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Mit 15 Pferdestärken
quer durch Italien

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Als Johann Wolfgang von Goethe auf seiner berühmten italienischen Reise (1786 – 1788) das Land zwischen Alpen, Mittelmeer und Adria erkundete, war er mit der Postkutsche unterwegs. Mit 15 Pferdestärken hat jetzt ein Hamburger „Bella Italia“ für sich entdeckt, er war im Fiat 500 (Baujahr 1968) unterwegs. Heraus kamen unvergessliche Erlebnisse, beeindruckende Fotos - und ein Bestseller. „Meine italienische Reise - oder wie ich mir in Sizilien einen uralten Cinquecento kaufte und einfach nach Hause fuhr“ (Prestel Verlag, 26 Euro) heißt der Titel, der sogar die SPIEGEL-Bestseller-Liste stürmte. Marco Maurer (41, Foto), preisgekrönter Autor und Reporter (u.a. SZ, ZEIT) nahm sich für das Buchprojekt mehrere Monate Zeit.

Maurer
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Warum gerade Italien?
Ich wuchs mit der Musik von Giorgio Moroder und Ennio Morricone, aber auch mit Adriano Celentano und Gianna Nannini auf. Meine erste Liebe war ein Mädchen aus Mailand, Luana. Aber ich liebe auch die sechziger und die achtziger Jahre, zwischen Sanremo und San Siro. Nicht zuletzt die Filme von Federico Fellini, oder mein Lieblingsfilm Cinema Paradiso, und die Rom-Erzählungen von Ingeborg Bachmann – alles zusammen ergibt ein ganzes Italien-Kaleidoskop. Das wollte ich finden, und das alles in einem uralten Fiat Cinquecento.“
Den weißen Zwerg entdeckte Maurer mit Hilfe eines italienischen Freundes bei Stoffhändler Signor Di Pasquale in Messina auf Sizilien. Der Fiat Giardiniera (dt. Gärtnerin) war die Kombiversion des 500, zwei Zylinder, 0,5 Liter Hubraum. Höchstgeschwindigkeit: um 100 km/h. Marco Maurer: „Mich faszinierte auch die Farbe, die je nach Lichteinstrahlung wechselte, plötzlich blau oder gräulich schimmerte.“ 53 Jahre alt war das Auto, Signor Di Pasquale fuhr ihn nur am Sonntag. Er sprang sofort an.
Die Probefahrt sorgte trotzdem für leichte Schweißausbrüche.
Auszug aus Buch: „…Vor allem das Schalten fällt mir schwer. Der Cinquecento hat ein nicht synchronisiertes Getriebe – das bedeutet, ich muss kurz vor und nach dem Schalten immer Gas geben, nur ein wenig. In der Praxis ist das tückisch. Vor allem das Kurvenfahren, das in Messina meist volle Kreisverkehre bedeutet, stellt mich vor Probleme. Die Abfolge ist paradox: Ich muss bremsen und gleichzeitig Gas geben, dann runterschalten und nach dem Einfahren in den Kreisverkehr wieder kurz Gas geben und nach oben schalten. Eigentlich bräuchte ich dafür einen dritten Fuß. Stress, auch weil ich es nicht gewohnt bin, dass ein strenger Blick auf mir lastet, die Augen Signor De Pasquales. Er ist nicht überzeugt von meinen Fahrkünsten. Er spricht sowieso immer laut, jetzt beginnt er zu schreien. Er dürfte nicht zu den geduldigsten Sizilianern gehören. Aber er ist eben auch ein älterer Mann, Vater und Großvater – streng, aber sorgend. Attenzione, Marco!...
Über den Besuch in der Zulassungsstelle in Messina: „Eine kleine alte Frau, nicht größer als eineinhalb Meter, schreit mich im zweiten Stock eines Behördengebäudes mitten in Messina an. Sie trägt ein in die Jahre gekommenes blaues Kleid und brüllt immer wieder in meine Richtung. Einen Satz entschlüssele ich, Che cosa ci fai qui?, was ich eigentlich hier wolle? Da ich nicht imstande bin zu antworten, mache ich kehrt. Das lässt die Alte noch lauter geifern. Zuvor hatte ich eine Tür geöffnet. Es war die richtige Behörde, aber die falsche Tür. Plötzlich stand sie mit beiden Armen fuchtelnd vor mir. Ich bin einiges aus deutschen Behörden gewohnt, aber angeschrien wurde ich noch nicht. Ich höre ihr Keifen noch zwei Stockwerke tiefer, kein Amtsitalienisch. Wenig später sitze ich dem Mann gegenüber, den ich eigentlich suchte. Er verlangt drei Dinge, einen Ausweis, fünfundzwanzig Euro und die Autonummer des Cinquecento von Signor De Pasquale – ME 111948….“
Entspannter dann die eigentliche Reise durch Italien. Start auf Sizilien, die Route führte über Kalabrien, Kampanien, die Amalfiküste, Neapel, Abruzzen, Latium, Rom, Bologna, Apennin, Ligurien, Turin bis nach Hamburg. Höchstgeschwindigkeit: um 100 km/h. „Die sind wir nie ausgefahren, unser Reisetempo lag bei 60 – 80 km/h“, erzählt Marco Maurer.
Begleitet wurde er bei der Reise von einem der besten Fotografen Deutschlands, Daniel Etter. Der Pulitzer-Preisträger hielt die schönsten Momente der Italien-Reise mit seiner Kamera fest. Station machten die beiden u.a. auf Safran-und Olivenfarmen, Weingütern, Autowerkstätten, Fußballstadien und natürlich wurde „La Cucina“, Italiens Küche, besucht und ausgiebig getestet (es gibt 25 leckere Originalrezepte im Buch, die von den jeweiligen Gastgebern stammen).
7.000 km legte das Duo im Fiat 500 zurück.Das Auto hielt sich tapfer, nur bei Turin machte das Getriebe Probleme. Wir fanden die Original-Abarth-Werkstatt, die Hilfe versprach. Allerdings sollte die aufwendige Reparatur etwa drei Wochen dauern, sagte der Meister. Schließlich müsse auch der Motor ausgebaut werden. Nach der Mittagspause änderte er seine Meinung und versprach, dass das Auto innerhalb von drei Tagen fertig sei. Wir erfuhren, dass er als Lehrling bei Carlo Abarth ausgebildet wurde“, erinnert sich Maurer.
Wie reagierten denn die oft schnellen und manchmal hitzigen italienischen Autofahrer auf den alten, gemächlichen Fiat? War das für sie ein Verkehrshindernis? Marco Maurer: „Nein, eher mit Respekt und Bewunderung. Uns hat keiner angehupt oder gedrängelt. Außerdem hatten wir ja noch das sizilianische Nummernschild am Wagen…
Rund um die kultige Italien-Reise ist in Hamburg inzwischen ein kleiner Kosmos aus Buchhandlung, Ausstellung und Talkshow entstanden („Little Italy in Hamburg“ nannte der NDR das Projekt).
So hat Marco Maurer die einzige Ein-Buch-Buchhandlung der Welt gegründet. Im Lehmweg 43 in Hamburg gibt es nur seine Italien-Erzählung, für echte Liebhaber sogar in der Sonderedition (mit Prägestempel, limitiert auf 500 Exemplare, 5 Euro davon gehen an Seawatch, SOS Kinderdörfer oder Arbeiterkind.de). Besucher können hier aber auch eine kleine italienische Kirche, eine historische Cinquecento-Werkstatt aus Turin oder ein Café aus den 60ern bestaunen (Espresso kostet 1 Euro). Zudem veranstaltet Maurer hier seine „Amici-Talks“ mit Prominenten. „Little Italy in Hamburg“ nannte der NDR das Projekt.
Damit die Finanzierung von Laden und Ausstellung dauerhaft gesichert sind, werden noch Spender gesucht. Marco Maurer: „Damit können wir die beteiligten Personen fair bezahlen und eine mögliche Verlängerung und Umzug meistern.“

Unter https://www.startnext.com/marco-e-amici kann man die Erlebnisbuchhandlung unterstützen.
Achtung: Das Crowdfunding geht nur noch bis zum 7. Mai.
Weitere Infos zu Autor und Buch unter:
https://linktr.ee/marcoeamici


Marco Maurer
Meine italienische Reise
oder wie ich mir in Sizilien einen uralten Cinquecento kaufte
und einfach nach Hause fuhr

240 Seiten, 150 Abbildungen
Gebunden, 17,0 x 24,0 cm
€ 26,00 [D] / € 26,80 [A] / CHF 36,50
ISBN 978-3-7913-8694-2

Fotos: Daniel Etter

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