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OCC-Mitarbeiter Simon:
Ich saß im 6,5 Millionen Alfa

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82.000 Besucher aus aller Welt in sieben großen Messehallen, unzählige Oldtimer, Youngtimer, Rennfahrzeuge, Millionenobjekte, Supersportwagen, Custom-Cars, Restomods, rare Motorräder, Clubtalks, Promi-Interviews – kurzum: die Retro Classics in Stuttgart waren eine gigantische Offenbarung für jeden Klassiker-Fan.

Mittendrin im Getümmel: natürlich auch OCC. Wir waren mit einem Stand auf der Messe und hatten mehrere Kollegen vor Ort. Einer von ihnen: Simon Albrecht (24), bei OCC der Profi für Ton und Bild.

Hier erzählt er von seiner aufregenden - und zum Schluss etwas abenteuerlichen - Reise zum Mekka der Oldtimerfans aus ganz Europa.

6 Uhr klingelt Wecker, 27 Kilo Gepäck

„Was braucht man eigentlich, um als Filmprofi eine große Oldtimermesse zu besuchen? Antwort: eine Menge Gepäck, stramme Waden, kräftige Oberarme und viel Geduld! Als Verantwortlicher für Videoproduktionen bei OCC habe ich ein ganz schönes Päckchen zu tragen. Genauer gesagt, einen großen Rucksack voller Kameraequipment, Objektive, Mikros, drei Stative, Akkus, Laptop. Da kommen schnell 27 Kilo zusammen.

Am Donnerstag ging es für mich sehr früh los. 6 Uhr aufstehen, um 7 Uhr aus dem Haus, dann den Zug nach Hamburg kriegen. Am Hauptbahnhof dort umsteigen und in den ICE nach Stuttgart einsteigen. Dank Sitzplatzreservierung konnte ich die fünfstündige Fahrt zum Arbeiten nutzen: ein Imagefilm, der auf der Messe gezeigt werden soll, erhält auf dem Laptop den letzten Feinschliff.

Nach etwa 2 Stunden ist das Video bereit für den Export – die 300 MB große Datei lade ich in rund 90 Minuten hoch auf unseren YouTube-Kanal. Ständig muss ich bangen, dass der Upload nicht einfach abbricht. Internet und Schnellzug – das passt manchmal noch nicht so richtig…
In Stuttgart angekommen, die erste Verwirrung. Wo ist jetzt der Ausgang? Links oder rechts?

Die farbigen Linien zeigen nach rechts zur U-Bahn, also geht‘s nach rechts.
Ich schleppe mein Gepäck gefühlte zwei Kilometer, bis ich den Eingang zur U6 Richtung Messe/Flughafen gefunden habe.

Traum-Alfa unbezahlbar

Am Messegelände checke ich schnell im Hotel ein, sprinte dann hoch zum Zimmer. Jetzt heißt es: Equipment startklar machen für den Dauereinsatz auf der Retro Classics. Das Messegelände kann ich vom Hotelfenster aus erblicken, der Weg ist zum Glück ganz kurz. Mit dem Rucksack auf dem Rücken und Stativtasche in die Hand stiefele ich zur Halle 1.
Sofort vergesse ich das schwere Gepäck und all die Mühen, als ich die herrlichsten Autos erspähe, soweit das Auto reicht. Überall blitzt Chrom, es riecht nach Öl, Benzin und Leder, ein hundertfaches Stimmengewirr summt mir im Ohr. Aus der Ferne erkenne ich bereits unseren blauen OCC-Messestand, meine Kollegen Till Waitzinger, Stephan Lehnen, Thomas Kahns, Tobias Haff, Marco Wenzl und Tim Nagel beraten schon die ersten Messebesucher.

Mein Job jetzt: Stative aufbauen, Mikrofone richtig einstellen und Motive suchen. Wie wäre es mit dem Alfa Romeo 8C 2300 „Monza“, der direkt neben dem OCC-Messestand steht? Ein Rennwagen aus den 1930ern mit viel Historie. Meine Kollege Till Waitzinger klärt mich auf, dass der Alfa etwa so viel wert ist wie zwei (!) neue Bugatti Chiron (die kosten um die drei Millionen Euro). Der 8C wird von seinem Besitzer noch regelmäßig gefahren und schafft 240 km/h Spitze. Ich muss an meinen babyblauen Fiat 500 denken, der schon bei Tempo 160 recht ungemütlich wird… Schnell zücke ich mein Handy und schieße die ersten Bilder für Instagram Stories.

Dann drehe ich die Interviews mit Ausstellern und Messebesuchern. Die Zeit vergeht wie im Fluge. Nach 20 Uhr ist mein erster Arbeitstag auf der Messe zu Ende. Auf dem Hotelzimmer lade ich alle Akkus. Problem: es gibt nicht genug Steckdosen für fünf Kamera-Akkus, zwei Shotgun-Mikrofonen, drei Wireless Mikrofone, ein Gimbal - das ist ein motorisierter Kamerastabilisator - und das eigene Handy. Ich sortiere und prüfe, welche Batterie noch am meisten Saft hat, übertrag die Daten aus den Speichern und falle todmüde ins Bett.

Currywurst, Weinparty und ein Elektro-Renner

Der Freitag beginnt viel zu früh – ich habe kaum geschlafen, die Eindrücke des ersten Tages schwirren mir noch im Kopf. Und die ersten Interviews sollen schon um halb 10 starten. Ich stärke mich mit einem englischen Frühstück am Buffet und stürze mich wieder ins Messegetümmel. Fotos, Gespräche, Videos wechseln sich ab. Es gibt wirklich in jeder Ecke der Retro Classics etwas zu entdecken. Ich packe das Gimbal aus, drehe einen BMW im Martini Look, diverse Ferrari und Supercars.

Porsche hat mich immer fasziniert, umso schöner, dass es auf der Messe eine Sonderschau dieser Marke gibt. Eine Menschentraube umringt einen Sportwagen, es ist eine Elektro-Renn-Studie. Klar, dass ich auch hier Bilder mache, schließlich sind E-Autos immer ein heiß diskutiertes Thema in der Community. Das bietet Material für spannende Posts.

Der zweite Messetag endet nach vielen Interviews und Postings auf unseren Social Media Kanälen gegen 17 Uhr. Jetzt brauche ich eine kleine Mahlzeit und gönne mir eine leckere Currywurst mit Pommes. Was auffällig ist: in Stuttgart sind auch ziemlich viele Youngtimer und Premiumcars am Start. Neue Corvettes, Lamborghini, McLaren - aber auch einige SUVs. Die finde ich auf einer Klassikermesse ziemlich fehl am Platz. Eine Standparty mit Wein und flotter Musik beendet Tag 2 auf der Retro Classics.

Chaos in Hamburg und ein unliebsamer Gast

Am Samstag klingelt der Wecker um 7.30 Uhr: Abreisetag. Den Rucksack packe ich so, dass die schweren Sachen, die ich nicht mehr brauche, unten liegen. Schließlich habe ich noch bis zur Abfahrt noch etwas Zeit, Fotos auf der Messe zu machen. Ich schlendere noch einmal durch die Hallen, schaue mir ein letztes Mal den millionenschweren Alfa 8C an, verabschiede mich bei meinen OCC-Kollegen. Ich nehme eine U-Bahn früher, um den Zug nach Hamburg rechtzeitig zu bekommen. "Alles läuft wie am Schnürchen", denke ich entspannt. Doch am Hauptbahnhof Stuttgart ist mein Zug auf der Anzeigetafel verschwunden…

„Ja, der Zug fällt aus“, bestätigt mir die Auskunft der DB. Irgendeine Baustelle bei Frankfurt sorgt für das Chaos. Es ist ziemlich kalt, ich friere. Das kann ein langer Abend werden… Verspätung reiht sich an Verspätung, ich trinke Energydrinks, um wach zu bleiben. Mit etwa 30 min Verzögerung kommt der Zug schließlich in Hamburg um 22.50 Uhr an. Nächstes Problem: mein Zug nach Lübeck hat auch Verspätung. Lautsprecher schnarren, ein Polizeieinsatz sorgt wohl für das Problem.

Eigentlich hätte ich schon längst Daheim sein müssen. Stattdessen warte ich auf dem ungemütlichen Hamburger Hauptbahnhof, der abends nicht gerade geizt mit „spannenden“ Zeitgenossen. Einer spricht mich auch prompt mit aggressiver Stimme an, ob ich mich über ihn lustig gemacht hätte. Adrenalin schießt durch meinen Körper, mein Herz schlägt wild. Jetzt bloß keinen Ärger! Ich kann den Mann aber beruhigen, das scheint ihn zu entspannen. Bloß weg hier…

Um 23.45 Uhr startet der Zug nach Lübeck - mit 45 Minuten Verspätung… Er ist völlig überfüllt. Unterwegs halten wir natürlich noch dreimal unplanmäßig. Um zwei Uhr nachts ist dann meine Odyssee endlich zu Ende. Mein Fazit: Ich freue mich schon auf die nächste Oldtimermesse. Aber bitte nicht mehr mit der Deutschen Bahn…“

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