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Oldtimer für wenig Geld
Honda XBR 500 S

Alles was man braucht um auf zwei Rädern glücklich zu werden
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Von Bruno von Rotz*

Oldtimer-Fahren sei teuer, hört man oft. Ein Luxus-Hobby. Muss es aber nicht sein. Schon mit einer niedrigen vierstelligen Summe ist man bereits dabei, vielleicht nicht auf vier, aber zumindest auf zwei Rädern. Ein Selbst-Beweis.

Es war im Jahr 1984, als ich mit dem Motorradfahren begann, beeinflusst durch das Buch “Zen oder die Kunst ein Motorrad zu warten” von Robert Pirsig. Irgendwie hatte es mich gepackt, nachdem ich zuvor die Frischluft vor allem mit Cabriolets genossen hatte.

Zunächst leider noch nicht

Die Motorradfreuden begannen mit Einstiegsmotorrädern mit 125 cm3. Schon bald erkannte ich, dass mit der Leistung der kleinen Motoren nicht viel zu machen war und beim Studium der Motorrad-Fachzeitschriften (u.a. Tourenfahrer) stiess ich auf die Honda XBR 500 S, die mir wie die perfekte Maschine vorkam - leicht, stark und optisch attraktiv. Aber als Neu-Motorrad halt auch zu teuer. So kam’s nie zum Kauf, aber vergessen habe ich die Honda nie.

Noch einmal von vorne

Viele Jahre später bot ich aus Spaß bei einer Online-Versteigerung für eine Honda XBR 500 S mit und erhielt beim Startpreis bereits den Zuschlag. Die Maschine hatte zwar schon einiges erlebt, war aber zugelassen und fahrbereit.

Als nächstes besorgte ich mir den Testbericht der Zeitschrift “Tourenfahrer” erneut und verglich meine ersten Fahrerfahrungen mit den Worten des damaligen Tests: «Probiere ich’s doch einfach mal mit einer klassischen Stellung. So wie es alte verstaubte Bücher zeigen, die von der Liebe zu kernigen Motorrädern handeln. Leicht nach vorne gebeugt, das Gleichgewicht zwischen Erdanziehungs-Beschleunigungskraft und Gegenwind auslotend. Die Füsse ein ganz klein wenig nach hinten abstützend. Und siehe da: es klappt. Ich sitze auf der XBR wie auf einem klassischen Motorrad. … Die XBR dürfte selbst manchen Engländer- und Italienfan aus der Reserve locken. Den dafür notwendigen Klang hat sie auf jeden Fall …»

Mehr ist nicht immer besser

Tatsächlich, die Honda XBR 500 S war genauso gut, wie ich mir das vorgestellt hatte. Unglaublich handlich, vergleichsweise leichtgewichtig (knapp über 170 kg) und sehr bequem. Und die aus heutiger Sicht mageren 27 PS? Die reichen meist völlig aus, fährt man doch in der Schweiz meist mit 60 oder 80 km/h durch die Gegend und da hat man noch genügend Leistungsreserven. Mehr Pferdestärken machen oft nur begrenzt mehr Spaß, dies kann ich selber bezeugen, da die Honda schon bald nicht mehr als einziges Motorrad in der Garage stand.

Retro

Aber die Honda XBR 500 S passt in die heutige Zeit fast noch besser als in die damalige. Konzipiert als Retro-Motorrad, wirkte sie schon 1985 bei der Lancierung wie ein Klassiker, erinnerte an die britischen Zweiräder der Fünfziger- und Sechzigerjahre. Allerdings hatten die Honda-Ingenieure nicht mit einem Schuss Moderne gespart. Der Einzylindermotor mit 498 cm3 kam aus der XL-Enduro, wies vier Ventile und eine Ausgleichswelle auf. Gestartet konnte er via Druck auf ein Knöpfchen oder via Kick werden.

Das Fahrwerk sah zwar nostalgisch aus, war aber auf der Höhe der Zeit und für die Leistung reichte die hintere Trommelbremse in Kombination mit der Scheibe vorne völlig aus. Optisch als “naked bike” (wie man später sagte) aufgemacht, überzeugte sie in den Achtzigerjahren Nostalgiker und tut es heute noch.

Ganz glücklich war der Wurf aus Verkaufssicht allerdings nicht. Zwar war die Nachfrage anfänglich groß, doch das Interesse ließ schnell wieder nach und Ende der Achtzigerjahre war schon wieder Schluss, zumindest wenn man die GB 500 TT, die nach ähnlichem Rezept gebaut wurde, aber mit Speichenrädern und noch nostalgischerem Design aufwartete, nicht dazuzählt. Aber auch deren Leben währte nur kurz.

Etwas Liebe nötig

Im Concours-Zustand kann ein billig ersteigertes Motorrad natürlich nicht sein, schließlich ist die Honda auch bereits 35 Jahre alt und hat über 40.000 km wohl einiges erlebt. Wenn man sie perfekt haben wollte, wäre einiges an Reinigungsenergie, aber auch Lackierarbeiten nötig. Ein paar Teile müsste man sicherlich auch noch ersetzen und auch mechanisch könnte man einiges verbessern. Das eilt aber alles nicht, im Moment lässt sich das Motorrad auch so genießen.

Ganz so einfach steht es mit der Teileversorgung sowieso nicht. So sind beispielsweise die meist gebrochenen Anbauelemente der vorderen Blinker nicht mehr erhältlich und auch sonst gibt es für viele Komponenten keinen Nachschub. Ebay und Co helfen teilweise, aber oft ist Improvisationskunst gefragt.

Die Preise für gut erhaltene XBR-500-Modelle liegen teilweise überraschend hoch, aber der Einstieg kann, wie bewiesen, auch deutlich tiefer gelingen.

* Der Schweizer Bruno von Rotz ist ausgewiesener Experte für Vehikel auf zwei und vier Rädern. Im Hauptberuf ist er Chef von Zwischengas.com, des größten Oldtimer-und Youngtimer-Portals im deutschsprachigen Raum.

Fotos: Balz Schreier, Bruno von Rotz, Werk/Honda

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