Der Bollerwagen aus Rüsselheim: Opel Diplomat V8
Der Bollerwagen aus Rüsselheim
Willy Brandt wird SPD-Vorsitzender, der 1. FC Köln deutscher Fußballmeister, die DDR führt den Zwangsumtausch ein und ein Opel grummelt dumpf mit amerikanischem V8 durch deutsche Straßen. Es ist das Jahr 1964.
Das Jahr, in dem Opel den Diplomat A in die Verkaufsräume stellte. Interessierte Käufer staunten besonders über das Spitzenmodell: Eine Oberklasselimousine mit 4,6-Liter-V 8-Motor, Servolenkung, elektrischen Fensterheber vorn und hinten, Holzverzierung, Automatik und zwei Auspuffrohre links und rechts unterm Heck.
Der Motor kam von Konzernmutter GM, das Aggregat rangierte in Amerika mit seinen 4,6 Liter unter Smallblock. Zwei Jahre später bot Opel den Diplomat A auch mit größerer 5,4 Liter-Maschine an (230 PS). Damit zählte der Rüsselsheimer zu den schnellsten Großserienlimousinen der damaligen Zeit.
Sechs Käfer für einen Diplomat
Doch Geschwindigkeit reichte nicht, um an den Platzhirschen Mercedes oder BMW vorbeizuziehen. Dafür war das Design für deutsche Verhältnisse zu amerikanisch, zu dick aufgetragen. Die Preispolitik tat ihr Übriges: 17.500 D-Mark verlangten die Händler für die Limousine, gleich 25.500 D-Mark kostete der Diplomat als exklusives Coupé (bei Karmann in Osnabrück hergestellt). Das waren 8.000 D-Mark Preisunterschied – oder zwei nagelneue VW-Käfer.
Zurück zur Limousine. Deren 4,6 Liter V 8-Motor erwies sich als wenig standfest auf deutschen Autobahnen – verlockendes Dauervollgas mit der Aussicht, Tempo 200 auf dem Bandtacho zu erreichen, bereiteten ihm thermische Probleme.
20 Liter auf 100 Kilometer kein Problem
Das 5,4 Liter Aggregat war robuster, dafür aber umso durstiger. Bis zu 20 Liter Benzin flossen auf 100 Kilometer durch seinen Schlund. Tiefe Teppiche, üppige Polster, diverse hydraulische Lenk und Bremshilfen und Fußraumleuchten im Fonds sorgten immerhin für ein wohliges Fahrgefühl, für bequemes Dahingleiten. Sehr weich, sehr amerikanisch.
Technische Daten (Tabelle)
Länge: 4,94 m
Breite: 1,90 m
Höhe: 1,51 m
Radstand: 2,84 m
Motor: Achtzylinder-V-Motor, Hubraum 4,6 – 5,4 Liter, Leistung 190 – 230 PS bei 4600-4700 U/min, Drehmoment 347-427 Nm
Beschleunigung: 10-11 Sekunden von 0 auf 100 km/h
Höchstgeschwindigkeit: 198 (200) km/h
Bauzeit: 1963-1965
Ballauf und Schenk im V8 zum Tatort
Auch Diplomaten genießen irgendwann ihren verdienten Ruhestand. Hier ist es das Jahr 1968 nach 8.848 ausgelieferten Exemplaren der Limousine. Nachfolger ist der Diplomat B.
Fans hat der Diplomat auch heute noch, sogar prominente. Die Kölner Tatort-Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Berendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) steuern in der Folge „Benutzt“ (Erstausstrahlung September 2017) einen Opel Diplomat B – natürlich mit 5,4 Liter V8.
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