische Designhäuser oder traditionsreiche Rennställe. Doch manchmal sorgt ein Newcomer aus unerwarteter Richtung für den größten Umbruch. Der Czinger 21C ist ein solcher Fall. Gebaut in Kalifornien, designt für das 21. Jahrhundert und produziert mit Technologien, die bislang eher in der Luft- und Raumfahrt Verwendung fanden, markiert dieses Fahrzeug einen Wendepunkt im Hypercar-Segment – nicht nur wegen seiner Leistung, sondern vor allem wegen seiner Herstellungsweise.
Der Czinger 21C wurde vom Vater-Sohn-Gespann Kevin und Lukas Czinger entwickelt und ist das Ergebnis eines unkonventionellen Ansatzes: Statt klassischer Fertigungsstraßen setzen die Entwickler auf additive Fertigung (3D-Druck), generatives Design und künstliche Intelligenz. Das bedeutet: Viele Teile des Fahrzeugs – etwa das Chassis, die Aufhängung oder Strukturverbindungen – wurden nicht von Menschen konstruiert, sondern von Algorithmen entworfen und anschließend im 3D-Druckverfahren gefertigt. Das Ziel: maximale Stabilität bei minimalem Gewicht und Materialeinsatz.
Und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der 21C bringt nur rund 1.250 Kilogramm auf die Waage – bei einer Systemleistung von 1.250 PS, was exakt ein Leistungsgewicht von 1:1 bedeutet. Angetrieben wird das Hypercar von einem 2,88-Liter-V8 mit Biturboaufladung, kombiniert mit zwei Elektromotoren an der Vorderachse. Die Kraftübertragung erfolgt über ein sequentielles Getriebe mit automatisierter Kupplung – alles maßgeschneidert für den 21C. Die Performance-Daten sind atemberaubend: 0–100 km/h in 1,9 Sekunden, 0–300 km/h in 8,5 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit über 400 km/h – und das alles in einem Fahrzeug, das auch in der Umweltbilanz neue Maßstäbe setzt.
Denn trotz brachialer Leistung legt Czinger Wert auf Nachhaltigkeit: Die Produktionsprozesse sparen Material, Energie und Emissionen. Zudem wird der Verbrennungsmotor auf den Betrieb mit E-Fuels optimiert – also synthetischen Kraftstoffen, die klimaneutral hergestellt werden können. Der 21C zeigt damit, dass sich extreme Performance und Umweltbewusstsein nicht ausschließen müssen.
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal des Czinger 21C ist seine Sitzanordnung. Statt einer klassischen Zweierkonfiguration sitzt der Beifahrer hinter dem Fahrer – in einer Art Jetfighter-Layout. Diese Lösung verbessert die Aerodynamik und ermöglicht eine schmalere, effizientere Karosserieform. Das Cockpit erinnert entsprechend eher an ein Flugzeug als an ein Automobil – mit Fokus auf Ergonomie, Leichtbau und Sicht.
Fotos: zwischengas.com Bruno von Rotz / Daniel Reinhard | BUGATTI | Aston Martin | Pagani S.p.A.
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