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Großer Auftritt in Psychothriller: Mercedes 450 SEL 6.9

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Als „Hot Rod der Banker“ bezeichneten ihn die Amerikaner. Der Mercedes 450 SEL 6.9 galt 1975 als bestes Auto der Welt – so titelte damals die deutsche Fachzeitschrift „auto motor und sport“.
Schnell (Spitze 225 km/h), stark (560 Nm maximales Drehmoment) und irgendwie leicht größenwahnsinnig (V8 mit 6,9 Litern Hubraum). Ein Traumwagen aus Germany. Knapp 2 Tonnen schwer. Mit einer Hydropneumatik, wie man sie auch von Citroen kannte.
Der W 116 war das Spitzenmodell seiner Baureihe. Knapp 70000 D-Mark (exakter Listen-Einstiegspreis 1975: 69.930 D-Mark) musste man für den Über-Benz berappen. Dafür gab’s damals auch schon eine schicke Eigentumswohnung.
7380 Fahrzeuge liefen in der viereinhalbjährigen Produktionszeit insgesamt vom Band. 1816 Exemplare fanden ihren Weg in die USA (Kennzeichen: breitere Stoßfänger, runde Doppel-Scheinwerfer).

Was bekam der Kunde ab Werk für die 70000 D-Mark? Hier die Serienausstattung 1975



Automatische Niveauregulierung
Automatisches Getriebe
Servolenkung
Differentialsperre
Scheibenbremsen, vorn innenbelüftet
Bremskraftverstärker
Bremsbelagverschleiß-Warnleuchte
Tempomat
Klimaanlage
Colorverglasung
Front- und Heckscheibe Verbundglas
Heizbare Heckscheibe
Drehzahlmesser
Elektrische Fensterheber
Halogen Haupt- und Nebelscheinwerfer
Nebelschlussleuchte
Vier Automatik-Sicherheitsgurte
Vier Kopfstützen
Klappbare Armlehnen vorn und hinten
Scheinwerfer Reinigungsanlage
Zentralverriegelung

Seinen großen Auftritt hatte der Wagen gleich in zwei Kult-Filmen. Der bekanntere: „Lost Highway“ (1997) von David Lynch. Bösewicht Mr. Eddy steuerte in dem Movie den offenbar getunten Benz mit „1400 Horsepowers“ (O-Ton). Das scheint etwas übertrieben. Ab Werk hatte die elegante Limousine 286 PS.

Mit 200 km/h durch Paris

Der zweite Film mit einem 450 SEL 6.9 war ein 8minütiger Kurzfilm von Regisseur Claude Lelouch (geb. 1937). In „C’était un rendez-vous“ zeigte der Franzose – übrigens selbst am Steuer - die halsbrecherische Fahrt eines 6.9 durch das morgendliche Paris an einem Sonntag im August. Das Besondere: Die Kamera war an der Stoßstange angebracht und filmte so eine (für damalige Verhältnisse) atemberaubende Perspektive kurz über dem Asphalt bei Geschwindigkeiten bis zu 200 km/h.

25 Liter Super auf 100 Kilometer


Selbstverständlich fragte damals niemand nach dem Verbrauch. Bis zu 25 Liter Super genehmigte sich der bärenstarke V8 – in der Stadt. Auf Autobahnen konnten gemächliche Fahrer den Durst des Motos auf unter 20 Liter drücken. Heute sind „Sechsneuner“ selbstverständlich bei Sammlern begehrt. Exemplare in Zustand 2 kratzen aktuell an der 30000 Euro Marke, Top-Autos kosten mindestens 50000 Euro.


Technische Daten




Länge: 5,06 m
Breite: 1,87 m
Höhe: 1,41 m
Radstand: 2,96 m
Motor: Achtzylinder-Viertakt-V-Motor, Hubraum 6834 ccm, Leistung 286 PS bei 4250 U/min, Drehmoment 560 Nm
Beschleunigung: 8,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h (Messung „auto, motor und sport“, 1975), 7,4 Sekunden Werksangabe
Höchstgeschwindigkeit: 234,1 km/h (Messung „auto, motor und sport“, 1975), 225 km/h Werksangabe
Bauzeit: 1975-1980